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Mindeslohn: Wirtschaftsweiser: „Deutschlands Führungsrolle ist in Gefahr“

Was bringt der Mindestlohn? Der Vorsitzende des Wirtschafts-Sachverständigenrats der Bundesregierung, Christoph Schmidt, im Interview.

Herr Schmidt, die Wirtschaft ist unzufrieden mit dem Koalitionsvertrag. Was wird jetzt aus dem Aufschwung?

Besser wird die Konjunktur dadurch jedenfalls nicht. Das Problem sind aber vor allem die strukturellen Veränderungen durch den gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro und die zusätzlichen Rentenzahlungen.

Geht das Beschäftigungswunder der vergangenen Jahre zu Ende?

Je mehr der Mindestlohn greift und je mehr Menschen die neue Rente mit 63 Jahren nutzen, desto eher wird das Wirtschaftswachstum zurückgehen. Alle Beschäftigungsprognosen muss man jetzt hinterfragen.

Ist Deutschlands wirtschaftliche Führungsrolle in Europa in Gefahr?

Das ist meine große Sorge. Wir haben als Anker des Wachstums in Europa eine große Verantwortung. Diese verletzen wir, wenn wir unsere Strukturreformen zurückdrehen. Wir können nun nicht mehr auf die Hartz-Reformen und die Agenda 2010 verweisen und andere Länder ermahnen, im gleichen Maß an ihrer Wettbewerbsfähigkeit zu arbeiten.

Sie sehen Deutschland auf den Stand vor 2003 zurückgeworfen?

Wir geben ohne Not ein Stück Flexibilität am Arbeitsmarkt auf. Und das, obwohl wir die Debatte über die Notwendigkeit solcher Reformen längst hinter uns haben. Tröstlich ist, dass der Mindestlohn faktisch erst ab 2017 überall wirken wird. Wenn bis dahin Produktivität und Reallöhne weiter wachsen, wird der Schaden etwas kleiner.

Gibt es auch etwas im Koalitionsvertrag, das Ihnen gefällt?

Union und SPD wollen mehr für Innovationen in Deutschland tun und hier mehr Geld bereitstellen. Das ist eine gute Nachricht.

Das Gespräch führte Carsten Brönstrup.

Christoph Schmidt (51) ist Vorsitzender des Wirtschafts-Sachverständigenrats der Bundesregierung. Zudem leitet er das Rheinisch-Westfälische

Institut für Wirtschaftsforschung in Essen.

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