zum Hauptinhalt
Jörn Ehlers und Frank Krippner mit ihrem Elektro-Motorrad vor dem Atomkraftwerk Fessenheim.

© Frank Krippner

Mit dem Elektro-Motorrad nach Marrakesch (2): Zu Gast bei einem uralten Atomkraftwerk

Vom Energiewendeland nach Frankreich, wo Atomenergie immer noch eine große Rolle spielt: Der Umweltschützer und der Ökostromer werfen auf ihrer Tour einen langen Blick in die Vergangenheit.

November sei nun "nicht die allerbeste Zeit" für einen Motorradtrip. Das hat der Sprecher der Umweltstiftung WWF, Jörn Ehlers, schon am dritten Tag seiner Tour von Berlin nach Marrakesch herausgefunden. Von Ludwigsburg aus, "wo wir an der edelsten Stromtankstelle der Stadt das Motorrad hätten laden können", fuhren er und sein Kollege Frank Krippner vom Ökostromanbieter Lichtblick in Richtung französischer Grenze. "Bis Pforzheim hat es in Strömen geregnet", erzählt Ehlers. Es war nicht so kalt wie beim Start in Berlin, "aber wir waren pitschnass", berichtet er.

Die beiden Marrakesch-Reisenden beschlossen also, bis kurz vor der französischen Grenze mit dem Begleitfahrzeug zu reisen. Allerdings ging auch das nicht reibungslos. Denn als ihr Begleiter den Reifendruck prüfen wollte, "ist ihm das Ventil um die Ohren geflogen", erzählt Ehlers. Also musste zunächst der Reifen gewechselt werden. Aber dann haben Ehlers und Krippner die erste Landesgrenze überschritten.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Vor der Kulisse des ältesten französischen Atomkraftwerks in Fessenheim an der deutsch-französischen Grenze informierten sie sich über den Stand der Atomdebatte in Frankreich. Lucien Jenny, der im Elsass seit Jahren für die Bürgerinitiative "Les Citoyens Vigilants des environs de Fessenheim" (Bürgerinitiative der wachsamen Umweltschützer von Fessenheim) arbeitet. Aktuell steht der eine Meiler bereits still, wegen Sicherheitsproblemen. Der zweite Meiler wird ebenfalls in wenigen Wochen vom Netz genommen. Bis März 2017 dürfte Fessenheim wohl keinen Strom mehr erzeugen, so die Planung.

"Heute war es einfach, Ökostrom zu tanken", berichtet Jörn Ehlers. Denn Lucien Jenny ist ein Pionier. Er hat eine Solarthermieanlage auf dem Dach, die er schon Ende der 1970er Jahre dort angebracht hat. "Die funktioniert immer noch", lacht Ehlers. Und das Duschwasser wird von der Sonne gewärmt. Auf einer Terasse hat Jenny eine Solarstromanlage installiert, die sein Elektro-Motorrad antreibt - und nun auch die Elektromotorräder von Ehlers und Krippner wieder aufgeladen hat.

Lucien Jenny arbeitet in Fessenheim seit Jahrzehnten daran, Alternativen für die Stromerzeugung und die Wärmeversorgung zu finden. Mit Erfolg.
Lucien Jenny arbeitet in Fessenheim seit Jahrzehnten daran, Alternativen für die Stromerzeugung und die Wärmeversorgung zu finden. Mit Erfolg.

© Frank Krippner

Der Freiburger Umweltjournalist Bernward Janzing hat für den WWF zusammengetragen, wie es um die französische Atomenergie aktuell bestellt ist. Sein Fazit: nicht gut. "Im September erzeugten die Reaktoren satte 13,4 Prozent weniger Strom als im gleichen Monat des Vorjahres. Seit Jahresbeginn haben die französischen Atomkraftwerke fast 20 Milliarden Kilowattstunden weniger produziert als im gleichen Zeitraum 2015", schreibt Janzing.

In Frankreich gibt es zwar einen starken politischen Willen, erneuerbare Energien auszubauen. Aber einen geplanten Atomausstieg gibt es im westlichen Nachbarland nicht. Dennoch standen Mitte Oktober "20 der 58 Atomreaktoren im Land still", schreibt Janzing. "Zum Teil stehen Routinekontrollen an, andere Anlagen haben ernsthafte Sicherheitsprobleme. " Deshalb habe "die französische Aufsichtsbehörde ASN am 18. Oktober den französischen Energiekonzern Eléctricité de France (EdF) angewiesen, außerplanmäßig fünf Reaktoren vorübergehend stillzulegen". Offenbar besteht der Verdacht, dass die Dampferzeuger womöglich aus minderwertigem Stahl produziert worden sein könnten.

Der Tagesspiegel begleitet die beiden Marrakesch-Fahrer in seiner Online-Ausgabe und fragt regelmäßig nach, was Jörn Ehlers und Frank Krippner unterwegs gesehen haben - und wie die Reise auf dem Elektro-Motorrad voran geht. Sie finden die Texte auf den Themenseiten: E-Mobilität und Klimagipfel.

Teil 1 des Reiseblogs finden Sie hier: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/mit-dem-elektro-motorrad-nach-marrakesch-1-lautlos-und-von-null-auf-hundert-in-sekunden/14798706.html

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false