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Wirtschaft: Mit Erfahrung helfen und profitieren

Spezialisten wie Christian Schneider, Vijay Sondhi oder Christian Wedell finden sich nicht in den Gelben Seiten.Ihre Namen werden unter Leuten herumgereicht, die ein innovatives Computerprogramm entwickelt haben und ein eigenes Unternehmen gründen wollen.

Spezialisten wie Christian Schneider, Vijay Sondhi oder Christian Wedell finden sich nicht in den Gelben Seiten.Ihre Namen werden unter Leuten herumgereicht, die ein innovatives Computerprogramm entwickelt haben und ein eigenes Unternehmen gründen wollen.Schneider, Sondhi und Wedell sind erfahrene Manager der Softwarebranche.Sie greifen den Firmengründern mit Startkapital und Beratung unter die Arme.

Sie bewerten die Gründerpläne mit der Sicherheit langjähriger Managementerfahrung und stellen ihr eigenes Beziehungsnetz in der Informations- und Telekommunikationsindustrie bereit: Wedell beispielsweise war Deutschlandchef von Microsoft, Schneider gehörte der Spitze des Spezialprogrammeanbieters Utimaco an.Und Sondhi ist Finanzchef des gerade an den Neuen Markt gegangenen Softwareherstellers Ixos.

Sie sind Business Angels.Investoren-Betreuer sind sie eher zufällig geworden.Christian Schneider, stolperte nach seinem Ausscheiden bei Utimaco über die Gründungsfirma Rival Network, die einen Internet-Spielekanal einrichten wollte.Mit einem halben Dutzend weiterer Privatleute stieg er ein."Wir brachten alle etwas anderes mit: Geld, Netzwerk, Betreuungszeit."

Es ging darum, die Überlebenschancen des jungen Unternehmens zu verbessern - dasselbe Ziel hat Schneider nun auch bei sieben weiteren Firmen, die er als Business Angel betreut."Jeder Gründer, auch ein Schreiner, der sich selbständig macht, kann einen erfahrenen Ratgeber gebrauchen", sagt er.Schneider wird in Personalfragen konsultiert, warnt frühzeitig vor Schieflagen, und sieht sich in Krisenzeiten, die bei Wachstumsunternehmen anfangs gar nicht so selten sind, als "Geländer" für den Entrepreneur.Etwa, wenn dem die Vision abhanden kommt und der Streß über den Kopf wächst.Im konkreten Fall überzeugte Schneider den Unternehmer, daß es sich lohnte weiterzumachen - und rettete dessen Traum ebenso wie das eingesetzte Kapital.

Warum tut sich ein Manager das an? "Ich akquiriere ja nicht, ich habe ja genug zu tun", schmunzelt Schneider, dem man den begeisterten Unternehmer abnimmt, wenn er über seine Firmen erzählt.

Das ist auch bei Vijay Sondhi so.Neben seiner Aufgabe bei Ixos engagiert er sich bei dem Gründungsunternehmen NXN, das Werkzeuge für die Entwicklung von Computerspielen herstellt.Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, wie er meint: "Tatsächlich stecke ich da ein paar Stunden jeden Monat hinein.Es macht mir Spaß, und ich fühle eine Verpflichtung gegenüber der Technologie-Szene."

Altruismus ist allerdings nicht die Triebfeder, sich für anderer Leute Geschäft einzusetzen."Wer nach dem Studium in einer Wachstumsfirma Erfolg hat, will das wieder erleben", beschreibt Sondhi, der nach dem MBA-Studium bei einer Unternehmensberatung gearbeitet hat, seine Motive."Man spürt die Energie, wenn diese Firmen schnell wachsen.Mir macht das Spaß.Es geht dabei nicht primär um Geld.Aber natürlich habe ich NXN-Anteile bekommen."

Außerdem erweitert der Kontakt mit den Gründern der nächsten Generation den Horizont.NXN entwirft Programmwerkzeuge zur Entwicklung von Computerspielen.Für Sondhi ist das eine andere Welt: "Ich habe viel von NXN gelernt, was andere Märkte angeht." Auch der Einblick in das Neueste, was die Technik zu bieten hat, ist zuweilen ein Motiv, innovativen Gründern kommerziell auf die Beine zu helfen.

Namen werden in der Venture-Szene mit Rücksicht auf deren Diskretionsbedürfnis nur hinter vorgehaltener Hand weitergegeben: Ein früherer Vorsitzender der FDP- Bundestagsfraktion wird als Finanzier eines Chipherstellers genannt.Ein Miteigentümer eines Gartengeräteherstellers ist an einer Ulmer Biotech-Firma beteiligt.Und einige Topmanager von Ruhrkonzernen gelten als Venture-Capital-Geber für Neue-Medien-Unternehmen.

Doch bei vielen solcher Geldgeber sind die Technologiekenntnisse, Managementbeiträge und Branchenverbindungen meist gering."Wer nur Geld hat, ist für High-Tech-Gründungen von abnehmendem Wert", sagt Wedell."In Deutschland konkurriert ungewöhnlich viel Gründungsgeld um wenige gute Deals.Dagegen wird das Wissen um Branchentrends, die Erfahrungen bei einer früheren eigenen Firmengründung und ein Netz von Kontakten in der Branche immer wichtiger."

Billig ist weder die private Kapitalspritze noch das eingebrachte Wissen.Für sein riskantes Engagement verlangen die "Engel" vergleichsweise hohe Kapitalanteile.Problematisch ist dabei die Bewertung und Sicherung des einzubringenden Know-hows.Vor einer Firmengründung können Business Angels nur schuldrechtliche Abreden mit den betreuten Gründern treffen.Aber auch diese riskieren etwas: Bringt die Zusammenarbeit mit dem Business Angel nicht den gewünschten Effekt, können sie die gewährten Firmenanteile später kaum zurückfordern.Die Nachfrage nach knappem Managementwissen treibt Blüten."Nur ein geringer Teil derer, die als Business Angels auftreten, sind kompetent für die Begleitung von Wachstumsunternehmen", konstatiert der Venture-erfahrene Münchener Rechtsanwalt Christoph von Einem.

Das beeinträchtigt Bemühungen, den Markt für private Gründungsbeteiligungen und Angel-Dienste transparenter zu gestalten.Diesen Versuch unternimmt etwa das Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND), das seine Dienste über die Venture Management Services der Deutschen Börse im Internet anbieten will.Die Idee scheint einleuchtend: Gründer stellen ihre Vorhaben anhand eines von BAND entwickelten Formulars vor.Das heißt, daß sich die Business Angels sich unter Angabe von Eckdaten der von ihnen bevorzugten Projekte zunächst anonym präsentieren.Doch haben viele Venture Capitalisten nur geringe Erwartungen an das Angebot im Internet.Ein Business Angel, der drei oder vier Unternehmen betreut hat, habe es kaum nötig, diesen Weg zu gehen, heißt es immer wieder.

Allerdings geht es dabei auch um handfeste wirtschaftliche Interessen.Denn anders als in den USA ist die deutsche Szene schon dabei, sich zu professionalisieren.Gottfried Neuhaus, ehemals Eigner des nach ihm benannten Herstellers von Modem- und Netzwerkkarten, ist ein Beispiel dafür.Er hat seine Angel-Aktivitäten in der Gesellschaft Techno Nord gebündelt, die nun eng mit der Technologieholding VC kooperiert.Auch Christan Wedell hat sein Angel-Dasein in eine Form gegossen.Er schließt jetzt im internationalen Investor-Netzwerk Encompass Group Deals ab.

Business Angels Netzwerk Deutschland e.V., Berlin, Tel: 030/21254700, Fax: 030/21254701, E-mail: band @ business-angels.de, Internet-Dienst geplant über die Seite: www.exchange.de , Seite im Netz (mit Querverweisen): www.business-angels.de

ANDREAS BOHNE ((HB))

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