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Wirtschaft: Mit Euro-Schecks auf Reisen

Schon ab Januar 1999 soll es Traveller-Cheques mit der Einheitswährung Euro gebenVON FRIEDERIKE STORZ BERLIN.Auslandsreisende werden wahrscheinlich zu den ersten gehören, die mit dem Euro in Europa bezahlen.

Schon ab Januar 1999 soll es Traveller-Cheques mit der Einheitswährung Euro gebenVON FRIEDERIKE STORZ BERLIN.Auslandsreisende werden wahrscheinlich zu den ersten gehören, die mit dem Euro in Europa bezahlen.Zwar nicht mit den frisch entworfenen Eurogeldscheinen und Münzen - die wird es erst im Jahr 2002 geben.Jedoch mit Reiseschecks, die die großen Anbieter der Reise- und Finanzbranche bereits ab Januar nächsten Jahres ausgeben wollen.Dann startet nämlich die Abrechnung des Buchgeldes in Euro, jenes Geldes also, das nicht wirklich in den Portemonnaies der Bürger existiert, sondern nur auf den Bankkonten.Weltweit können Reisende dann mit Schecks in der neuen Gemeinschaftswährung bezahlen.Beim britischen Reise- und Finanzdienstleister Thomas Cook, London, laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren.Mit jährlich 200 Millionen ausgegebenen Schecks im Wert von 10 Mrd.Pfund sind die Briten nach American Express die Nummer zwei auf dem Reisescheckmarkt.Anfang April soll bei Thomas Cook über das Design der Euro-Reiseschecks entschieden werden, die dann im Herbst in Druck gehen sollen."Sie werden aussehen wie normale Reiseschecks, nur steht statt bisher Francs oder Gulden eben Euro darauf", sagt Unternehmenssprecherin Regine Schließer in Frankfurt (Main)."Auch die Beschriftung wird natürlich in mehreren Sprachen sein".Die Einsetzbarkeit der Schecks wird im Grund gleich bleiben.Jedoch könnte sich durch die einheitliche Euro-Währung die Akzeptanz erhöhen, glaubt Schließer."Am Kiosk in Spanien Zeitung oder Eis mit einem Reisescheck zu bezahlen, wird dann eher möglich sein." Das Rückgeld bekommt der Tourist, zumindest bis es die Euromünzen gibt, entsprechend dem Urlaubsland beispielsweise in Lira, Kronen oder Francs.Mit D-Mark- oder Dollar-Schecks war die direkte Bezahlung in den Läden - mit Ausnahme der USA - bislang schwierig.Obwohl sie inzwischen weltweit als Zahlungsmittel gelten, schicken die meisten Ladenbesitzer den Kunden erstmal zur nächsten Bank.Und dort sind manchmal hohe Umtauschgebühren fällig: Zwischen 90 Pfennig, dem Mindestsatz in Italien, bis zu 26 DM (Höchstsatz inklusive nationaler Steuern in Portugal).Diese Gebühren fallen weg, wenn der Euro-Reisescheck - egal ob in Madrid, Paris oder Athen - künftig direkt über die Theke geht.Ist die Umstellungsphase erstmal geschafft, sparen auch die Anbieter von Reiseschecks.Spätestens 2002 werden mit der Ausgabe der Euro-Münzen die Schecks in den nationalen Währungen eingestellt.Aus bisher fünf europäischen Währungen (DM, Francs, Peseten, Gulden und Pfund) unter den insgesamt zwölf Traveller-Cheque-Währungen wird dann eine einzige - vorausgesetzt Großbritannien entschließt sich zu einer Teilnahme an der EWU.Beim Marktführer American Express, der 1997 mit rund 23 Mrd.Dollar fast die Hälfte des rund 50 Mrd.Dollar schweren globalen Reisescheckmarktes auf sich vereinigte, will man sich so auf das Thema Euro einstellen, daß der Kunde problemlos mit der neuen Währung umgehen kann.Dazu gehören neben den Kreditkarten die Traveller Cheques."Zum 1.Januar 1999 soll alles funktionieren", verspricht Unternehmenssprecher Götz Lachmann.Er glaubt, daß Kreditkarten und Schecks vor allem in der Übergangszeit bis zum "echten" Euro im Jahr 2002 einen Aufschwung erfahren werden, da sie nicht an Bargeld gebunden sind.Gültig bleiben die Reiseschecks in DM, Peseten, Gulden oder Francs aber auch nach 2002.Durch die zeitlich unbegrenzte Gültigkeitsgarantie kann "man sie sogar vererben".So guckt also selbst ein "Euro-Kind" in 50 Jahren nicht in die Röhre, findet es einen übriggebliebenen Reisescheck vom Spanienurlaub seiner Ur-Ur-Großmutter auf Peseten.Bei der Citibank, einem weiteren großen Anbieter von Traveller Cheques, sind die Vorbereitungen in der Reiseschecksparte noch nicht so weit gediehen.Man warte auf die Entscheidung der EU-Kommission über die "In- und Out-Länder" im Mai und werde die Bank auf diese Entscheidung vorbereiten, so ein Sprecher.Für Traveller Cheques sei aber "noch nichts Konkretes geplant".1997 betrug das gesamte Volumen an ausgegebenen Traveller Cheques bei Visa International 12,5 Mrd.Dollar.60 Prozent des Wertes der ausgegebenen Schecks entfielen jedoch auf US-Dollar - selbst in Europa.Auch an zweiter Stelle steht nicht die D-Mark sondern das britische Pfund.Die Briten greifen traditiongemäß gerne auf Traveller Cheques zurück.Zum einen, weil der britische Anbieter Thomas Cook quasi als "Erfinder" der Reiseschecks gilt, zum anderen weil die Briten bis vor einigen Jahren noch ihren Pass mit auf die Bank bringen mußten, wenn sie ausländische Währungen kaufen wollten.Traveller Cheques waren für sie die einfachere und bald beliebtere Lösung.Spätestens sobald es auch die Euromünzen und -Scheine geben wird, erwartet Visa einen steigenden Markt für Euro-Reiseschecks.Insgesamt gehe die Sparte jedoch weltweit zurück.Mit Euro oder ohne: Der globale Markt für Reiseschecks mit einem Volumen von aktuell 50 Mrd.Dollar soll bis zum Jahr 2001 bei einem jährlichen Minus von fünf Prozent auf 42 Mrd.Dollar sinken.Plastikgeld sei eben in punkto Wechselkurs erheblich günstiger, so der Visa-Sprecher.

FRIEDERIKE STORZ

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