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Wirtschaft: Mit gebremster Euphorie

Das Frankfurter Parkett ist zwar seit einer Woche verwaist, Kursmakler und Börsianer haben den Saal den Handwerkern überlassen. Jetzt arbeiten sie an provisorischen Arbeitsplätzen in den Nebenräumen des altehrwürdigen Börsengebäudes.

Das Frankfurter Parkett ist zwar seit einer Woche verwaist, Kursmakler und Börsianer haben den Saal den Handwerkern überlassen. Jetzt arbeiten sie an provisorischen Arbeitsplätzen in den Nebenräumen des altehrwürdigen Börsengebäudes. Ihrer Laune schadet das allerdings nicht. Im Gegenteil: Der Höhenflug am Aktienmarkt im vermeintlich schwierigen Börsenmonat Oktober hält an. Der Deutsche Aktienindex Dax bewegt sich auf die Marke von 6200 Punkten zu und steht so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr. Trotzdem: Von Euphorie ist an der Börse wenig zu spüren. Dass der Dax ähnlich wie der Dow Jones in dieser Woche in absehbarer Zeit auf neue Rekordhöhen steigen wird, hat niemand auf der Rechnung. Zumal dafür noch rund 2000 Punkte fehlen.

Die Vorsicht der Anleger hat nicht nur mit der angeblich schwierigen Zeit im Herbst zu tun, sondern immer noch mit den Erfahrungen des Crashs zwischen 2000 und 2003. Dies zeigt sich auch in den Problemen vieler Unternehmen, die ihre Aktien in diesen Tagen neu an die Börse bringen. Keine Emission ist überzeichnet. Und den gewünschten Preis erzielt kaum einer der Neulinge.

Dabei ist das Börsenumfeld nach wie vor gut: Die Fusionsfantasie ist intakt, auch in die Konsolidierung der europäischen Börse scheint wieder Bewegung zu kommen. Die anstehenden Quartalsberichte der Unternehmen dürften, vermuten Analysten, wieder erfreulich ausfallen. Die Zinsen sind nach wie vor niedrig, der Ölpreis fällt eher weiter als dass er steigt, was auch die Inflationsrate nach unten zieht. Die Konjunkturaussichten sind gut, auch wenn sich das Wachstum im nächsten Jahr abschwächen dürfte. Und im Nahen Osten und im Atomkonflikt mit dem Iran hat sich die Lage beruhigt.

„Zwar dominiert bei den Anlegern weiter die Vorsicht, aber nun ist es an der Zeit, wieder Aktienrisiko in das Portfolio aufzunehmen“, sagt Karsten Stroh, Leiter des Aktienteams bei JP Morgan in Frankfurt. Er setzt darauf, dass Investoren ihr bislang nicht ausgeschöpftes „Risikobudget“ einsetzen und im letzten Quartal verstärkt Aktien kaufen. Und vor allem in deutsche und europäische Aktien investieren. Auch die Experten der DZ Bank halten hiesige Papiere immer noch für günstig bewertet. Zudem sei der Gewinntrend besser als bei amerikanischen Aktien. So gesehen steht die Ampel an der Börse weiter auf Grün.

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