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Uns geht es gut, sagt Catherine Dussmann, und meint damit alle 58 000 Mitarbeiter, davon gut 28 000 in Deutschland. In diesem Jahr sollen weitere 1000 dazukommen. Foto: dpa

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Wirtschaft: Mit Liebe bei der Arbeit

Catherine von Fürstenberg-Dussmann bedankt sich bei der Belegschaft und freut sich über gute Zahlen.

Berlin - Jahrespressekonferenzen von Milliardenkonzernen sind so aufregend wie eine Mathestunde, die Vorstände hauen ihren Zuhörern Zahlen um die Ohren. An diesem Donnerstagvormittag ist das anders. Im siebten Stock der Dussmann-Zentrale an der Berliner Friedrichstraße tritt eine Frau auf als Patronin von 58 000 Beschäftigten. Und als Mutti. „Ich danke meinen Mitarbeitern für ihre Liebe und ihr Engagement“, sagt Catherine von Fürstenberg-Dussmann. „Sie können sicher sein, dass Ihr Arbeitsplatz sicher ist“, verspricht die Konzernchefin, die seit dreieinhalb Jahren – nachdem ihr Ehemann Peter Dussmann einen Schlaganfall erlitten hatte – den Dienstleistungskonzern repräsentiert – in der Funktion als Vorsitzende des Stiftungsrats. Die Geschäfte führt der Vorstand mit Dirk Brouwers an der Spitze. Er stellt die Jahreszahlen vor, die auch diesmal wieder so gut sind wie noch nie: „Unser Aufwärtstrend ist seit nunmehr acht Jahren ungebrochen.“

Ein Unternehmen der Gebäudereinigung als „best place to work“, wie die aus den USA stammende Catherine Dussmann meint? Eine ungewöhnliche Vorstellung. Aber mit amerikanischer Begeisterung betont die Chefin die Bedeutung von Aus- und Weiterbildung, von Mindestlöhnen und überhaupt „fairem Lohn“. Das ist für sie Voraussetzung für eine glückliche Belegschaft, die „mit dem Herzen und mit Liebe“ den Job macht.

Diese Belegschaft hat ihr und ihrem Mann zu einem Vermögen verholfen. Und es geht weiter, die Familienfirma prosperiert: Der Konzernumsatz erhöhte sich im vergangenen Jahr um fünf Prozent auf 1,38 Milliarden Euro, davon blieben 6,2 Prozent (also rund 85 Millionen Euro) als operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen hängen. Wie groß der Gewinn unterm Strich ist, gibt der Konzern nicht bekannt.

„Unser Unternehmen steht so gut da wie nie zuvor“, sagte Catherine Dussmann. Der Bereich Dussmann-Service, der mehr als 70 verschiedene Dienstleistungen rund um das Gebäude sowie Catering umfasst, legte nur leicht um 3,6 Prozent zu (auf einen Konzernumsatz von gut einer Milliarde Euro), die Pflege und Betreuung von alten Menschen dagegen um zehn Prozent (auf 319 Millionen). Der Umsatz des Kulturkaufhauses an der Friedrichstraße blieb 2011 mit 35 Millionen Euro unverändert.

Brouwers zufolge will der in 21 Ländern tätige Dienstleistungskonzern sich noch stärker auf bestimmte Branchen einstellen und „Prozesskompetenz entwickeln“. Beispielhaft nannte er die Akquisition eines italienischen Unternehmens für „Sterilgutversorgung“ im Krankenhaus. Zusammen mit den Themen Wäscheversorgung und überhaupt Krankenhaushygiene will sich Dussmann verstärkt der Keime-Problematik in Krankenhäusern widmen.

Ein Lieblingsprojekt von Catherine Dussmann, die Versorgung der Pilger in Mekka, ist noch in Arbeit. In wenigen Wochen werde sie selbst nach Saudi-Arabien fliegen, kündigte sie an. „Die sind so begeistert von uns, die wollen das erweitern“, sagte Dussmann über den möglichen Auftrag der Scheichs. Die Machbarkeitsstudie zur Verpflegung werde nun ergänzt um die Wasserversorgung. Ob Dussmann dann tatsächlich den Pilgerauftrag bekommt, sei indes völlig offen.

Im kommenden Jahr wird der Konzern 50, gefeiert wird im eigenen Schulungszentrum Zeuthen. Vielleicht sogar mit Unternehmensgründer Peter Dussmann, der nach dem Schlaganfall gelähmt ist, aber „immer noch großes Interesse an seiner Firma hat“, wie Catherine Dussmann erzählte. „Er freut sich über die Zahlen.“

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