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Wirtschaft: Mit vereinten Kräften zum Anlageziel

Seit der Emission der T-Aktie haben Investmentclubs hohen Zulauf.Wie sind diese Vereinigungen entstanden und wie arbeiten sie?

Seit der Emission der T-Aktie haben Investmentclubs hohen Zulauf.Wie sind diese Vereinigungen entstanden und wie arbeiten sie? Und wie können Anleger vermeiden, auf schwarze Schafe der Branche hereinzufallen?

Die Idee des Investmentclubs haben die Deutschen aus den Vereinigten Staaten importiert.Vor 100 Jahren kam dort ein Farmer namens Brooks auf den Gedanken, einen solchen Club zu gründen.Er brauchte Geld für den Kauf landwirtschaftlicher Maschinen und wollte über den Erwerb von Aktien an dem starken Wachstum der Industrie teilhaben.So versammelte er Nachbarn und Freunde um sich, investierte in Aktien und kaufte sich von den Kursgewinnen und Dividendenerlösen Maschinen.

Wie sieht die Bilanz der Clubs im Jubiläumsjahr in Deutschland aus? Nach Schätzungen der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapiere e.V.(DSW) - der Schirmherr der deutschen Investmentclubs - gibt es derzeit rund 5500 Investmentclubs.Die einzelnen Gemeinschaften verfügen im Durchschnitt über ein Vermögen von 100 000 bis 300 000 DM.

Der erste Club wurde Anfang 1962 in Bottrop gegründet - kurz nachdem die DSW erste Pressemitteilungen herausgegeben habe, in denen sie über die Möglichkeit der Bildung dieser Organisationen aufklärte, berichtet Renate Feller vom DSW.Eine regelrechte Gründungswelle habe dann Ende der 60er Jahre eingesetzt.Seit der Emission der Telekom-Aktie schießen neue Clubs wie Pilze aus dem Boden.Feller wundert das nicht: "Die T-Aktie hat die Aktieneuphorie erst so richtig angefacht."

Laut DSW ist ein privater Investmentclub eine Gemeinschaft von Sparern und Anlegern.Die Idee ist, viele kleine Beträge zu einem großen zusammenzulegen und dadurch das Risiko zu streuen und Transaktionskosten zu sparen.

Feller erklärt, das primäre Ziel des Clubs sei oft eine "investment education".Das heißt die Mitglieder wollten das Börsen-ABC lernen, und zwar mit wenig Aufwand.Wichtig sei auch der soziale Aspekt des Austauschs von Informationen über Gesellschaften, Branchen und Märkte."Natürlich ist drittens auch die Geldmehrung ein Ziel", erklärt Feller.Es gehe dabei in der Regel nicht um kurzfristige Anlagen oder Spekulationen.Oft überwiesen die Mitglieder monatlich zwischen 50 und 300 DM an die Clubkasse, Mittlerweile seien alle sozialen Schichten und Altersklassen vertreten.Das Bundesministerium für Finanzen und auch die DSW empfehlen eine maximale Mitgliederzahl von 30 Personen.

Das hört sich soweit solide und harmlos an.Einige Beobachter der Szene sehen die Investmentclubs aber mit kritischem Blick.Manch einer vermutet, die Treffen einiger Clubs dienten vor allem als Tarnung für Trinkgelage."Einige Clubs verstehen sich als besserer Stammtisch, in dem weniger in Aktien als vielmehr in den Bierkonsum investiert wird", gibt die DSW zu.Andere Anleger fürchten, ihr Geld könne einer zu risikofreudigen Anlagestrategie des Clubs zum Opfer fallen oder sehen den Kassenführer schon auf den Bahamas das mühsam gesparte Geld ausgeben.Auch hier räumt die DSW ein, es gebe schwarze Schafe unter den Clubs.Um diesen nicht in die Hände zu fallen, empfiehlt die Schutzgemeinschaft, folgendes zu beachten.

Zunächst sollte man auf die Rendite der Investmentgemeinschaft achten.Gut geführte Clubs kämen in der Regel auf eine jährliche Durchschnittsrendite von 15 bis 25 Prozent.Dies ist schon ein recht strenges Maß.Schlechte Aktienjahre können auch bei gut geführten Clubs zu geringeren Renditen führen.Wichtig ist langfristig, daß das Anlagekonzept der Gemeinschaft überzeugt.Gute Clubs erkenne man auch daran, daß einem Interessenten Zeit gewährt wird, Mitglieder und Clubphilosophie kennenzulernen, bevor er investiert, so die DSW.Der Geschäftsführer eines solchen Clubs werde auch bemüht sein, die Risiken der gemeinschaftlichen Anlagestrategie nicht zu beschönigen und die über die letzten Jahre erzielte Performance-Statistik unaufgefordert vorzulegen.

Die meisten Investmentclubs sind nach den Angaben von Feller als Gesellschaften bürgerlichen Rechts in einem informellen Verzeichnis bei der DSW eingetragen.Die Organisation empfiehlt, Clubs nach dem von der DSW entworfenen Leitfaden zu gründen.

Interessenten können bei der DSW unentgeltlich Info-Material erhalten (Postfach 140243, 40072 Düsseldorf)

KATHRIN QUANDT (HB)

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