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Wenn die Sparer mehr Geld zur Bank tragen, als die an Krediten ausreichen kann, ist das derzeit ein Problem.

© picture alliance / dpa

Mittelbrandenburgische Sparkasse: Die Brandenburger sparen zu viel

Normalerweise würde Andreas Schulz, Chef der Mittelbrandenburgischen Sparkasse, sich über hohe Einlagen freuen. Nun bereiten sie ihm Sorgen. So sehr, dass er künftig einen Strafzins für Großunternehmen verlangt.

Von Carla Neuhaus

Andreas Schulz hat ein Luxusproblem: Seine Kunden vertrauen ihm zu viel Geld an. 12,3 Milliarden Euro haben sie im vergangenen Jahr auf Konten der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS) mit Hauptsitz in Potsdam geparkt – fast 500 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. „Noch vor fünf Jahren wäre ich darauf extrem stolz gewesen“, sagt Sparkassenchef Schulz. Heute bereiten ihm die zusätzlichen Millionen Sorgen. Denn trauen Kunden der Sparkasse ihr Erspartes an, kann die das Geld entweder nutzen, um Kredite zu vergeben – oder sie muss es selbst anlegen. Doch Letzteres ist heikel, die Europäische Zentralbank (EZB) kassiert dafür längst Strafzinsen. Da hilft es nur, mehr Kredite zu vergeben. Das ist Schulz zwar auch gelungen. Allerdings wuchs der Kreditbestand „nur“ um 371 Millionen Euro und damit längst nicht so stark wie die Einlagen der Kunden.

Einen Strafzins will Schulz für die Privatkunden trotzdem nicht einführen. „Das wollen wir uns nicht einmal vorstellen“, sagt er. Anders sieht das jedoch bei institutionellen Anlegern und Großunternehmen aus. Lassen sie mehr als 500.000 Euro auf ihrem Konto liegen, zahlen sie als Neukunden dafür ab 1. März einen Strafzins von 0,4 Prozent. Das ist genau der Satz, den auch die Sparkasse zahlen muss, wenn sie das Geld bei der EZB parkt. „Das Ziel ist nicht, damit Geld zu verdienen“, sagt Schulz. Vielmehr wolle er sich schützen: vor Großanlegern, die derzeit hohe Summen dorthin verschieben, wo sie dafür keine Strafzinsen zahlen müssen. Deshalb verschont er vorerst die meisten Bestandskunden. Die Betonung liegt allerdings auf vorerst: Bis zum Sommer will er entscheiden, ob auch Großkunden, die schon lange ein Konto bei der MBS haben und darauf hohe Summen parken, dafür zahlen müssen.

Privatkunden zahlen höhere Gebühren

Doch auch wenn Schulz zumindest für Privatkunden Strafzinsen ausschließt: Über höhere Gebühren werden auch sie inzwischen bei der MBS zur Kasse gebeten. Gab es bis zum Jahreswechsel bei der Sparkasse noch ein kostenloses Konto, zahlen die Kunden nun mindestens 2,50 Euro pro Monat dafür. Große Auswirkungen habe das bislang aber nicht gehabt: „Der Prozentsatz der Konten, die deshalb geschlossen worden sind, liegt im Promillebereich“, berichtet Schulz.

Trotz all dieser Probleme steht sein Institut derzeit nicht schlecht da. Mit einem Betriebsergebnis von fast 176 Millionen Euro (knapp zwölf Millionen weniger als 2015) ist die MBS erneut eine der ertragsstärksten Sparkassen Deutschlands.

Dazu beigetragen hat auch das Berliner Tochterinstitut, die Weberbank. Die Privatbank hat ihr Ergebnis, ein niedrigen zweistelligen Millionenbetrag, im vergangenen Jahr laut Schulz erneut gesteigert. Die Zahl des verwalteten Vermögens (Assets under Management) legte um acht Prozent zu auf 5,2 Milliarden Euro.

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