zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Mittelständler schaffen neue Stellen

Mehr als ein Viertel plant zusätzliches Personal. Zahl der Firmenpleiten geht deutlich zurück

Berlin - Der deutsche Mittelstand ist angesichts des Aufschwungs so optimistisch wie schon lange nicht mehr. In mehreren Umfragen vom Mittwoch nannten die meisten Betriebe ihre Geschäftslage günstig und zeigten sich optimistisch für die nächsten sechs Monate. Viele Firmen wollen zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Auch in größeren Betrieben geht es weiter aufwärts – die Industrie erhielt im Februar so viele Bestellungen wie seit zwei Jahren nicht mehr.

Als Mittelstand gelten Unternehmen, die bis zu 500 Leute beschäftigten und nicht mehr als 50 Millionen Euro Umsatz erzielen. Diese Firmen gelten als Rückgrat der deutschen Wirtschaft, neun von zehn Betrieben fallen in diese Kategorie. „Der Aufschwung sieht gesund aus, und von seinem Ende ist noch nichts zu sehen“, sagte der Chefvolkswirt der DZ Bank, Hans Jäckel, in Frankfurt am Main. In einer Umfrage seines Instituts unter 1500 kleinen und mittelgroßen Unternehmen erklärten 84 Prozent, ihre Geschäftslage sei gut oder sehr gut. Der Aufschwung habe sämtliche Branchen sowie West wie Ost gleichermaßen erreicht. Fast jedes zweite Unternehmen (49 Prozent) erwartet demnach in den nächsten sechs Monaten eine weitere Verbesserung seiner Geschäfte. 28 Prozent wollen Personal einstellen – bei der letzten Umfrage im Herbst waren es erst 20 Prozent. Günstig sehe es besonders für die Metall- und Elektroindustrie aus.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie des Verbandes Creditreform, in dem Wirtschaftsauskunfteien organisiert sind. Hier gaben 22,9 Prozent der 3980 befragten Firmen an, Personal aufstocken zu wollen – vor einem halben Jahr waren es nur 17,8 Prozent. Knapp ein Drittel geht auch von steigenden Gewinnen aus, allerdings sind die Unternehmen im Westen etwas zuversichtlicher als im Osten. 58,5 Prozent der Unternehmen planen zudem, Geld für neue Maschinen und Anlagen auszugeben – hier gab es ein Plus von 10,5 Prozentpunkten. Investitionen sind einer der wichtigsten Faktoren für die Konjunktur, da sie oft mit einer Expansion des Geschäfts und mit neuen Arbeitsplätzen verbunden sind. Vor allem Firmen aus dem verarbeitenden Gewerbe und aus dem Dienstleistungssektor planen Neuanschaffungen. Auffällig sei auch der Stimmungsumschwung in der Bauwirtschaft, sagte Creditreform-Chef Helmut Rödl in Berlin. „Die Betriebe wollen Gas geben“, sagte er.

Mit der guten Konjunktur geht auch die Zahl der Firmenpleiten zurück. 30680 Unternehmen mussten im vergangenen Jahr aufgeben – das waren fast 7000 weniger als noch 2005. Wie das Statistische Bundesamt berichtete, erklärten sich im Januar dieses Jahres gut 2400 Firmen für zahlungsunfähig, 6,6 Prozent weniger als vor einem Jahr. „Der Pleitegeier ist im Sinkflug“, stellte Rödl fest. Der Trend werde anhalten, prognostizierte er. Bei den Privatinsolvenzen verzeichnen die Statistiker indes einen Zuwachs: Knapp 9000 gaben an, ihre Rechnungen nicht mehr begleichen zu können, das waren 27,5 Prozent mehr als noch vor einem Jahr, erklärte das Statistikamt.

Auch der starke Wert bei den Industrieaufträgen deutet Ökonomen zufolge darauf hin, dass der Aufschwung weitergeht. Um 3,9 Prozent stiegen die Bestellungen im Februar im Vergleich zum Januar, teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Mittwoch mit. „Das zeichnet das Bild eines mehr und mehr von der Binnenwirtschaft getragenen Aufschwungs“, sagte Andreas Rees, Chefökonom der Hypo-Vereinsbank.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false