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Wirtschaft: Mittelstand in der Kreditklemme

KfW-Umfrage: Unternehmen haben akute Finanzierungsprobleme – die Banken drehen den Geldhahn zu

Berlin (mot). Der deutsche Mittelstand bekommt die schlechte Ertragslage der Banken und deren erhöhtes Risikobewusstsein zu spüren. Für fast die Hälfte der Unternehmen (siehe Grafik) hätten sich die Finanzierungsbedingungen im Jahr 2002 noch einmal deutlich verschlechtert, teilte die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) am Mittwoch in Berlin mit. So habe die zusammen mit 16 Fachverbänden durchgeführte Befragung von 5000 Unternehmen ergeben, dass ein Drittel – darunter vor allem kleine Firmen – inzwischen Probleme habe, überhaupt noch einen Kredit zu erhalten. Häufigste Begründung für die Ablehnung eines Investitionskredits: eine zu geringe Eigenkapitalquote.

„Es wäre ein Fehler zu glauben, es handele sich nur um eine temporäre Entwicklung“, warnte KfWVorstandssprecher Hans Reich. Die Unternehmen seien vielmehr gezwungen, auf strukturelle Veränderungen im Finanzsektor zu reagieren, der „notorisch ertragsschwach“ und entsprechend risikobewusst geworden sei. Reich trat in diesem Zusammenhang erneut Spekulationen entgegen, die KfW könnte sich an einem Notprogramm für mit hohen Risiken belastete Banken beteiligen. „Es gibt überhaupt kein solches Sonderprogramm“, sagte er. Angesichts der erschwerten Kreditvergabe müssten die Unternehmen dringend ihre Eigenkapitalbasis verstärken, Finanzierungsalternativen zum klassischen Bankkredit prüfen, die internen Abläufe professioneller gestalten und Bonitätsprüfungen und Ratings durch Banken als Chance begreifen. Auch sei mehr Transparenz gegenüber der Hausbank gefordert.

Betriebe investieren nicht mehr

Dass ihre Eigenkapitaldecke (siehe Lexikon) zu dünn ist, haben die meisten Unternehmen indes verstanden. 56 Prozent streben laut KfW eine Aufstockung an. Vor allem Kleinbetrieben, die sich mit Finanzierungsalternativen schwer tun, muss dabei allerdings geholfen werden. „Unsere Sorge gilt dem kleinen Handwerker“, sagte Arndt Kirchhoff, Vorsitzender des BDI-Mittelstandsausschusses. „Er soll die Konjunktur ankurbeln, aber hat kein Geld mehr.“ Passiere hier nichts, werde die „Eigenkapitalklemme“ zu einem ernsten Hindernis für die Kapitalversorgung insgesamt und damit für die Investitionstätigkeit. Dies gilt auch für den Großhandel. „70 Prozent der mittelständischen Unternehmen führen keine Investitionsprojekte mehr durch“, sagte Anton Börner, Präsident des Bundesverbands des deutschen Groß- und Außenhandels. Zu glauben, die Betriebe könnten ihre Eigenkapitalprobleme durch die Einbehaltung von Gewinnen lösen, sei eine Wunschvorstellung. Der Gesetzgeber müsse deshalb etwa moderne Finanzierungsinstrumente für Publikumsfonds zulassen, die den Beteiligunsmarkt schrittweise für den Mittelstand öffnen könnten. „Große institutionelle Investoren sind bereit zu investieren“, sagte Börner. Mittel- bis langfristig könnten so Eigenkapitalbeträge im dreistelligen Milliardenbereich mobilisiert werden.

Die Finanzierungskultur im deutschen Mittelstand lasse allerdings wenig Raum für Experimente, warnte Arndt Kirchhoff. Gefragt seien standardisierte Finanzierungsformen für den breiten Miitelstand. So gehen laut KfW zum Beispiel die Produkte der Beteiligungsgesellschaften, die Risikokapital gegen Anteile an einem Unternehmen zur Verfügung stellen, „an den Bedürfnissen der kleinen Mittelständler vorbei“. Sie wollten gerade nicht schnell an die Börse gebracht oder weiterveräußert werden, sagte Reich. Die KfW sei deshalb in Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsverbänden dabei, „neue, kostengünstige und bedarfsgerechte Eigenkapitalinstrumente für den breiten Mittelstand“ zu entwickeln. Der Bund werde vom 31. August dieses Jahres an sein Förderangebot in der dann rechtlich funktionsfähigen Mittelstandsbank bündeln und verbessern. Zum klassischen Förderkredit würden dann innovative Instrumente hinzukommen wie Verbriefungen und Globaldarlehen. Durch die Einführung von an der Bonität orientierten Kreditzinsen solle zudem der Mittelstandskredit wieder attraktiver gemacht werden.

Förderprogramm des Bundes

Die Finanzierung des von der Bundesregierung geplanten Investitionsprogramms zu Gunsten der Kommunen ist laut KfW-Chef Reich kein Problem für die bundeseigene Kreditanstalt. „Wir sind auf jeden Fall in der Lage, auf den internationalen Kapitalmärkten die Mittel zu beschaffen“, sagte er. Da er aber die politischen Eckpunkte für das Programm nicht abschließend kenne, wolle er keine genauen Angaben dazu machen. Auch, ob ein solches Programm überhaupt Sinn mache, könne er noch nicht sagen.

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