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Wirtschaft: Mittelstand strebt ins Ausland

Jede zweite Firma plant stärkere Präsenz bis 2007

Berlin Fast 43 Prozent der deutschen Mittelständler planen innerhalb der kommenden zwei Jahre ihre Präsenz im Ausland zu verstärken. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter rund 2500 Industrieunternehmen, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. „Das betrifft vor allem Unternehmen, die bereits ein Standbein im Ausland haben“, sagte der Wirtschaftsforscher Gunter Kayser vom Institut für Mittelstandsforschung. Er hat die Erhebung im Auftrag des Bundesverbandes der Deutsche Industrie (BDI), der IKB Deutsche Industriebank und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst& Young durchgeführt. „Der Drang ins Ausland ist ungebrochen“, sagte Stefan Ortseifen, Vorstandssprecher der IKB. Sollten alle Planungen auch Wirklichkeit werden, werde 2007 fast jedes vierte Industrieunternehmen über eine Präsenz im Ausland verfügen.

Dies bedeute aber nicht, dass die Betriebe hier zu- und im Ausland wieder aufgemacht würden. Am Ende stünde „in aller Regel die Sicherung bestehender, wenn nicht sogar Schaffung neuer Arbeitsplätze in Deutschland“. Von einer „Flucht ins Ausland“ könne keine Rede sein. Je größer das Unternehmen, desto eher verstärke es seine Auslandspräsenz. Im vergangenen Jahr hat die deutsche Industrie 90000 Arbeitsplätze hier zu Lande abgebaut – trotz eines Umsatzzuwachses von 5,3 Prozent auf 1,51 Billionen Euro. Das ergebe eine Hochrechnung der Umfrage, erklärte der BDI. Dennoch bezeichneten drei Viertel der befragten Firmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen derzeit als schlecht oder sehr schlecht. Gleichwohl erwarten 50,7 Prozent steigende Umsätze, 20,5 Prozent wollen die Zahl ihrer Mitarbeiter aufstocken.

Die Konjunkturaussichten für dieses Jahr haben sich derweil leicht aufgehellt. Das Bruttoinlandsprodukt, also die Summe aller neuen Güter und Dienstleistungen, werde um 0,7 Prozent wachsen, erwartet das Kieler Institut für Weltwirtschaft in seiner am Montag vorgestellten Prognose. Das sind 0,1 Prozentpunkte mehr als bisher angenommen. Im kommenden Jahr werde es unverändert 1,3 Prozent Wachstum geben.

Derzeit verliere die Wirtschaft allerdings spürbar an Fahrt, heißt es in der Kieler Studie. Nach dem starken Wachstum im ersten Quartal dieses Jahres werde es im zweiten Quartal deshalb sogar einen Rückgang geben. Schuld daran sei die geringere Dynamik in den Euro-Ländern, dem Hauptzielland deutscher Ausfuhren. Auch die Binnennachfrage werde erst im kommenden Jahr in Schwung kommen – angesichts hoher Rohstoffkosten würden weder die Unternehmen stärker investieren, noch würden die Verbraucher ihre Konsumausgaben erhöhen. brö

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