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Wirtschaft: MLP sagt Banken den Kampf an

Finanzmakler berät jetzt auch reiche Privatkunden

Frankfurt am Main - Der Heidelberger Finanzdienstleister MLP macht den Banken im Geschäft mit vermögenden Privatkunden ab sofort Konkurrenz. Nach Erhalt der so genannten kleinen Banklizenz für seine Vertriebstochter will MLP seinen Kunden jetzt als erster großer unabhängiger Finanzdienstleister auch Investments in Zertifikate, außerbörsliche Beteiligungen (Private Equity) und Rohstoffe anbieten. MLP wolle mit dieser Strategie das verwaltete Vermögen von derzeit 2,9 Milliarden Euro bis Ende 2007 auf fünf Milliarden Euro steigern, sagte Vorstandschef Uwe Schroeder-Wildberg gestern.

Finanzmakler wie MLP und seine Wettbewerber DVAG, AWD und OVB dürfen ihren Kunden in der Geldanlage nur Investmentfonds anbieten, aber keine Zertifikate, Einzelaktien oder alternative Investments. Zwar hat MLP mit seiner Bank-Tochter MLP Bank bereits eine Bank mit Vollbanklizenz im Konzern. Doch sind die Berater konzernintern nicht in der Bank, sondern in der Vertriebstochter MLP Finanzdienstleistungen angesiedelt. Daher galt die Vollbank-Lizenz nicht für sie. Um auch ihr Anlagespektrum zu erweitern, erhielt MLP für die Vertriebstochter jetzt die so genannte kleine Banklizenz nach dem Kreditwesengesetz.

Mit dem Fokus auf die Anlageberatung für vermögende Privatkunden hat MLP sich nach dem zurückliegenden Umbruchjahr neu ausgerichtet. Das Jahr war geprägt durch den Rückgang der kapitalgebundenen Lebensversicherung, die durch den Fortfall des Steuerprivilegs zum Nischenprodukt wurde.

Für das neue Produkt Vermögensmanagement hat MLP heute rund 150 000 Kunden im Alter über 40 Jahren, in fünf Jahren sollen es doppelt so viele sein. Denn bei den Kunden ab 40 Jahren sieht MLP das größte Potenzial. Ihnen will MLP Anlageprodukte anbieten, die über die standardisierten Investmentfonds hinausgehen. Hierzu hatte Schroeder-Wildberg im vergangenen Jahr Ulrich Stephan, der bis zum Jahreswechsel Privatkunden-Experte bei der Deutschen Bank war, als Leiter des Geschäftsbereichs Vermögensanlage für die MLP Bank rekrutiert. Mit der kleinen Banklizenz dürfen jetzt auch die Berater der Vertriebstochter weitere Vermögensanlage-Produkte verkaufen.

Vor allem von der Qualität der Berater hängt der Erfolg des neuen Produkts ab. Konkurrenten weisen darauf hin, es dauere Jahre, solche Vermögensberater auszubilden. Allerdings sind auch die MLP-Berater in der Regel gut ausgebildet und häufig Akademiker mit Bankerhintergrund. „MLP wird nur besonders qualifizierte Berater für die Vermögensanlage zulassen“, sagt Wolfgang Essing, geschäftsführender Partner der auf die Finanzdienstleister spezialisierten Beratung ZEB. „So, wie MLP bisher mit der Qualitätssicherung vorgegangen ist, halte ich den Vorstoß in die private Vermögensanlage für realistisch und eine ernste Herausforderung für die Banken.“ sia/HB

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