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Wirtschaft: Mobil und Wintershall verkaufen Anteile für knapp unter vier Milliarden Mark - Präsenz in Europa soll verstärkt werden

Der Düsseldorfer Energiekonzern Veba übernimmt die Kontrolle bei Deutschlands größter Tankstellenkette Aral. Für deutlich unter vier Milliarden Mark erwerbe das Unternehmen die Aral-Anteile der derzeitigen Mitgesellschafter Mobil Oil AG und Wintershall AG und erhöhe damit seine Beteiligung von 56 Prozent auf 99 Prozent, berichtete am Montag Veba-Oel-Chef Wilhelm Bonse-Geuking in Düsseldorf.

Der Düsseldorfer Energiekonzern Veba übernimmt die Kontrolle bei Deutschlands größter Tankstellenkette Aral. Für deutlich unter vier Milliarden Mark erwerbe das Unternehmen die Aral-Anteile der derzeitigen Mitgesellschafter Mobil Oil AG und Wintershall AG und erhöhe damit seine Beteiligung von 56 Prozent auf 99 Prozent, berichtete am Montag Veba-Oel-Chef Wilhelm Bonse-Geuking in Düsseldorf. Bisher hatte die Veba wegen der komplizierten gesellschaftsrechtlichen Konstruktion des Tankstellenkonzerns zwar die Mehrheit, aber nicht das Sagen bei Aral. Über den genauen Kaufpreis wurde den Angaben zufolge Stillschweigen vereinbart. Das Bundeskartellamt muss den Verkauf noch genehmigen. In einer vorläufigen Stellungnahme betonte die Bonner Behörde, der Anteilszukauf stelle lediglich eine Bereinigung der Besitzverhältnisse dar.

Bonse-Geuking betonte, der zum 1. Januar 2000 wirksam werdende Verkauf bringe der Veba Oel "kräftiges, rentables Wachstum, größere Marktmacht und deutlich mehr Ertragspotenzial". Aral habe damit die Chance im immer schärfer werdenden Wettbewerb gegen die aus Fusionen von Exxon und Mobil oder BP, Amoco und Arco entstandenen neuen Branchenriesen zu bestehen. Das Einsparpotenzial bezifferte Bonse-Geuking auf mehr als 100 Millionen Mark.

Erklärtes Ziel des Konzerns ist es, die Präsenz des deutschen Marktführers in Europa durch Allianzen mit anderen nur regional tätigen Konzernen - etwa Agip oder Elf - auszubauen. Aral sei dabei zu strategischen Partnerschaften, aber auch zu einer Fusion mit einem geeigneten Partner bereit, sagte der Manager.

Unter dem bekannten Markennamen Aral sollen künftig alle Mineralöl-Vertriebsgeschäfte der Veba zusammengefasst werden. Auch die bisherige Nummer eins im deutschen Heizölgeschäft Veba-Wärmeservice werde demnächst unter dem blauen Rautensignet um Kunden werben. Außerdem soll die bei 98 Prozent der Bundesbürger bekannte Marke offensiv auch außerhalb des klassischen Mineralölbereichs genutzt werden. Gedacht werde etwa an E-Commerce, sagte Bonse-Geuking.

Veba hatte seit 25 Jahren versucht, die Kontrolle über die "blauen Perle" Aral zu gewinnen. Doch die Möglichkeit bot sich erst, nachdem die Wettbewerbshüter der Europäischen Union den Ölmulti Mobil Oil im Zuge seiner Fusion mit Exxon verpflichtet hatten, seine Beteiligung an Aral abzugeben.

Von den 16 617 Tankstellen in der Bundesrepublik betrieb Marktführer Aral am 1. Januar 1999 nach einer Statistik des Branchendienstes Erdöl-Informationsdienst 2421 Stationen. Es folgen mit deutlichem Abstand die DEA mit 1623, Shell mit 1615, die Esso mit 1440 und die BP mit 1129 Tankstellen. Alle anderen Gesellschaften verfügen über jeweils weit unter tausend Stationen. Mit dem zweiten Rang muss sich die Aral lediglich in Ostdeutschland zufrieden geben. In den neuen Bundesländern ist die französische Konzern Elf mit 358 Straßentankstellen und 18 Autobahnstationen die Nummer eins, gefolgt von der Aral mit 292 Straßentankstellen und nur vier Autobahnstationen.

Im deutschen Tankstellengeschäft ist Aral mit einem Kraftstoffabsatz von über acht Millionen Tonnen mit weitem Abstand Marktführer. Auch in Zentraleuropa - dazu zählt der Konzern neben Deutschland auch Luxemburg, Österreich, Polen, die Slowakei, Tschechien und Ungarn - liege der Konzern mit knapp 14 Prozent Marktanteil an der Spitze, hieß es in Düsseldorf.

Neben den Aral-Aktienpaketen übernimmt die Veba Oel AG auch die Wintershall-Raffinerie in Lingen sowie die Anteile der Wintershall an mehreren Pipeline-Gesellschaften. Bonse-Geuking räumte ein, die völlige Übernahme von Aral und die daraus resultierenden Änderungen in der Unternehmensstruktur, würden auch zum Abbau von Arbeitsplätzen sowohl bei der Holding als auch in Betriebsteilen führen. Genaue Zahlen nannte er jedoch nicht.

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