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Wirtschaft: Mobilcom bewegt die Börse

Hektische Kursreaktionen nach Berichten über eine Einigung mit Großaktionär France Télécom

Büdelsdorf / Paris (dpa). Teils widersprüchliche Meldungen aus Büdelsdorf und Paris sorgten am Freitag für Verwirrung und hektische Kursausschläge bis zu 99 Prozent bei der MobilcomAktie. Die Zukunft des angeschlagenen Mobilfunkanbieters wird sich wohl erst Ende Oktober entscheiden: Dann ist nach Angaben des Unternehmens der Abschluss der Verhandlungen von Unterhändler Dieter Vogel vorgesehen, der zurzeit mit Banken, France Télécom und Ausrüstern um die Zukunft des Unternehmens ringt.

Dabei geht es auch um einen Verzicht auf mögliche Schadenersatzklagen. Das „Handelsblatt“ hatte, wie im Tagespiegel kurz berichtet, am Freitag Einzelheiten aus einem Vertragsentwurf zwischen Mobilcom und France Télécom veröffentlicht. Danach übernehmen die Franzosen nicht nur die Bankkredite von 4,7 Milliarden Euro und die Lieferantenkredite von 1,1 Milliarden Euro der Firmen Nokia und Ericsson, sondern zusätzlich 485 Millionen Euro für den Ausstieg aus dem Mobilfunk nach dem neuen UMTS-Standard.

Die beiden ersten Punkte sind bereits mit Banken und Lieferanten vereinbart; sie sollen dafür Wandelanleihen erhalten. Hinzu kommt noch ein Gesellschafterdarlehen von einer Milliarde Euro, das France Télécom Mobilcom gewährt hat. Mobilcom würde also um 6,8 Milliarden Euro entlastet.

Weitergehende Ergebnisse dementierte France Télécom jedoch am Freitag. „Es wird keine weiteren Zahlungen an Mobilcom geben“, sagte Unternehmenssprecher Bruno Janet. Die Verhandlungen dauerten an und er hoffe auf einen baldigen Abschluss. France Télécom hat rund 70 Milliarden Euro Schulden und will auf keinen Fall diese Last weiter erhöhen. Der neue Chef Thierry Breton will in Kürze darlegen, wie er sich den Schuldenabbau und die Zukunft des Unternehmens vorstellt.

Nach den einschränkenden Bemerkungen aus Paris meldete sich Mobilcom-Gründer und Großaktionär Gerhard Schmid zu Wort und forderte die Franzosen auf, sich aus dem Unternehmen zurückzuziehen. „France Télécom hat kein Interesse und keine Verantwortung mehr für Mobilcom“, ließ er eine Sprecherin ausrichten. Daher sollten die Franzosen ihre Anteile von 28,5 Prozent an das Unternehmen zurückgeben. Schmid rechnet offenkundig nicht mehr damit, dass seine eigenen Anteile von France Télécom übernommen werden. Gemeinsam mit seiner Ehefrau wäre er auch künftig der Mehrheitsaktionär von Mobilcom.

Mit der weitgehenden Entlastung von den Kosten der UMTS-Lizenz wäre Mobilcom sanierungsfähig. Bereits drei Mal ist das Unternehmen nur knapp an einer Insolvenz vorbeigerutscht, weil die Banken ihre Fristen verlängerten, zuletzt am vergangenen Montag. Das neue Datum, bis zu dem Klarheit über die Kredite herrschen soll, ist nun der 31. Oktober. Wie auch immer das endgültige Ergebnis der Verhandlungen Vogels in Paris aussieht, es muss durch eine Mobilcom-Hauptversammlung gebilligt werden. Hier sind die Stimmen von Ex-Chef Schmid maßgeblich.

Kaum noch eine Rolle spielen die von der Bundesregierung in Aussicht gestellten 400 Millionen Euro Kredite von staatlichen Banken, von denen bislang nur 50 Millionen Euro Soforthilfe ausgezahlt wurden. Für die Kredite gibt es keine Sicherheiten.

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