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Wirtschaft: Mobilcom: France Télécom verdrängt Mobilcom-Gründer

Gerhard Schmid, Vorstandschef der von ihm gegründeten Mobilcom AG, steigt aus dem Unternehmen aus. Er verkauft seine Anteile an eine Gruppe von Finanzdienstleistern.

Gerhard Schmid, Vorstandschef der von ihm gegründeten Mobilcom AG, steigt aus dem Unternehmen aus. Er verkauft seine Anteile an eine Gruppe von Finanzdienstleistern. Damit ziehen Mobilcom und ihr Großaktionär France Télécom einen Schlussstrich unter den seit Wochen öffentlich ausgetragenen Streit um die Strategie des Unternehmens. Die Zukunft und die Finanzierung von Mobilcom sei damit gesichert. Allerdings: Die Details von Schmids Ausstieg sind noch offen.

Schmid wird seinen Anteil von 40 Prozent an Mobilcom an eine Gruppe von Banken verkaufen und bereits im April aus dem Unternehmen ausscheiden. Welche Banken die Papiere übernehmen werden, steht offenbar noch nicht fest. France-Télécom-Finanzchef Jean-Louis Vinciguerra sagte, die Verhandlungen mit den Banken über Schmids Aktienverkauf hätten noch nicht begonnen. "Wenn es Schmid nicht gelingt, seine Anteile zu verkaufen, dann müssen wir wieder von vorne anfangen", sagte Vinciguerra.

France Télécom hatte sich im Jahr 2000 über die Mobilfunktochter Orange mit 28,5 Prozent an Mobilcom beteiligt, um gemeinsam in das Geschäft mit der neuen Mobilfunktechnik UMTS einzusteigen. Seit Wochen streiten sich Schmid und France Télécom nun aber darüber, wie der Aufbau des deutschen UMTS-Mobilfunknetzes gestaltet und finanziert werden soll. Während Mobilcom den UMTS-Netzausbau zügig vorantreiben und bis Ende 2003 1,3 Milliarden Euro investieren will, wollen die Franzosen die Investitionen strecken und deutlich weniger Geld ausgeben - nämlich nur 500 bis 700 Millionen Euro.

Der Grund: France Télécom drückt bereits eine Schuldenlast von mehr als 60 Milliarden Euro. Daher wollen die Franzosen die Mehrheit bei Mobilcom jetzt noch nicht übernehmen und streben die Lösung über die Banken an. So hat France Télécom die Möglichkeit, Schmid bereits heute aus dem Unternehmen zu drängen, seine Beteiligung aber erst später zu übernehen. Für die Franzosen hat das den Vorteil, dass Mobilcom nicht sofort konsolidiert werden muss und Mobilcoms Schulden von mehr als sieben Milliarden Euro France Télécom nicht zusätzlich belasten.

Ohne France Télécom hätte Mobilcom das UMTS-Geschäft nicht finanzieren können. Daher hat der Streit mit den Franzosen zuletzt auch die Existenz des Unternehmens gefährdet. "Ziel ist es, die im Juli fälligen Bankenkredite von 4,7 Milliarden Euro an Mobilcom über mehrere Jahre neu zu verhandeln, um mittelfristig ein Überleben des Unternehmens und die Präsenz von France Télécom auf dem deutschen Markt zu sichern", sagte Finanzchef Vinciguerra.

Der Mobilcom-Sprecher sagte, dass Schmid etwa 22 Euro pro Aktie in bar erhalten werde, was dem Mobilcom-Gründer rund 573 Millionen Euro brächte. Das Geld sei für Schmid nicht das Entscheidende, sagte der Sprecher. Es sei um die Verantwortung für 5700 Mitarbeiter und darum gegangen, eine Lösung zu finden, die deren Zukunft und die des UMTS-Ausbaus sichert, begründete er Schmids Entscheidung. "Das Kapitel für mich war sehr wichtig, das Kapitel mit France Télécom und Orange zusammen ist für Mobilcom noch viel wichtiger", sagte Schmid in der ARD.

Nach dem neuen Übernahmegesetz muss allen Aktionären ein Pflichtangebot unterbreitet werden, wenn ein Aktionär seinen Anteil an einem Unternehmen auf mehr als 30 Prozent ausbaut. France Télécom will so ein Angebot jedoch nicht machen. Das wäre möglich, wenn in dem Konsortium, das die Schmid-Anteile übernimmt, jede Bank unter der Grenze von 30 Prozent bliebe. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre befürchtet bereits, dass ein Präzedenzfall geschaffen wird, der zeigt, wie Unternehmen die Schutzklauseln im neuen Gesetz mit geschickten Konstruktionen umgehen können.

vis

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