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Wirtschaft: Mobilcom fürchtet um seine Existenz

Mobilcom-Chef Gerhard Schmid drängt auf eine schnelle Entscheidung im Streit mit France Télécom. Entweder stellen die Franzosen die erforderlichen 1,4 Milliarden Euro für den Ausbau des deutschen UMTS-Mobilfunknetzes bereit, oder France Télécom müsse Mobilcom ganz übernehmen.

Mobilcom-Chef Gerhard Schmid drängt auf eine schnelle Entscheidung im Streit mit France Télécom. Entweder stellen die Franzosen die erforderlichen 1,4 Milliarden Euro für den Ausbau des deutschen UMTS-Mobilfunknetzes bereit, oder France Télécom müsse Mobilcom ganz übernehmen. "Es gibt nur Schwarz oder Weiß", sagte Schmid in Hamburg auf der Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens. Mobilcom sieht die eigene Existenz in Gefahr, wenn der französische Telekommunikationskonzern seine Finanzierungszusagen für das deutsche Unternehmen nicht einhält. Wegen eines nicht gedeckten Nettofinanzierungsbedarfs von 5,6 Milliarden Euro bestehe im Jahr 2002 ein "bestandsgefährdendes Risiko" für Mobilcom, heißt es im Geschäftsbericht des Unternehmens.

Schmid und France Télécom streiten seit Monaten darüber, wie hoch die Investitionen in den Aufbau des deutschen UMTS-Mobilfunknetzes sein sollen. Schmid will 1,4 Milliarden Euro ausgeben, France Télécom will aber nur einige hundert Millionen Euro beisteuern. Der Mobilcom-Chef räumte ein, sein Unternehmen sei durch den Streit mit France Télécom paralysiert. In Folge des Konflikts sprängen Kunden ab, sagte Schmid. "Die Mitarbeiter des Unternehmens können nicht mehr arbeiten, weil sie sich ständig mit dem Problem auseinander setzen müssen." France Télécom teilte unterdessen mit, bislang keine Lösung in der Auseinandersetzung mit Mobilcom gefunden zu haben. "Wir stellen uns aber auch darauf ein, dass keine Einigung mit Mobilcom gelingt", sagte France-Télécom-Chef Michel Bon in Paris.

Bisher ist der französische Konzern mit 28,5 Prozent an Mobilcom beteiligt. Schmid will nun seine Verkaufsoption für 33 Prozent seiner Anteile durchsetzen. Nach einer im Jahr 2000 geschlossenen Vereinbarung kann Schmid die Verkaufsoption eigentlich erst im November 2003 ausüben. Dies gelte jedoch nicht, wenn es zwischen den beiden Partnern unüberbrückbare Schwierigkeiten gebe oder einer der Partner die vertraglichen Vereinbarungen nicht einhalte, sagte ein Mobilcom-Sprecher. Dann könne auch früher verkauft werden.

Drei Szenarien sind denkbar: Wenn France Télécom Schmid auszahlen und für die Schulden von Mobilcom aufkommen müsste, würde das sein Unternehmen noch einmal sechs bis sieben Milliarden Euro kosten, sagte Bon. France Télécom hat seine bisherigen Mobilcom-Investitionen von 3,19 Milliarden Euro bereits in voller Höhe in der Bilanz 2001 abgeschrieben.

Das zweite Szenario sehe vor, dass alles so bleibe, aber "ohne Schmid", sagte Bon. Dann würde sich das deutsche Unternehmen an der notwendigen Konzentration in der Branche beteiligen und seine Investitionen bis dahin auf ein Minimum reduzieren. Sechs Anbieter auf dem deutschen Markt seien zuviel, sagte Bon.

Und als dritte Möglichkeit nannte der France-Télécom-Chef den Weg zum Gericht. Bis zu einer Entscheidung werde es eine gute Weile dauern. Während dieser Zeit sei der Vertrag ausgesetzt. In den Vereinbarungen habe sich sein Konzern das "Recht auf das letzte Wort" bei der Finanzierung des UMTS-Netzes gesichert. Ein Streit vor Gericht könnte Mobilcom nach Einschätzung von Beobachtern in den Konkurs führen, da währenddessen keine Gelder aus Frankreich fließen.

Die Aufwendungen für den neuen Mobilfunkstandard UMTS und den Konzernumbau führten Mobilcom im Jahr 2001 tiefer in die Verlustzone. Das Minus lag unterm Strich bei rund 206 Millionen Euro nach minus 89,25 Millionen Euro im Vorjahr. Der Umsatz legte um zehn Prozent auf 2,59 Milliarden Euro zu. Rund neun Millionen Kunden telefonierten 2001 mit Mobilcom. "Wie erwartet sind die Zahlen von Mobilcom schlecht", sagte Robert Vinall, Analyst bei der DZ-Bank. Besonders enttäuschend sei der Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen gewesen. Der lag bei minus 65,54 Millionen Euro.

Schlechte Zahlen präsentierte auch die France Télécom am Donnerstag in Paris. Trotz eines Rekordverlusts von 8,3 Milliarden Euro wird das Unternehmen im Gegensatz zur Deutschen Telekom die Dividende jedoch nicht kürzen. Es werde weiter ein Euro pro Aktie gezahlt, kündigte Konzernchef Bon an.

vis

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