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Wirtschaft: Mobilcom-Rettung in Gefahr

Gründer Schmid lässt Frist der Bundesregierung verstreichen – Firma droht Insolvenz

Berlin (vis). Für Mobilcom wird die Situation immer dramatischer. Wenn Firmen Gründer und Großaktionär Gerhard Schmid sein Aktienpaket nicht auf einen Treuhänder überträgt, wird kein frisches Geld an das Unternehmen fließen. Dann steht Mobilcom erneut vor der Insolvenz. „Die Situation des Unternehmens ist prekär“, sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. Bei einem Krisentreffen am Montagabend hatten sich Banken, France Télécom, Mobilcom und die Bundesregierung auf einen Rettungsplan geeinigt. „Das einzige was noch fehlt, ist die Unterschrift von Herrn Schmid“, sagte die Sprecherin weiter.

Das Bundeswirtschaftsministerium forderte Schmid am Dienstag ultimativ auf, den Treuhandvertrag zur Übertragung seiner Aktien zu den vom Ministerium und den Banken geforderten Bedingungen noch bis 18 Uhr zu unterzeichnen. Diese Frist ließ Schmid verstreichen. Er sagte allerdings zu, den Vertrag zu prüfen. Das Ministerium hoffte, noch am Dienstagabend eine Zustimmung Schmids zu erhalten. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sagte am Abend, er erwarte von Schmid, dass er einlenke. „Manchmal muss man sich sehr beeilen“, fügte er hinzu.

Schmid hatte zwar am Freitag einen Treuhandvertrag unterschrieben. Der enthielt jedoch Bedingungen, die laut Wirtschaftsministerium nicht annehmbar waren. Ein Sprecher Schmids sagte, das Wirtschaftsministerium habe am Montag völlig neue Forderungen gestellt, die Schmid nicht akzeptieren wolle. Vor allem drei Punkte des Vertrages lehne Schmid, der gemeinsam mit seiner Ehefrau knapp 50 Prozent der Mobilcom-Anteile hält, ab: Zum einen wehre Schmid sich gegen das Verbot, seine Aktien während der Laufzeit des Treuhandvertrags zu verkaufen. Dies käme einer Enteignung gleich, sagte der Sprecher. Auch der Aufforderung, ein Schuldeingeständnis im Streit über ein Geschäft zwischen Mobilcom und der Firma Millenium abzugeben, wolle Schmid nicht nachkommen. Millenium gehört Schmids Ehefrau. Mobilcom will das umstrittene Aktiengeschäft mit der Firma rückgängig machen. Dabei geht es um 70 Millionen Euro. Der dritte Punkt: Schmid lehne den von der Bundesregierung benannten Treuhänder, Rechtsanwalt Reinhard von Dalwigk, ab. Dalwigk stehe der Regierung nahe, sagte Schmids Sprecher und habe daher als Anwalt nicht die Branchenkenntnis, die er als Verwalter der Aktien brauche.

Aus Kreisen des Mobilcom-Aufsichtsrates hieß es bereits zuvor, dass Mobilcom an diesem Mittwoch voraussichtlich Insolvenz anmelden muss, wenn kein frisches Geld fließt. Mobilcom hat aus dem mit dem Wirtschaftsministerium im September vereinbarten Rettungspaket bereits 50 Millionen Euro erhalten, die nun zur Neige gehen. Jetzt sollten weitere 100 Millionen Euro fließen. Ein wichtiger Baustein im Rettungskonzept ist aber die Übertragung von Schmids Aktien auf einen Treuhänder. Das fordern vor allem France Télécom und die beteiligten Banken. Alle wollen sicher sein, dass Schmid keinen Einfluss mehr in der Hauptversammlung hat.

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