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Wirtschaft: Mobilcom sieht seine Zukunft im Internet

HAMBURG (vis). "Die Zukunft der Telefongesellschaften liegt im Internet", sagt Mobilcom-Chef Gerhard Schmid.

HAMBURG (vis). "Die Zukunft der Telefongesellschaften liegt im Internet", sagt Mobilcom-Chef Gerhard Schmid. In Hamburg stellte er am Mittwoch vor, wie die Telefongesellschaft ihr Internet-Geschäft in Zukunft ausbauen will. Bereits im Juli wird Mobilcom einen neuen Zugang zum weltweiten Datennetz anbieten. Mit der "Surfstation", die wie ein Videorecorder an den Fernseher angeschlossen werden kann, sollen sich auch Menschen im Internet bewegen können, die keinen Computer besitzen. Hier sieht Schmid enorme Wachstumschancen, größer als die im PC-Geschäft. "Knapp 70 Millionen Menschen in Deutschland haben noch keinen Zugang zum Internet. Denen wollen wir einen verpassen", sagte er. Bis Ende September will der Mobilcom-Chef bereits 100 000 Stück unter die Leute gebracht haben. Die Surfstation soll monatlich 29 DM kosten, inklusive eines unbeschränkten Zugangs zum Internet. Nur die Telefongebühren fallen zusätzlich an.

Im Oktober, pünktlich zum Weihnachtsgeschäft, soll dann auch die Suchmaschine "Dino-Online" ausgebaut werden. Mobilcom will hier mit einem eigenständigen Ansatz auf den Markt kommen. Ähnlich wie Preisagenturen werde man hier Produkte und ihre Preise im weltweiten Datennetz suchen und vergleichen und auch sofort bestellen können. Mit einigen Lieferanten werde Mobilcom dazu Verträge abschließen, die eine Lieferung binnen 24 Stunden und ein Rückgaberecht innerhalb von sieben Tagen garantieren.

Bei den Podukten werde es sich vor allem um Unterhaltungselektronik, PC, Bücher und Geschenke handeln. Den gesamten Markt schätzt Schmidt auf 2,5 bis 3 Mrd. DM Umsatz im Jahr 1999. Wachstumspotential sieht Mobilcom auch im Geschäft mit dem Datenverkehr von Firmenkunden. Die Mobilcom-Tochter Topnet will vom 1. Juli an eigene Kommunikationsnetze für Unternehmen, sogenannte Virtual Private Networks (VPN) anbieten. Das sei besonders interessant für Firmen mit verteilten Standorten, die durch VPN alle gleichzeitig Zugang zu allen internen Informationen haben können. In Verhandlung stehe man zum Beispiel mit einem großen Versicherungskonzern mit 3500 Standorten, einer Druckerei mit zehn Standorten und großen Werbeagenturen.

In den ersten fünf Monaten des Jahres ist die Mobilcom-Gruppe weiter gewachsen. Im Mai überschritt die Kundenzahl im Mobilfunkbereich die Millionengrenze und stieg auf 1,01 Millionen Kunden (plus 15 Prozent seit Ende 1998). Bis zum Jahresende soll der Zuwachs insgesamt 30 Prozent betragen und ein Marktanteil im Mobilfunk von sechs bis sieben Prozent erreicht werden. Im Festnetz vermittelte Mobilcom in den ersten fünf Monaten bereits mehr als zwei Mrd. Ferngesprächsminuten. Dabei entschieden sich immer mehr Kunden für eine feste Vertragsbindung. Ende Mai hatte Mobilcom nach eigenen Angaben 147 000 Preselection-Kunden.

Dem Verdrängungswettbewerb beim Festnetz will Mobilcom mit dem Einstieg ins Ortsnetz in 26 Städten und dem Ausbau der Auslandsgespräche begegnen. Im Festnetz wird ein Marktanteil von acht bis neun Prozent angestrebt. Bis Ende Mai vermittelte Mobilcom schon 480 Mill. Internetminuten, und das, obwohl man mit dem gescheiterten "Tomorrow-Tarif" eher negative Schlagzeilen gemacht habe, sagte Schmid.

Hier hofft man einen Marktanteil von zehn Prozent zu erreichen. Dem Tagesspiegel sagte Schmid, daß er für den Aufbau eines eigenen Glasfasernetzes derzeit mit drei Anbietern verhandele, wobei es einmal um den Kauf, andererseits um langfristige Mietverträge gehe. "Wir überlegen noch die bessere Alternative, da wir weiter organisch wachsen wollen und Kapazitäten nur dann aufbauen, wenn wir sie auch brauchen." Bereits im Juli werde die Entscheidung fallen. Namen wollte Schmid jedoch nicht nennen.

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