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Wirtschaft: Mobilcom steht mit dem Rücken zur Wand

Vorstandschef Grenz spricht auf der außerordentlichen Hauptversammlung von „Besorgnis erregenden Verlusten“/ Gründer Schmid fordert „saubere Entschuldung“

Düsseldorf/Hamburg (tas/dpa). Das Mobilfunkunternehmen Mobilcom schreibt auch nach dem Ausstieg aus dem neuen MobilfunkStandard UMTS rote Zahlen. Die Verluste im Kerngeschäft als Vermittler von Mobilfunkverträgen hätten Besorgnis erregende Ausmaße erreicht, sagte Mobilcom-Chef Thorsten Grenz am Montag auf der außerordentlichen Hauptversammlung des Unternehmens in Hamburg.

Es wurde erwartet, dass die Hauptversammlung den Verträgen zur Entschuldung des Unternehmens zustimmt. Vorstand, Vertreter der Aktionäre und Mobilcom-Gründer Gerhard Schmid befürworteten in ihren Redebeiträgen die Vereinbarungen mit France Télécom, mit denen die Franzosen Mobilcom-Schulden von rund sieben Milliarden Euro übernehmen. Das Verhandlungsergebnis sei vor allem dem Geschick von Mobilcom-Aufsichtsrat Dieter Vogel zu verdanken, sagte Grenz. Der Vorstandschef betonte, dass sich ein UMTS-Engagement für Mobilcom auf Jahrzehnte nicht ausgezahlt hätte. Die Schulden wären so hoch geworden, dass selbst unter optimistischen Annahmen alle Gewinne auf Jahrzehnte an die Kreditgeber gegangen wären. Das halbfertige UMTS-Netz im Wert von einer Milliarde Euro werde wieder abgebaut, falls nicht bis März ein Käufer gefunden wird.

Entgegen seinen Ankündigungen ergriff auch Mobilcom-Gründer Schmid das Wort. Er bat den als Treuhänder eingesetzten früheren RTL-Chef Helmut Thoma, die Stimmrechte für sein Aktienpaket im Sinne des mit der France Télécom ausgehandelten Entschuldungsabkommens auszuüben. Er trete für eine „saubere Entschuldung“ ein.

Dabei hält Schmid selber das norddeutsche Unternehmen seit Monaten im Würgegriff. Nachdem er im Juni von Finanzvorstand Thorsten Grenz auf dem Chefsessel abgelöst wurde, pokerte der Mobilcom-Gründer mit France Télécom. Er verlangte, ihm und den freien Anteilseignern ein Pflichtangebot von 14,50 Euro je Mobilcom-Aktie zu unterbreiten, obwohl die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen entschieden hatte, dass France Télécom dies nicht tun müsse. Daraufhin stellten die Franzosen, selbst hochverschuldet, die finanzielle Hilfe für das Büdelsdorfer Unternehmen im September ein. Wegen der drohenden Zahlungsunfähigkeit von Mobilcom lag die Insolvenz in der Luft. Nur durch eine Finanzspritze von 400 Millionen Euro und eine Stundung von 4,7 Milliarden Euro an Krediten durch die Banken konnte diese knapp verhindert werden.

In dieser kritischen Situation ließ Schmid Mobilcom zappeln. Der für die Verhandlungen mit Mobilcom in den Aufsichtsrat berufene Ex-Thyssen-Manager Vogel handelte mit den Franzosen einen Vertrag aus, der die Übernahme der Mobilcom-Schulden durch France Télécom sicherte. Doch der Staatskonzern forderte: Erst müsse Gerhard Schmid seine Aktien einem Treuhänder übergeben. Doch selbst als die Verhandlungen mittlerweile mit Hilfe der Bundesregierung geführt wurden, weigerte sich Schmid. Erst in letzter Minute lenkte er ein: Am 14. November unterschrieb er einen Treuhändervertrag, der Ex-RTL-Chef Helmut Thoma zum Verwalter seines Aktienpakets bestimmte. Doch auch das ist schon wieder Schnee von gestern. Anfang Januar wurde bekannt, dass Schmid den Thoma-Vertrag bereits gekündigt hat. Und auch Thorsten Grenz hält Schmid nicht für den geeigneten Mann, der das Unternehmen wieder nach vorne bringen kann.

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