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Wirtschaft: Mobilcom verdient wieder Geld

Firmengründer Schmid zeigt Chef Grenz wegen Untreue an

Berlin (vis). Mit dem Verkauf von Mobilfunkverträgen hat die Büdelsdorfer Mobilcom AG nach elf verlustreichen Quartalen im abgelaufenen zweiten Quartal 2003 erstmals wieder einen Gewinn im operativen Geschäft erzielt. Damit sei die Ertragswende erreicht – früher als erwartet, teilte das Unternehmen mit. Vorstandschef Thorsten Grenz sagte, die Strategie „Profitabilität vor Marktanteil“ habe sich ausgezahlt. Trotzdem kehrt keine Ruhe ein in Büdelsdorf. Am Dienstag wurde bekannt, dass Unternehmensgründer und ExChef Gerhard Schmid seinen Nachfolger und früheren Finanzchef Grenz bei der Kieler Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue angezeigt hat.

Mobilcom stand 2002 kurz vor der Pleite, nachdem der Partner France Télécom nach monatelangem Streit mit Schmid über die Ausbaupläne für die neue Mobilfunktechnik UMTS seine Zahlungen an Mobilcom eingestellt hatte. Ein Streitpunkt war auch ein Aktiengeschäft, dass Schmid mit der Firma Millenium abgeschlossen hatte. Die gehört Schmids Ehefrau. Sie kassierte für das umstrittene Geschäft rund 70 Millionen Euro. Mobilcom wirft Schmid vor, das Geschäft am Vorstand vorbei getätigt zu haben. In dieser Sache ermittelt die Staatsanwaltschaft Kiel bereits gegen Schmid. Der geschasste Gründer kontert nun und zeigt seinerseits seinen Nachfolger an. Schmids Anwalt legte ein Gutachten vor, wonach die umstrittene Transaktion im Verantwortungsbereich von Grenz gelegen haben soll. Mobilcom wies die Vorwürfe als unbegründet zurück.

Die Nachricht überschattete die anderen Meldungen aus dem Unternehmen: Vor Zinsen und Steuern (Ebit) verdiente Mobilcom im zweiten Quartal 4,8 Millionen Euro im Kerngeschäft, dem Verkauf von Mobilfunkverträgen. Der gesamte Konzern erreichte im ersten Halbjahr bei einem Umsatz von 900 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 1,034 Milliarden Euro) ein Ergebnis von vier Millionen Euro (Vorjahr: minus 289 Millionen Euro). Der Festnetzbereich wurde mittlerweile an die Tochtergesellschaft Freenet verkauft, die UMTS-Sparte wird bis Jahresende abgewickelt. Die Zahl der einst mehr als 5000 Beschäftigten hat sich inzwischen auf 2900 reduziert. Um die Profitabilität zu verbessern, hat sich Mobilcom per saldo von rund 600 000 Kunden getrennt, die ihre Handys wenig oder gar nicht benutzt haben.

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