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Wirtschaft: Mobilfunkbranche: Handy-Hersteller im Funkloch

Bei fünf Millionen Deutschen lag unter dem Weihnachtsbaum ein Handy. Doch ist das schon Grund genug, sich auch die Aktien der Hersteller ins Depot zu legen?

Bei fünf Millionen Deutschen lag unter dem Weihnachtsbaum ein Handy. Doch ist das schon Grund genug, sich auch die Aktien der Hersteller ins Depot zu legen? Der beispiellose Absatzboom des vergangenen Jahres wird sich wahrscheinlich nicht wiederholen lassen, sind sich Branchenbeobachter einig. In Westeuropa besitzt bereits die Mehrheit der Bürger ein Mobiltelefon. Die skandinavischen Länder und Italien liegen mit 70 Prozent an der Spitze. Für die Hersteller wird der Markt in Europa schwieriger.

Zusätzlich für Verwirrung sorgte die Mitteilung des Marktführers Nokia vor zwei Wochen, dass der Handyabsatz zwar um 64 Prozent gestiegen sei, aber insgesamt die Erwartungen nicht erfüllt habe. Der Kurs der Nokia-Aktie stürzte daraufhin um fast 12 Prozent ab, konnte sich aber wieder fangen.

Nokia bleibt Spitzenreiter

"Die augenblickliche Verwirrung bietet eine gute Chance zum Kauf", sagen die Analysten der Deutschen Bank in London. Das Team um Bruce MacDonald hält auch die Sorge für unbegründet, der Absatz der Mobiltelefone würde stark zurückgehen. Neue Technologien wie GPRS würden immer wieder für einen Absatzschub sorgen. Das habe sich in diesem Jahr in Finnland gezeigt, wo ein großer Teil der Käufe schon dem Ersatzbedarf zugerechnet wird. Eine kleine Absatzdelle im ersten Quartal sollte im zweiten, spätestens im dritten Quartal wieder ausgemerzt sein.

Bei Nokia sind sich die Analysten einig. Dem Weltmarktführer wird die beste Technologie, das beste Management, die beste Zuliefererstrategie zugeschrieben. Lehman Brothers hat die Aktie wie die Deutsche Bank auf "Kauf" gesetzt mit einem mittelfristigen Kursziel von 55 Euro. "Nokia erreicht doppelt so hohe Margen wie der nächste Mitbewerber", sagt auch Stephan Otto, Analyst bei der Hamburgischen Landesbank. Die Finnen konnten ihren Marktanteil weiter ausbauen und von der Schwäche des Mitbewerbers Motorola profitieren.

Am zweiten skandinavischen Hersteller Ericsson scheiden sich jedoch die Geister. "Entscheidend wird sein, was Ericsson mit seiner verlustreichen Handysparte anfängt", sagt Otto. Über mögliche Kooperationen wurde bereits berichtet, über einen Verkauf wird munter spekuliert. Wenn sich die Schweden auf ihre Stärke als Nummer eins im Netzwerkgeschäft weltweit konzentrieren, dann sehen auch die Gewinne wieder besser aus. Otto ist sicher, dass mit der Handysparte in diesem Jahr etwas geschieht und hat die Aktie deshalb immer noch auf "Outperfomer" oder "Kauf" stehen.

Bei der Privatbank Merck & Finck in München heißt es zu Ericsson: "Marketperformer" wegen der kränkelnden Handysparte. Positiver beurteilt Analyst Theo Kitz dagegen die Chancen für Alcatel. Der Konzern habe beim Absatz der Mobiltelefone nicht die Probleme von Ericsson und stehe in der Sparte Netzwerke sehr gut da. Alcatel gilt als führend in der A-DSL-Technologie für das schnelle Internet. Hier rechnet Kitz mit einer hohen Nachfrage in den kommenden Jahren. "Die Betreiber müssen bei der ständig steigenden Datenmenge ihre Netze schneller machen," erläutert er. Deswegen hat Kitz Alcatel nach wie vor als "Outperformer" eingestuft. Auf dem Handymarkt hat sich Alcatel erfolgreich etabliert. Alcatel ist zudem gerade dabei, sich auf einem weiteren Wachstumsmarkt der Zukunft zu positionieren und die Produktion von Handys in China um das fünffache zu steigern, umso einen größeren Marktanteil zu erlangen. China hat derzeit mehr als 70 Millionen Mobilfunknutzer, diese Zahl soll in den nächsten fünf Jahren auf 200 Millionen steigen. Bisher wurde der Markt von Nokia und Motorola dominiert.

Gute Noten für Siemens

Dem deutschen Siemens-Konzern geben die Analysten in der Mobilfunksparte ebenfalls gute Noten. Siemens erziele gute Margen und sei die Nummer vier weltweit, sagt Otto von der Hamburgischen Landesbank. Frank Rothauge von der Privatbank Sal. Oppenheim gibt für Siemens eine Kaufempfehlung ab. Siemens beschränke sich ähnlich wie Nokia im Handybereich auf wenige Modelle, was sich positiv auf die Margen auswirke, und sei auf den Märkten in Asien auf einem guten Weg. Zudem konzentriere sich Siemens bei der Markterschließung auf zwei Märkte, Brasilien und China. In China werden die Münchner voraussichtlich gemeinsam mit dem größten chinesischen Mobilfunkbetreiber das Mobilfunknetz im GSM-Standard ausbauen. In Taiwan hat der Konzern ebenfalls zwei Aufträge zum Ausbau des GSM-Netzes erhalten. Jenseits dieser Märkte wird es für Siemens allerdings schon schwieriger.

Susanne Schmitt

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