zum Hauptinhalt
Das Münchener Start-up schickte vor genau zehn Jahren seine ersten Fernbusse auf Reisen. Heute ist Flix in 40 Ländern aktiv. Foto: Arne Dedert/dpa

© dpa

Mobility-Podcast „Fast Lane“: Flix-Technikchef – Öffentlicher Verkehr ist nicht kundenfreundlich

Der Deutschlandtakt sei nicht vom Kunden her gedacht, kritisiert Flixbus-Mitgründer Daniel Krauss in der zweiten Folge des neuen Background-Podcast.

Flixbus-Mitgründer und Co-Chef Daniel Krauss hat Zweifel, dass der Deutschlandtakt für die Deutsche Bahn ein Erfolg wird. Das Projekt sei „verkopft“ und nicht vom Kunden gedacht, kritisiert Krauss im Background-Podcast „Fast Lane“. „Wo ich wohne, fahren 70 Prozent der Busse leer, weil das Angebot irgendwann einmal hingestellt wurde statt herauszufinden, wann wollen die Menschen wirklich fahren.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Der Deutschlandtakt für den Bahnverkehr soll bis 2030 alle Großstädte in einen Taktfahrplan einbinden. Auch die neue Regierung versichert in ihrem Koalitionsvertrag: „Wir werden die Umsetzung eines Deutschlandtaktes infrastrukturell, finanziell, organisatorisch, eisenbahnrechtlich und europarechtskonform absichern.“ Ein Gutachten im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums beziffert die Gesamtkosten für den Ausbau des Schienennetzes und neue Züge auf mehr als 48 Milliarden Euro. Die Regierung verfolgt das Ziel, die Zahl der Bahn-Fahrgäste im Fernverkehr auf 260 Millionen pro Jahr zu steigern.

Nach Einschätzung von Krauss ist öffentlicher Verkehr häufig unwirtschaftlich und ein Subventionsfall, weil „das Angebot nicht nach der Nachfrage gesteuert wird“. Der Deutschlandtakt sei viel zu „staatstragend“ und nach der Devise geplant „wir wissen es besser“. Dabei wisse „der Kunde am besten, was er oder sie will“.

„Wir brauchen keine neue Monsterplattform“

Zum Scheitern verurteilt sind nach Ansicht des 38-Jährigen, der bei dem Münchener Start-up Flixmobility für die Technologie verantwortlich ist, auch der schon jahrelang verfolgte Plan einer Mobilitäts-App für ganz Deutschland. „Wir brauchen keine neue Monsterplattform“, sagte Krauss bei Fast Lane. Hier drohe ein „digitaler BER“, befürchtet der Flixchef in Anspielung auf das Investitionsdesaster beim Berliner Flughafen BER. „Wenn das vom Staat forciert wird, kann das nur schiefgehen.“

Es hätten sich schon Spitzenverbände der Verkehrswirtschaft mit den „eine Million Wünsch-dir-was“ abgemüht. In Deutschland gibt es allein mehr als 60 Verkehrsverbünde mit eigenen Fahrplänen und Tarifen. Wenn eine solche App dann endlich live gehen könne, so Krauss, dann sei sie „nicht mehr zeitgemäß“. Der Flix-Manager wirbt darum, die Schnittstellen der verschiedenen Systeme offenzulegen, statt weiter nach einer Mega-App zu suchen. Flixmobility selbst streitet schon seit Jahren mit der Deutschen Bahn, weil der Staatskonzern sich weigert, Flixbusse und -züge über die Website bahn.de oder den DB-Navigator buchen zu lassen.

Börsengang aktuell kein Thema 

Das Münchener Start-up schickte vor genau zehn Jahren seine ersten Fernbusse auf Reisen. Gegründet wurde das Unternehmen von Daniel Krauss, Jochen Engert und André Schwämmlein. Inzwischen ist Flix in 40 Ländern aktiv und betreibt mit Flixtrain auch Züge. Im Herbst 2021 kaufte Flixmobility die US-amerikanische Fernbuslegende Greyhound. Flixmobility zählt damit zu den erfolgreichsten Start-ups aus Deutschland.

Hinter dem Unternehmen stehen mehr als 40 Investoren, die Flix aktuell mit etwa drei Milliarden Dollar bewerten. Mehr als zehn Prozent der Anteile halten aber nur wenige wie Holtzbrinck Ventures, General Atlantic oder die Gründer mit 17 Prozent. Bei der letzten Kapitalrunde im vergangenen Sommer sammelten die Münchener 650 Millionen US-Dollar frisches Geld ein.

Ein Börsengang von Flix steht nach Krauss' Angaben derzeit nicht zur Debatte. Dafür gebe es keinen „klaren Plan“, versicherte er bei Fast Lane. Das Thema Börsengang werde ohnehin in Deutschland viel zu sehr „mystifiziert“. Er sehe kein Problem, mit den bestehenden Investoren weiterzuarbeiten. Die Finanzierung sei für ihn eine „Vertrauensfrage“ und „die Firma fühlt sich noch so an wie meine, wie unsere Firma. Das macht mich zum Unternehmer. Daher sind die 17 Prozent nicht relevant, sondern, dass es sich so anfühlt, als ob es 100 Prozent wären.“

Dieter Fockenbrock

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false