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Wirtschaft: Molke im Glas, Madonna im Ohr

DAS TESTURTEIL: 3 Punkte 0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen Wer kennt das Problem nicht: Eigentlich hat man gerade riesigen Durst, aber andererseits braucht man dringend einen neuen Klingelton für sein Handy. Da fällt die Entscheidung schwer – weiter dursten oder mit einem veralteten Piepton durch die Gegend laufen?

DAS TESTURTEIL: 3 Punkte 0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen

Wer kennt das Problem nicht: Eigentlich hat man gerade riesigen Durst, aber andererseits braucht man dringend einen neuen Klingelton für sein Handy. Da fällt die Entscheidung schwer – weiter dursten oder mit einem veralteten Piepton durch die Gegend laufen?

Wem diese Situation völlig fremd ist, der hat bisher unglaubliches Glück im Leben gehabt. Und kann deshalb gar nicht ermessen, welchen Segen „SoneQ“ über die Menschheit bringt. Der Mix aus Sauermolke, Süßungsmitteln und Wasser ist nämlich laut Hersteller GVV nicht nur ein „zeitgemäßes Erfrischungsgetränk für Jugendliche“, sondern auch eine echte Weltneuheit. Auf dem Flaschenetikett befindet sich ein Code, der freigerubbelt werden muss. Dann fotografiert man ihn mit dem Handy und schickt das Bild per MMS an den Hersteller – und sofort bekommt man einen Klingelton retour. Oder, das ist unter jungen Menschen auch sehr beliebt, ein Hintergrundfoto für den Handybildschirm.

SoneQ gibt es in fünf Geschmacksrichtungen: Kirsch, Kirsch-Minze, Orange, Zitrone und Ice. Jede Sorte hat ihre eigene, knallige Farbe. Ice zum Beispiel ist in mutigem Schlumpfblau gehalten. Als wollte es warnen: Natur ist das nicht, was du gleich trinkst. Ice schmeckt übrigens nach Rachenbonbon. Orange ist dagegen richtig lecker, und wer Glück hat, bekommt obendrein ein Bild von Popstar Madonna aufs Handy. Oder den Ohrwurm „Starlight“ von der britischen Rockband Muse, dann haben sich die 1,99 Euro für das Getränk sowieso gelohnt. Leider darf man sich nicht aussuchen, ob es ein Klingelton oder ein Hintergrundbild sein soll. Band-Wünsche werden auch keine entgegengenommen. Das kann man bedauern. Man könnte auch grundsätzliche Kritik üben und behaupten: Schon wieder eine Erfindung, die die Welt nicht braucht. Aber letztlich steht es uns heute noch nicht zu, den zivilisatorischen Nutzen aus der Kombination von Musik und Getränk zu beurteilen. Das müssen künftige Generationen tun. Als Computer, Mikrowelle und Internet erfunden wurden, gab es schließlich auch Nörgler und Zweifler. Und immerhin hat SoneQ einige unbestreitbare gute Eigenschaften. Erstens: Es ist alkoholfrei. Zweitens: Wer hier Klingeltöne bekommt, schließt nicht automatisch ein Abo ab. Drittens: Die Suchtgefahr dürfte eher gering sein.

Vielleicht hat das Getränk eine faire Chance verdient. Und sollte es jemals Werbespots für SoneQ im Fernsehen geben, wünsche ich mir Wladimir und Witali Klitschko in den Hauptrollen. Wenn die beiden es schaffen, mit ihren Riesenpranken die kleinen Tasten ihrer Handys zu treffen und MMS zu verschicken, und sich dann auch noch glaubhaft über einen zugeschickten Klingelton freuen, dann will ich nichts gesagt haben.

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