zum Hauptinhalt
Mal rauskommen. Ein Ausflug in der Mittagspause lüftet den Kopf.

© dpa-tmn

Monotonie im Job: Raus aus dem Trott

Routine gibt Sicherheit, aber Langweile ist belastend. Diese Tipps setzen im Joballtag neue Impulse.

Morgens um 9 Uhr den Computer hochfahren und die neuen Mails sortieren. Mittags um Punkt 12 geht es in die Kantine. Und um 17 Uhr ist Feierabend. Jeden Tag dasselbe. Alles reine Routine? Das muss nicht sein. Schon mit kleinen Dingen können Berufstätige gegensteuern und ihren Job so gestalten, dass er nicht monoton wird.

Routine ist einerseits eine gute Sache: Sie gibt Sicherheit, die Arbeit wird durch klare Abläufe erleichtert. Aber man wird leicht unflexibel und bequem. Und wenn das ewige Einerlei irgendwann langweilig wird, ist es ist es Zeit zu handeln.

Denn Monotonie könne psychisch ebenso belastend sein wie übermäßiger Stress, sagt Dirk Windemuth vom Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). „Das ist ein etwas verkanntes Problem.“ Statt Burn-out droht dann das Bore-out, wie die Autoren Philippe Rothlin und Peter Werder dieses Phänomen genannt haben. Dann führen chronische Unterforderung und Monotonie in eine akute Krise.

Man muss nicht groß nachdenken

So weit muss es aber nicht kommen. Routineaufgaben gehören zwar in vielen Jobs dazu, wie Studien der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zeigen. So habe jeder zweite Berufstätige ständig wiederkehrende Tätigkeiten, sagt Jörg Feldmann, Sprecher der BAuA. Allerdings empfinde nur jeder Zehnte das als Belastung. Schließlich habe eine solche Routine auch etwas Entlastendes. „Man muss nicht groß nachdenken und weiß: Wenn ich es so mache, habe ich alles richtig gemacht.“ Größere Probleme bereiten Aufgaben, bei denen das Vorgehen detailliert vorgeschrieben ist: Hierunter leidet fast jeder Dritte.

Wenn etwas nur noch Routine ist, schaltet irgendwann das Gehirn ab. Dagegen kann es produktiv sein, die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Zum einen gilt es, aus der Firmen-Routine ausbrechen. Schritt eins: die Kollegen überzeugen, mal etwas anders zu machen. Hier kann es sich laut Windemuth lohnen, den Chef mit ins Boot zu holen. Mitarbeiter müssten aber auch eigene Freiräume nutzen, sagt er – und Gewohnheiten ablegen. Die folgenden Tipps helfen, den inneren Schweinehund zu überwinden.

Runter vom Bürostuhl

Ständig vor dem PC zu sitzen, macht nicht nur träge, es fühlt sich auch schnell eintönig an. „Am schlimmsten ist es ja, wenn immer alles gleich ist. Auch kleine Veränderungen können da psychisch etwas bewirken“, sagt Windemuth. Hinzu kommt: Neben dem inneren ist auch der äußere Stillstand ungesund – mangelnde Bewegung sorgt zum Beispiel für Rückenprobleme. Ein einfaches, aber effektives Mittel dagegen: ab und zu im Stehen arbeiten. Dazu können Mitarbeiter ein Stehpult aufstellen. Oder sie gewöhnen sich an, im Stehen zu telefonieren.

Tapetenwechsel

Etwas Abwechslung verschafft auch eine andere Umgebung. So können Beschäftigte ein Meeting auch einmal in der Büroküche oder im Innenhof abhalten. Oder wie wäre es, eine Besprechung gleich mit einer Runde Joggen oder einem Spaziergang zum Feierabend zu verbinden? Das bringt auch die müden Gedanken wieder auf Trab.

Frische Luft statt Kantine

Beim Gang in die Kantine dürften sich manche wie im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ fühlen: immer dieselbe Uhrzeit, immer dieselben Gerichte, immer am selben Tisch, immer mit denselben Kollegen. Erster Schritt aus diesem Trott: rausgehen statt in die Kantine. Oder einfach einmal mit anderen Kollegen zum Essen verabreden. Dazu lässt sich im Betrieb auch ein „Blind date“ einführen, schlägt Windemuth vor: Dann wird ausgelost, wer mit wem essen geht – selbstverständlich auf freiwilliger Basis.

Neu denken

In Besprechungen dreht man sich leicht im Kreis, wenn immer nur dieselben Leute zu Wort kommen. Daher kann es regelrecht erfrischend sein, sich einmal Anregungen von Neulingen anzuhören. Warum nicht mal den Praktikanten fragen, wie er eine Sache angehen würde? Da werde viel Potenzial verschenkt, sagt Windemuth. „Häufig wird die Meinung der anderen ja gleich plattgemacht.“

Abläufe ändern

In der Buchhaltung werden die Bilanzen stets in derselben Abfolge abgearbeitet? In der Backstube legt der Meister immer erst die Brezeln aufs Blech? Um diese ewige Wiederkehr zu durchbrechen, reicht es manchmal schon, einfach einmal die Reihenfolge zu ändern.

Notizblock statt Bildschirm

Technik erleichtert vieles – manchmal ist weniger aber mehr. Statt ständig am PC zu arbeiten, kann es eine willkommene Abwechslung sein, Ideen mal mit Stift und Papier festzuhalten. Auch gut: in die andere Abteilung laufen, statt anzurufen oder eine E-Mail zu schreiben. Das rät die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG), ein Träger der gesetzlichen Unfallversicherung.

Aufgaben tauschen

Die Abrechnung für Firma Meier macht immer der eine, die für Firma Müller der andere. Warum nicht mal umgekehrt? Die DGUV gibt in einem Film ein prominentes Beispiel: Der Weihnachtsmann klagt darin über die Routine im Job. Die Lösung: Er tauscht die Aufgaben mit dem Osterhasen. Ähnlich könnten das auch Kollegen handhaben, rät Windemuth.

Sich belohnen

Lästige Routine-Aufgaben nerven weniger, wenn man sich danach eine kleine Auszeit gönnt – zum Beispiel eine Verabredung zum Kaffee, sobald die öde Jahresabrechnung geschafft ist. dpa

Tobias Schormann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false