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Früher Schering. Vor zehn Jahren übernahm Bayer den Berliner Konzern.

© AFP

Monsanto-Deal: Bayer in Berlin ist selbstbewusst

Die globale Pharmasparte des Bayer-Konzerns wird von Berlin aus gesteuert – die Übernahme von Monsanto hätte kaum Folgen für den Standort.

Als der Bayer-Konzern vor zehn Jahren Schering für 17 Milliarden Euro kaufte, war die Sorge am Berliner Pharmastandort groß. Wie viele Stellen fallen weg? Bleibt das traditionsreiche Geschäft erhalten? Geht der Name Schering unter? Am Montag war die Anspannung im Weddinger Hochhaus – heute Zentrale des umsatzstärksten Konzernbereichs Bayer Pharmaceuticals – wieder zu spüren. Die Nachricht, dass der Dax-Konzern Monsanto kaufen will, stimmt viele der 5000 in Berlin beschäftigten Bayer-Mitarbeiter nachdenklich. Welche Folgen hätte der Deal für Berlin? Fehlt das Geld für weitere Investitionen in den Pharmabereich, wenn bald Milliarden für Monsanto ausgegeben werden?

„Es ist jetzt nicht die Zeit, um etwas über mögliche Folgen zu sagen“, heißt es bei Bayer. Nach Jahren des Umbaus, Stellenabbaus und der Neujustierung im globalen Konzern ist die rechtlich als Bayer Pharma AG firmierende Berliner Sparte selbstbewusst. Immerhin wird von Berlin aus das weltweite Pharmageschäft des Bayer-Konzerns gesteuert – ein Umsatz von zuletzt knapp 14 Milliarden Euro. Das ist etwa ein Drittel des gesamten Bayer-Umsatzes. Angaben, wie viel davon aus Berlin stammt, macht das Unternehmen nicht. „Es gibt keine Verbindungen zum Monsanto-Geschäft“, heißt es auf die Frage nach Schnittmengen zwischen dem Berliner Pharma-Portfolio und den Aktivitäten der Amerikaner. Bayer, so heißt es, wolle ein weltweit führendes Unternehmen für Saatgut, Pflanzeneigenschaften und Pflanzenschutz schaffen. Das Berliner Pharmageschäft sei von der Agrarchemie unberührt.

Gewerkschaft verweist auf die Standort-Vereinbarung

Auch die Gewerkschaft IG BCE ist bei der Einschätzung zurückhaltend. Man bittet um „Verständnis, dass wir zu einzelnen Standorten nichts sagen können“. Die Gewerkschaft verweist aber auf die grundsätzliche Vereinbarung zur Standortsicherung. Seit September 2014 gilt bei Bayer ein Vertrag, der betriebsbedingte Kündigungen bis 2020 ausschließt. „Für die IG BCE ist zunächst entscheidend, dass dieses mögliche Investment nicht zulasten der deutschen Standorte geht“, hieß es am Montag in einer Erklärung. Die Vereinbarung sehe vor, „dass es keinen Personalabbau in Deutschland geben wird“ und „Investitionen in die deutschen Standorte wie vorgesehen getätigt werden“. Forschung und Entwicklung würden weiterhin in Deutschland angesiedelt.

Gerade auf die Arbeit der eigenen Wissenschaftler hält man in Berlin viel. Die Bundeshauptstadt ist neben Wuppertal der zentrale Forschungsstandort des Konzerns. Das hat Tradition: Seit den Gründertagen, als der Apotheker Ernst Schering 1864 in der Müllerstraße 171 den Grundstein für eine chemische Fabrik legte, wird in Wedding an Medikamenten geforscht. Zu den wichtigsten weltweiten Forschungsbereichen von Bayer gehören heute Krebs-, Herz-Kreislauf- und Bluterkrankungen, Frauengesundheit sowie Augenheilkunde. An der Spree wird aber auch produziert. Ein Medikament gegen Multiple Sklerose ist neben verschiedenen Kontrastmitteln das wichtigste Produkt. Die Präparate werden in gut 130 Länder exportiert.

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