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Wirtschaft: Münchner Pay-TV-Anbieter wirft dem US-Filmstudio Vertragsverletzung vor - will Kirch sich sanieren?

Der Münchner Filmhändler Leo Kirch hat das US-Studio MCA/Universal auf zwei Milliarden Dollar (3,9 Milliarden Mark) Schadenersatz verklagt. Wie ein Konzernsprecher am Donnerstag in München sagte, wirft Kirch der Produktionsgesellschaft vor, ihre Verpflichtungen aus einem 1996 geschlossenen Vertrag über die Lieferungen von Filmen und TV-Serien für die Kirch-Sparte Pay-TV verletzt zu haben.

Der Münchner Filmhändler Leo Kirch hat das US-Studio MCA/Universal auf zwei Milliarden Dollar (3,9 Milliarden Mark) Schadenersatz verklagt. Wie ein Konzernsprecher am Donnerstag in München sagte, wirft Kirch der Produktionsgesellschaft vor, ihre Verpflichtungen aus einem 1996 geschlossenen Vertrag über die Lieferungen von Filmen und TV-Serien für die Kirch-Sparte Pay-TV verletzt zu haben.

Unter anderem habe Universal nicht die pro Jahr zugesagte Zahl von Spielfilmen produziert sowie Serien in zunehmend minderer Qualität hergestellt. Ein von Kirch beauftragtes Anwaltsbüro habe am Mittwoch in Los Angeles eine Klage eingereicht, die neben Schadenersatz auch die Aufkündigung der Verträge verlangt. Ein Zusammenhang mit dem Einstieg des Medienmoguls Rupert Murdoch bei Kirch bestehe nicht.

Der Filmhändler Kirch hatte den Vertrag mit Universal 1996 mit einer Laufzeit von zehn Jahren geschlossen. Damals sollte Universal den digitalen Kirch-Sender DF1 beliefern, der inzwischen durch den Zusammenschluss mit Premiere in dem seit Oktober laufenden Premiere World aufgegangen ist. Bei Kirch wurde am Donnerstag betont, trotz der laufenden Klage würden die von Universal bestückten Premiere-World-Kanäle "13th Street" und "Studio Universal" nicht abgeschaltet.

"Wir sind aber nicht länger bereit, einen solchen Vertragsbruch und die Aushöhlung der Programmverträge zu akzeptieren", sagte Kirch-Sprecher Johannes Schmitz. "Ein amerikanisches Major-Studio produziert bis zu 30 Filme pro Jahr. Universal produziert aber nur noch etwa die Hälfte solcher Spielfilme." Zudem zielten die zuletzt produzierten Serien des Studios ausschließlich auf das US-Publikum, so dass sie für den deutschen Markt uninteressant seien. Damit habe Universal die mit Kirch geschlossenen Verträge klar verletzt, betonte Schmitz, der nicht ausschloss, dass das nun angestrengte Verfahren sich über mehrere Jahre hinziehen könne.

Kirch hatte Anfang Dezember mitgeteilt,der von Murdoch kontrollierte britische Pay-TV-Sender BSkyB werde 24 Prozent der Anteile an dem Bezahlfernsehen des Münchner Filmhändlers übernehmen und dafür rund 2,9 Milliarden Mark bezahlen. Zu Murdochs Holdinggesellschaft News Group gehört auch das US-Filmstudio 20th Century Fox, einer der Hauptrivalen von MCA/Universal.

Marktbeobachter vermuten, dass auch Kirchs hohe Defizite im Bezahlfernsehen Grund für die Klage sein könnten. Im Ringen um die Macht im Filmrechtehandel habe der Medienkaufmann große Teile des internationalen Angebots aufgekauft und dafür hohe Preise bezahlt. Ende März 1999 betrugen die Bankschulden der Kirch Pay TV KGaA gut 4,5 Milliarden Mark, wie einem Verkaufsprospekt für eine nun verschobene Anleihe zu entnehmen war. Da Filmhändler Kirch neben Schadenersatz auch die Aufkündigung der MCA/Universal-Verträge verlangt, würde eine erfolgreiche Klage seine finanzielle Lage stark verbessern.

tmh

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