zum Hauptinhalt
Großer Auftritt für JayZ. Der Rapmogul hat in der Nacht zum Dienstag in New York sein neues Konzept für den Musik-Flatrate-Dienst Tidal vorgestellt – mit dabei: Madonna, Rihanna und andere Superstars des Musikbusiness.

© Imago

Musik-Streaming-Dienst: Jay-Z will mit Tidal auch den deutschen Markt erobern

Rapper Jay-Z hat mit einem eigenen Streaming-Dienst der Konkurrenz den Kampf angesagt. Tidal setzt auf Qualität und Exklusiv-Verträge und soll die Künstler in den Vordergrund stellen. Mit im Boot sind zahlreiche Superstars.

Als die Miteigentümer zur Unterzeichnung der Geschäftserklärung schreiten, legt Madonna ihr rechtes Knie auf den Tisch – die Show bleibt eben der Kern des Business. Kaum einer weiß das besser als Jay-Z: Der Rapmogul hat in der Nacht zum Dienstag in New York sein neues Konzept für den Musik-Flatrate-Dienst Tidal vorgestellt. Unterstützt wurde er dabei von einer beachtlichen Riege von Superstars, neben Madonna auch Rihanna, Daft Punk und Alicia Keys. Sie alle haben Beteiligungen an Tidal erworben. Und sie haben eine Mission: einen Streaming-Dienst zu etablieren, der Musik und Künstler in den Vordergrund stellt. „Wir wollen einen besseren Service und eine bessere Erfahrung für die Künstler und die Fans anbieten“, versprach Keys. Tidal ist ab sofort auch in Deutschland verfügbar und soll Konkurrenten wie Spotify ordentlich einheizen.

Tidal ist klein, wächst aber schnell

Jay-Z hatte im März für 56 Millionen Dollar die schwedische Unternehmensmutter von Tidal, Aspiro, gekauft. Ende 2014 hatte Tidal erst 12 000 Nutzer, verzeichnete aber starken Zuwachs. Der neue Eigentümer JayZ setzt auf Qualität und Exklusiv-Angebote. Bei Tidals Hifi-Abo werden Musikstücke mit einer Übertragungsrate von 1411 kbit/s gestreamt, was fast dem Fünffachen der üblichen Höchstrate von 320 kbit/s entspricht. Mit 320 kbit/s streamt zum Beispiel der Anbieter Spotify, bislang Marktführer in Deutschland. Tidals Hifi erreicht nun CD-Qualität. Die hat ihren Preis: 19,99 Euro im Monat kostet das Hifi-Abo. Eine Basis-Version zu 320 bit/s ist schon für 9,99 Euro zu haben, unterscheidet sich dann allerdings kaum von den bestehenden Angeboten von Spotify und anderen.

Tidal lockt die Kunden mit dem Zugriff auf rund 25 Millionen Songs und 75 000 Musikvideos in HD-Qualität. Spotify bietet mehr als 30 Millionen. Jay-Zs Geheimwaffe könnten die Stars sein, die der Rapper beim Start in New York präsentierte. Veröffentlicht zum Beispiel Rihanna ihre neuen Stücke bei Tidal exklusiv, dann bedeutet das Millionen potenzieller Neukunden für den Online-Streamer. Noch aber bleiben die Ankündigungen von Jay-Z und seinen Partner zu Exklusiv-Deals vage. Erste Dementis – Rihanna sprach von einer „Lüge“ – wecken Zweifel. Doch im Showbusiness gilt auch online: Gerüchte steigern den Umsatz.

Auch Taylor Swift ist bei Tidal an Bord

Offen bleibt, welche Anreize außer hoher Soundqualität die Stars an Tidal binden. Erstaunlich ist: Selbst Pop-Sängerin Taylor Swift, die noch im November Spotify den Rücken kehrte, weil sie die Gagen für die Künstler für unzureichend befand, ist bei Tidal mit im Boot. Tidal soll besser zahlen, doch wie hoch die Gagen wirklich sind, ist unbekannt.

In Deutschland erwartet Tidal ein boomender, aber auch umkämpfter Markt. Seit 2012 wächst der Anteil digitaler Streaming-Dienste am Gesamtumsatz der Musikbranche rasant. Aktuell liegt er bei rund acht Prozent. Allein 2014 erhöhte sich der Umsatz nach Angaben des Bundesverbandes der Musikindustrie (BVMI) im Vergleich zum Vorjahr um 79 Prozent auf insgesamt rund 108 Millionen Euro. Noch erwirtschaften Download-Dienste wie iTunes etwa doppelt so viel Umsatz wie die Streamer, doch diese holen schnell auf.

In Deutschland ist für Streaming noch viel Luft nach oben

So tauchte der Streaming- Dienst Spotify 2014 zum ersten Mal neben iTunes und Amazon in der Liste der drei umsatzstärksten Digitalhändler auf. Der BVMI nennt das Streaming den „Motor aller Zuwächse im Digitalgeschäft“. In einer kürzlich veröffentlichten Studie prognostiziert der Verband, dass sich die Zahl der Nutzer bis 2018 verdoppeln und das Streaming rund ein Fünftel des Branchenumsatzes ausmachen wird.

Für die Musikunternehmen aber lohnen sich auf Dauer nur zahlungspflichtige Abonnements. Und die sind bei Tidal teurer als bei der Konkurrenz. Ob die deutschen Streaming-Kunden trotzdem mithören, ist noch ungewiss. Jay-Z sieht diese Frage derweil wohl gelassen. Wenn es darauf ankomme, könne er „Eis im Winter“ verkaufen, reimt er in einem Song. (mit dpa)

Lea Frehse

Zur Startseite