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Verkaufsschlager. Lady Gaga setzte 2011 auch in Deutschland besonders viele Tonträger – physische und digitale – ab.

© Reuters

Musikindustrie: Die CD lebt

Die Musikindustrie setzt weniger um. In diesem Abwärtstrend erobert das Internet immer größere Anteile. Der klassische Tonträger – die CD – bleibt aber unangefochten der wichtigste Umsatzträger.

Berlin - Das Internet erobert immer größere Teile der Musikindustrie. Der klassiche Tonträger – die CD – bleibt aber unangefochten der wichtigste Umsatzträger. Gleichwohl musste die Branche auch im vergangenen Jahr wieder einen Erlöseinbruch von 4,6 Prozent auf rund 1,7 Milliarden Euro hinnehmen. Internetpiraten, zunehmender Preisdruck und reduzierte Verkaufsflächen im Handel machten der Kreativbranche wie schon in den Vorjahren zu schaffen. „Die Einbrüche sind nicht mehr so dramatisch, aber sie sind noch da“, sagte am Donnerstag Dieter Gorny, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI), in Berlin. Der Verband vertritt 280 Tonträgerunternehmen, die 90 Prozent des deutschen Musikmarktes repräsentieren.

„Auch wenn immer wieder der Tod der CD proklamiert wird, die Zahlen zeigen, dass die Deutschen dieses Medium nach wie vor schätzen“, sagte Gorny. Allein mit dem Verkauf von rund 100 Millionen CDs wurden 2010 gut 1,13 Milliarden Euro umgesetzt, 75 Prozent der Gesamterlöse aus dem Musikverkauf. „Die CD bleibt das Rückgrat der Musikindustrie“, sagte BVMI-Geschäftsführer Florian Drücke. Kräftig zulegen – um 17,5 Prozent auf 204 Millionen Euro – konnte das digitale Geschäft mit Musikdownloads von inzwischen 46 legalen deutschen Plattformen. Hier zeigte sich, dass die Käufer nicht mehr unbedingt an einzelnen Songs oder Klingeltönen interessiert sind, sondern ganze Bundles (Musikalben) herunterladen. Deren Absatz stieg um 37 Prozent auf 91 Millionen Euro. Ganz ausgleichen konnte das Internetgeschäft die übrigen Umsatzverluste der Musikbranche aber nicht. Auch CDs werden immer häufiger im Netz gekauft. Das Online-Kaufhaus Amazon war deshalb zum ersten Mal der größte Musikhändler – vor Media Markt und Saturn. Im reinen Onlinegeschäft wurde Amazon nur von Apples iTunes-Store übertroffen. Downloads sowie der Online-Verkauf von CDs, Platten und DVDs machten insgesamt rund 35 Prozent aller Musikumsätze aus.

Die deutsche Musikindustrie hat sich im internationalen Vergleich gut geschlagen. Im weltweit um 8,3 Prozent auf 15 Milliarden Euro schrumpfenden Musikgeschäft konnten die Deutschen Marktanteile hinzugewinnen. Sie liegen jetzt hinter den USA und Japan (auf die 30 beziehungsweise 22 Prozent des Weltmarktes entfallen) auf Platz drei (8,3 Prozent) – erstmals knapp vor Großbritannien.

Musik aller Genres gehört zum Alltag der meisten Deutschen. „85 Prozent hören gerne oder besonders gerne Musik“, sagte BVMI-Geschäftsführer Drücke. Bei den 14- bis 19-Jährigen seien es sogar 97 Prozent. Angesichts der zunehmenden Bedeutung des digitalen Marktes hält der Musikverband aber eine Wertedebatte über den Schutz des geistigen Eigentums für notwendig: „Die Kostenlos-Kultur im Internet zerstört die Basis der Kreativwirtschaft und richtet wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schaden an“, sagte Dieter Gorny. Deutsche Medienanbieter hatten am Mittwoch die Interessengemeinschaft „Deutsche Content Allianz“ gegründet, die für den Schutz von Inhalten im Internet eintritt. Die Kreativen seien auf die Weiterentwicklung der Technik angewiesen – umgekehrt gelte dies aber genauso, sagte Gorny. „Wir sind keine Kreativ-Bohème, sondern es geht um Arbeitsplätze.“ Die Musikfirmen investierten bis zu 23 Prozent ihrer Erlöse in Künstler und neue Musik. Henrik Mortsiefer

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