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Wirtschaft: Musiksender MTV betritt Neuland

DÜSSELDORF. .

DÜSSELDORF. .Der Name ist "Sound Republic" und das Grundkonzept altbekannt.Rund um ein Thema - hier Musik - werden ein Eventbereich, eine Gastronomie und eine Verkaufsfläche für Merchandising, Fanartikel und Souveniers errichtet.Als Gesellschafter fungieren bekannte Stars mit zugkräftigen Namen.Die Planet Hollywood International Inc.hat dieses Konzept bereits mit den gleichnamigen Film-Restaurants verwirklicht und mit den All-Star-Cafés im Sportbereich.Gesellschafter sind so illustre Namen wie Arnold Schwarzenegger oder Whoopi Goldberg.Die Idee ist, daß erlebnishungrige Gäste in einer etwas außergewöhnlichen Umgebung auch bereit sind, etwas mehr Geld für Speisen und Getränke auszugeben, als in einem "normalen" Restaurant.

Nun soll mit MTV Networks, Tochter der amerikanischen Viacom Inc., dieses Prinzip auf den Musiksektor ausgedehnt werden.Bereits im Juli 1998 soll am Londoner Leicester Square das erste Objekt eröffnet werden, im Herbst folgt New York, ebenfalls in Top-Lage am Times Square.Die Musik-Arenen sollen 600 bis 800 Sitzplätze haben.Angegliedert sind Gastronomie- und Verkaufsbereich.Seattle, Dallas, Las Vegas und Paris sind die nächsten Ziele.Bislang wurden in das Musikprojekt rund 10 Mill.Dollar gesteckt, alleine das Londoner Haus wird bis zu seiner Fertigstellung Gesamtinvestitionen von 10 Mill.Pfund Sterling verschlungen haben.

Auch in Deutschland werden Standorte gesucht, erklärte Anette Zierer-Ludwig von Planet Hollywood in München auf Anfrage.Es sei jedoch noch nichts entschieden.

Die geplanten Musik- und Freßtempel sollen mit modernster Sende-, Licht- und Tontechnik ausgestattet werden.Ausdrücklich wird auch betont, auf regionale und nationale musikalische Einflüsse Rücksicht nehmen zu wollen.Dies paßt nahtlos in das aktuelle Konzept des weltweit führenden Musiksenders MTV, der nach eigenen Angaben über 300 Millionen Haushalte erreicht.Kritiker bemängeln seit längerem, daß MTV weltweit ohne Rücksicht auf lokale Gegebenheiten agiere.In Deutschland hat der Sender bereits die Marktführerschaft an den Kölner TV-Zwerg Viva-TV verloren, der massiv auf lokale Inhalte setzt.Mit entsprechend regionalisierten Programmen soll jetzt von London aus gegengesteuert werden.

Planet Hollywood selber setzte 1997 rund 475 (Vorjahr: 373,4) Mill.Dollar um und erzielte einen Nettogewinn von 8,25 (37,66) Mill.Dollar.Der Grund für das schwache Jahresergebnis liegt in erheblichen Aufwendungen vor allem im letzten Vierteljahr: Für das vierte Quartal des abgelaufenen Jahres wurde ein Verlust von 43,8 (plus 14,2 Mill.Dollar) ausgewiesen.Die Börse reagierte verschnupft.Nach der Ankündigung der Verluste sackte die Aktie in New York um über 30 Prozent und notiert derzeit mit rund 7 Dollar nahe der Tiefstkurse.

Begründet wurde der Quartalsverlust mit hohen Investitionen in neue Restaurants - mittlerweile 85 weltweit -, aber auch mit der wachsenden Konkurrenz bei den Themenrestaurants.Dadurch seien Gastronomie- und Merchandising-Einnahmen schwächer ausgefallen als erwartet, räumte Vorstand Robert Earl ein.

In den letzten Jahres ist die Szene für "Eatertainment" - vor allem in den Vereinigten Staaten - wahrlich bunter geworden.Auf "Fashion Cafés" flanieren Models über Laufstege, U-Bootfreunde können im "Dive!" kulinarish abtauchen, von Harley Davidson-Cafés bis zu Monster-Lokalen ist alles vorhanden.In Deutschland - hier hat die US-Kette drei Standorte - hat jüngst RTL das Fernsehrestaurant "RTL Blue Box" eröffnet, TV-Serienfans kommen im "Lindenstraßencafé" auf ihre Kosten und der Musiksender Viva konnte aktuell den Kaufhof-Konzern gewinnen, um zusammen über 40 Gastronomien in neugeplanten Jugendkaufhäusern zu errichten.

Bei Planet Hollywood in den USA wurden aufgrund der starken Konkurrenz derweil erst einmal die Investitionspläne für 1998 umgebaut.Bei den All-Star-Cafés wird die Zahl der Neueröffnungen auf zwei statt sechs zurückgenommen, statt neun Filmrestaurants werden nur drei Standorte aufgemacht und geplante neue Unternehmenszweige wie die Comic-Cafés "Marvel Mania" müssen für Sound Republic warten.

Auch die Asienkrise dürfte nicht ohne Auswirkungen bleiben: Neun Restaurants, ein All-Star-Café und sieben Merchandising-Stores werden im asiatisch/pazifischen Raum betrieben, unter anderem in Jakarta, Hongkong, Singapur, Kuala Lumpur und Manila.

AXEL POSTINETT (HB)

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