zum Hauptinhalt
Wüstenstrom gibt es schon – in der Nähe von Las Vegas, wo ein so genanntes solarthermisches Parabolrinnenkraftwerk steht.

© picture alliance / dpa

Nach Absprung von Eon und HSH Nordbank: Desertec-Initiative sucht Unterstützer in Afrika

Eon und HSH Nordbank verlassen die Desertec Industrie Initiative (Dii). Bleiben noch 35 Unterstützerfirmen. Die Geschäftsstelle reagiert mit einem neuen Bezahlmodell. Das soll auch Mini-Firmen ansprechen

In der Münchener Geschäftsstelle der Dii (Desertec Industrial Initiative) hat man die Nachricht recht gelassen zur Kenntnis genommen. Klaus Schmidtke, Sprecher der Gesellschaft, die die Ökostromaktivitäten von bisher 37 Unternehmen in der Wüste koordiniert, bestätigte am Freitag einen Zeitungsbericht, wonach zwei größere Gesellschafter ausscheiden werden: Eon wird zum kommenden Jahreswechsel die Dii verlassen, die HSH Nordbank hat sich bereits zum vergangenen Jahreswechsel von der Öffentlichkeit unbemerkt verabschiedet.

Künftig sind es also nur noch 35 Unternehmen, die das Team rund um den Niederländer Paul van Son direkt finanzieren: 18 statt bisher 20 „Gesellschafter“, die einen Mitgliedsbeitrag in Höhe von 75 000 Euro im Jahr zahlen. Dazu kommen 17 kleinere „Partner“, die jeweils 30 000 Euro im Jahr nach München überweisen. Zudem hält sich die Dii mit Auftragsstudien, derzeit etwa für die EU-Kommission, über Wasser. Gemessen an dem Führungsstreit rund um van Son und seine damalige Mitgeschäftsführerin Aglaia Wieland vor einem Jahr, scheint der Absprung dieser beiden Partner zwar nicht förderlich – aber auch nicht existenzbedrohend. Damals war die Belegschaft tief gespalten.

Das Desertec-Konzept war vor elf Jahren Jahren von dem Nachhaltigkeitszirkel Club of Rome und dem Forschungsministerium Jordaniens angeschoben worden. worden. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) lieferte wesentliche Daten. Die Partner suchen nach Wegen, wie man Sonnen- und Windkraft in Nordafrika und im Nahen Osten produziert und zum Teil auch nach Europa exportiert. 2009 schlossen sich einige Dax- Konzerne, darunter Munich Re, Eon, RWE und die Deutsche Bank zur besagten Desertec Industrial Initiative zusammen. Der Start dieser „Wüstenstrominitiative“ sorgte für Aufsehen, weil die Unternehmen damals ankündigten, bis zum Jahre 2050 die gewaltige Summe von 400 Milliarden Euro investieren zu wollen. Von solchen konkreten Zahlen redet man in der Dii-Dii-Geschäftsstelle schon länger nicht mehr.

Tatsächlich lassen sich die Wüstenstromaktivitäten der Dii-Gesellschafter schwer quantifizieren: Auf einer aktuellen Übersicht der Dii sind derzeit 66 Sonnen- und Windkraftprojekte in Nordafrika und Arabien, an den Dii-Partner beteiligt sind, eingetragen. Die Liste dazu reicht vom Schweizer Industriekonzern ABB bis zum Solarzulieferer SMA Solar. Eon und die HSH-Nordbank waren demnach bisher nicht in der Wüste vertreten.

Ein Eon-Sprecher bestätigte, der auslaufende Vertrag mit der Dii werde nicht verlängert. Das Unternehmen wolle sich wieder ausschließlich auf eigene Vorhaben konzentrieren und dabei auch die Entwicklung der Märkte im Bereich Erneuerbarer Energien in Afrika und im Mittleren Osten mit Interesse verfolgen. Eon habe das Desertec-Projekt als Gründungsmitglied personell und finanziell intensiv unterstützt, sagt er. Die HSH Nordbank erklärte: „Diese Entscheidung ist vor dem Hintergrund der Konzentration unserer Aktivitäten bei erneuerbaren Energien auf Europa im Zuge der EU-Entscheidung gefallen. Der Idee und der Dii bleiben wir weiter verbunden“.

In München will man sich nun verstärkt für kleinere Unterstützer öffnen. Statt wie bisher 75 000 oder 30 000 Euro zu verlangen, wird das Beitragssystem gestaffelt. Mitglieder sollen ab 2015 – je nach Potenz – nur noch 5000 bis 125.000 Euro bezahlen. "Damit wollen wir vor allem auch kleinen Firmen in Nordafrika die Möglichkeit geben, sich bei uns einzubringen und von unserem Know-how zu profitieren", sagt Schmidt dem Tagesspiegel am Freitag.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false