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Die Firmenzentrale des Zahlungsdienstleisters.

© Sven Hoppe/dpa

Nach Bilanzskandal: Wirecard meldet Insolvenz an

Wirecard ist pleite. Der Zahlungsdienstleister will einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen.

Nach dem milliardenschweren Bilanzskandal will der Zahlungsdienstleister Wirecard beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen. Dies teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.

„Der Vorstand der Wirecard AG hat heute entschieden, für die Wirecard AG beim zuständigen Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung zu stellen“, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Es werde zudem geprüft, ob Insolvenzanträge für Tochtergesellschaften der Wirecard-Gruppe gestellt werden müssten.

In der Jahresbilanz von Wirecard fehlen 1,9 Milliarden Euro. Der Konzern geht davon aus, dass das Geld bei zwei philippinischen Banken gar nicht existiert. Die Staatsanwaltschaft München I wirft dem vergangene Woche zurückgetretenen Wirecard-Chef Markus Braun vor, mit weiteren mutmaßlichen Tätern die Bilanzsumme und das Umsatzvolumen von Wirecard durch vorgetäuschte Einnahmen aufgebläht zu haben.

Der Zahlungsdienstleister hatte bereits vergangene Woche gewarnt, die Banken könnten Kredite in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro kündigen, weil Wirecard bislang keinen Jahres -und Konzernabschluss vorlegen konnte.

Grünen-Politikerin Lisa Paus sieht in der Insolvenz von Wirecard einen immensen "Imageschaden für den deutschen Finanzstandort". Es sei bezeichnend, dass selbst der Chef der Finanzaufsicht von einem Desaster spreche. Sie kritisiert allerdings auch das Vorgehen der Aufseher selbst. "Es ist unverständlich, warum die Bafin nicht schon viel früher aktiv geworden ist und längst eine Sonderprüfung veranlasst hat, statt kritische Stimmen zu ignorieren", so Paus. Bafin-Chef Felix Hufeld soll deshalb kommende Woche im Finanzausschuss des Bundestages Rede und Antwort stehen.

Die Aktien des Zahlungsabwicklers waren am Morgen erstmals seit Sommer 2011 wieder zu einstelligem Kurs gehandelt worden. Mit 9,96 Euro erreichten sie den tiefsten Stand seit August 2011. Nach der abermaligen Verschiebung der Bilanz für 2019 in der Vorwoche und dem Eingeständnis mutmaßlicher Luftbuchungen in Milliardenhöhe verloren sie damit inzwischen gut 90 Prozent. (Reuters, dpa, AFP)

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