zum Hauptinhalt
Aldi in Großbritannien. Eine Filiale in der Innenstadt von Manchester. In Deutschland gerät das Erfolgsmodell Discounter an seine Grenzen. Im Ausland gibt es noch Potenzial.

© dpa

Nach dem Tod des Gründers: Aldi steht vor großen Herausforderungen

Kurz vor seinem Tod zeigte sich Karl Albrecht mit Blick auf die Konkurrenz selbstbewusst: „Ohne Lidl wären wir eingeschlafen“. Doch der Rivale ist dabei, Aldi den Rang abzulaufen.

Kein Trauerflor, kein Bild des Verstorbenen, kein Kondolenzbuch: Am Tag nach dem Tod von Aldi-Gründer Karl Albrecht geht es nüchtern zu in der Filiale an der Düsseldorfer Königsallee. „Business as usual“ heißt es hier. Und man darf wohl vermuten, der öffentlichkeitsscheue, in der vergangenen Woche im Alter von 94 Jahren verstorbene Unternehmer hätte es so gewollt. Dennoch markiert der Tod des letzten Aldi-Gründers einen Einschnitt für das Unternehmen. Und er fällt in eine Zeit, in der der Handelskonzern vor einigen Herausforderungen steht.

Lidl wächst schneller

„Aldi hat in Deutschland ein bisschen an Fahrt verloren. Das Unternehmen wächst zwar noch, aber schwächer als Lidl“, betont Handelsexpertin Denise Klug vom Marktbeobachter Planet. Lidl sei etwas experimentierfreudiger und nähere sich in seinem Angebot stärker den klassischen Supermärkten an. „Das gefällt den Kunden offenbar“. Weltweit werde die Konkurrenz aus Neckarsulm Aldi wohl sogar in den nächsten vier bis fünf Jahren als Marktführer im Discountbereich ablösen, prognostiziert Klug.

Karl Albrecht war der Aufstieg des Konkurrenten natürlich nicht entgangen. In einem wenige Wochen vor seinem Tod geführten Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ nahm er es mit Humor und Selbstbewusstsein. „Ohne Lidl wären wir eingeschlafen“, sagte er. Und er verriet auch einen Teil seines Erfolgsgeheimnisses: „Was man erreichen muss, ist, dass der Kunde den Glauben gewinnt, nirgendwo billiger einkaufen zu können.“ Aldi wird durch den Tod des Unternehmers nicht aus dem Tritt kommen.

Das Erfolgsmodell Discount stößt an seine Grenzen

„Die Führung des Geschäfts liegt längst in den Händen eines unabhängigen Managements, so dass der Tod von Karl Albrecht keine Auswirkungen haben wird“, betont der Geschäftsführer des Handelsinstituts EHI, Michael Gerling. Schon vor fast 20 Jahren überließ der Unternehmer das operative Geschäft den Managern. Doch habe er bis wenige Tage vor seinem Tod die Unternehmensgeschicke aufmerksam verfolgt, heißt es bei Aldi Süd.

Seine Nachfolger sehen sich inzwischen in Deutschland allerdings mit ganz anderen Herausforderungen konfrontiert, als Karl Albrecht in den glorreichen Wachstumsjahren. Denn nicht nur der Konkurrent Lidl macht dem Konzern zu schaffen. Auch insgesamt scheint das Erfolgsmodell Discount auf dem Heimatmarkt an seine Grenzen zu stoßen.

Während die klassischen Supermärkte in diesem Jahr nach Marktuntersuchungen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) deutliche Umsatzzuwächse erzielten, stagnierte das Geschäft der Discounter. Und Aldi habe sogar noch etwas schwächer abgeschnitten als die Discounter insgesamt, berichtet GfK-Handelsexperte Frank Adlwarth.

Bundesbürger sind bereit, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben

Ganz sicher habe der Durchhänger der Billiganbieter auch mit der guten Wirtschaftslage zu tun, heißt es bei der GfK. Die Bundesbürger seien wieder bereit, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben und das komme den klassischen Supermärkten zugute - trotz aller Bemühungen der Discounter, das eigene Sortiment mit Edelprodukten nach oben abzurunden. Doch stoße das Modell Discount wohl auch insgesamt an seine Wachstumsgrenzen.

„Alles in allem ist ihr Marktanteil in den letzen vier Jahren stagniert. Und das wird wohl auch in der nächsten Zeit so bleiben“ meint Adlwarth.

Die Nachfolger von Karl Albrecht haben also einige Herausforderungen zu bewältigen. Wachstumschancen werden inzwischen vor allem im Ausland gesucht. Das deutsche Erfolgsmodell Discount feiert inzwischen selbst in den USA und in Australien Erfolge. Damit das so bleibt, hat der Aldi-Gründer seinen Nachfahren laut „FAZ“ noch am Sterbebett eine Mahnung auf den Weg gegeben: „Bezahlt unsere Leute gut, sie leisten viel.“ dpa

Erich Reimann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false