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Friedrich Merz (CDU) hat den Vorschlag gemacht, eine zusätzliche Altersversorgung mit Steuerfreiheit zu fördern.

© imago/photothek

Nach dem Vorschlag von Friedrich Merz: Sollte der Staat zum Aktienkauf ermuntern?

Der Vorschlag von Friedrich Merz wirft die Frage auf, ob Anleger sich bei der Aktienanlage rational verhalten können. Was für und gegen ihn spricht.

Von Andreas Oswald

Friedrich Merz, Kandidat für den CDU-Vorsitz, hat erheblichen Wirbel erzeugt mit seinem Vorschlag, steuerliche Anreize für Aktienkäufe zur Alterssicherung zu schaffen. So wirbt er für einen „jährlichen Freibetrag, unter dem man einen auf Aktien basierten Spar- oder Vorsorgeplan aufbaut“. Kritiker werfen ihm vor allem vor, eine Subvention für Bessergestellte schaffen zu wollen. Ein Aspekt, der dabei etwas verloren geht, ist aber die Frage, ob Kleinanleger von ihrem Wissensstand und ihrer mentalen Befindlichkeit her überhaupt in der Lage sind, beim Aktienkauf ausreichend rationale Entscheidungen zu treffen.

Statistiken über Zu- und Abflüsse zeigen nämlich, dass viele Anleger immer dann Geld in Aktienfonds anlegen, wenn die Kurse auffallend gestiegen sind und verkaufen, wenn sie gefallen sind. Das heißt: Sie kaufen teuer und verkaufen billig. Sie machen also das Gegenteil von dem, was sie tun sollten. Ein Grund dafür ist die sogenannte Verlustaversion. Der Mensch möchte naturgemäß Verluste unbedingt vermeiden. Verluste bereiten ihm emotional doppelt so viel Schmerzen wie ein entsprechender Gewinn ihm positive Gefühle vermittelt. Gier auf der einen Seite und Verzweiflung oder Panik auf der anderen tun ihr übriges, um falsches Verhalten zu fördern. Gerade in Zeiten, in denen die Aktien fallen.

Psychologische Anlegerfallen

Ist es in dieser Hinsicht verantwortbar, dass Bürgern der Aktienkauf zur zusätzlichen Alterssicherung durch Steuererfreiheit empfohlen wird? Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) sieht den Vorschlag skeptisch. Einer weiteren Säule mit aktienbasierten Produkten, die für die Anleger mit einem relativ hohen Risiko verbunden sein können, stehe die Rentenversicherung zurückhaltend gegenüber, sagte ein Sprecher AFP.

Sara Zinnecker, Geldanlageexpertin vom Verbraucher-Ratgeber „Finanztip“, hält es für entscheidend, wie Merz Vorschlag konkret ausgestaltet würde. Merz war vage geblieben. Die psychologischen Anlegerfallen ließen sich umgehen, wenn es sich um eine langfristige vertragliche Vereinbarung handeln würde, die es erschwert, dass Anleger vorzeitig in Panik aussteigen, sagt Zinnecker. Das würde in dieser Hinsicht Riester-Verträgen ähneln oder Lebensversicherungen. „Ein Abschwung an der Börse kann so manchen Kleinanleger schon mal nervös machen. Umso wichtiger ist es für private Sparer, immer eine langfristige Perspektive zu haben“, sagt Zinnecker. Grundsätzlich hält sie eine Aktienanlage aber für sinnvoll. „Wer zwischen 1975 und 2017 beliebige 15 Jahre in einen weltweit ausgerichteten Aktienkorb investierte, machte selbst inflationsbereinigt niemals einen Verlust. Der Vorschlag, bei der zusätzlichen privaten Altersvorsorge stärker als bisher auf Aktien zu setzen, geht also in die richtige Richtung.

Bis zum Rentenbeginn sollten Anleger regelmäßig ansparen und brauchen sich über die tagesaktuelle Börsenentwicklung nicht zu kümmern.“

„Um über schwierige Börsenphasen wegzukommen, ist es hilfreich, dass der Anleger nicht gezwungen ist, Aktien zu verkaufen“, sagt Franz-Josef Leven, stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Aktieninstituts. Anleger sollten deshalb immer eine Liquiditätsreserve haben. "Sie sollten sich bewusst machen, dass Aktien grundsätzlich langfristig eine gute Rendite bieten.“

Einen Beitrag des Autors darüber, wie Anleger sich mit Rebalancing vor Crashs schützen können, lesen Sie hier.

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