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77 Millionen Autos werden in diesem Jahr gebaut, davon gut 15 Millionen von den deutschen Konzernen. So viele waren das noch nie.

© picture alliance / dpa

Nach dem VW-Skandal: „Ohne Diesel verfehlen wir das Klimaziel“

Autopräsident Matthias Wissmann resümiert 2015 und ist einigermaßen zufrieden: Trotz des VW-Skandals legt der Absatz von Diesel-Fahrzeuge zu.

Als ehemaliger Spitzenpolitiker weiß Matthias Wissmann die Dinge auf den Punkt zu bringen. „Einbrüche sind keine Beinbrüche“, sagte der Präsident des Verbandes der Autoindustrie (VDA) am Dienstag in Berlin. Wissmann – in den 1990er Jahren Forschungs- und Verkehrsminister – resümierte unfallfrei das Autojahr 2015 und endete eben nicht als Bruchpilot im Dieselgate. Die Anmerkung mit den „Einbrüchen“ bezog sich aber genau auf das Thema, nämlich mögliche Absatzeinbußen in Folge des Betrugsskandals bei VW. Und die gibt es hierzulande bislang nicht. Im Gegenteil: Im November kam der Diesel auf einen Anteil bei den Neuzulassungen von 49,7 Prozent, das waren sogar 0,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. „Einbrüche“ gab es zuletzt nur in Frankreich, wo aber immer noch rund 60 Prozent aller neuen Autos mit einem Dieselmotor fahren.

Der Diesel ist sauberer als der Benziner

Ohne den Diesel, der rund ein Fünftel weniger Kraftstoff verbraucht als ein Benzinmotor und im Schnitt zehn Prozent weniger CO2 in die Luft bläst, sind die CO2-Ziele des Autoverkehrs bis 2020 „nicht zu erreichen“, sagte Wissmann. Es sei denn, die Leute würden jetzt Elektroautos kaufen. Aber warum sollten sie? Es fehlen Ladesäulen und Kaufanreize, um Schwung in den Markt zu kriegen. Das sieht die Regierung nicht anders. „Der schnelle Markthochlauf der Elektromobilität wird nur mit weiteren Anreizen gelingen“, erklärte Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig (SPD) am Dienstag nach einem Treffen mit Wissmann und dem IG Metall-Vorsitzenden Jörg Hofmann, bei dem sich alle noch mal versicherten, wie wichtig die Branche mit ihren 800 000 Beschäftigten für die deutsche Wirtschaft ist. Aber trotz der Größe und der Ertragsstärke wird das nichts mit den E-Autos, meint Wissmann: „Ohne wirksame Impulse hat noch kein Land der Welt den Markthochlauf gemeistert.“

Der deutsche Markt wächst

In den ersten neun Monaten wurden hierzulande nur 14 900 Elektroautos zugelassen. Und das auf einem wachsenden Markt. In den ersten elf Monaten gab es ein Plus um fünf Prozent, für das Gesamtjahr rechnet Wissmann nun mit 3,17 Millionen Neuzulassungen – das wären vier Prozent mehr als 2014. Und für 2016 geht der VDA von einer weiteren, leichten Steigerung auf 3,2 Millionen aus. Ganz andere Dimensionen gibt es in China und den USA, wo es voraussichtlich auch 2016 nach oben geht. Wenngleich die Wachstumsdynamik in China vorbei ist; nach einem Plus um vier Prozent wächst der chinesische Markt 2016 den Schätzungen des VDA zufolge nur noch um zwei Prozent.

Italien und Spanien sind gut erholt

„Die eigentliche Überraschung ist Westeuropa“, sagte Wissmann im Rückblick auf 2015. Mit einem Plus von sieben Prozent habe Anfang des Jahres niemand gerechnet. Alle großen EU-Länder – Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien – seien im Plus, die beiden letztgenannten sogar zweistellig. Dagegen schlägt die Wirtschaftskrise in Russland voll durch, die Russen kaufen in diesem Jahr 35 Prozent weniger Autos als 2014. Unter den anderen großen Märkten fallen Brasilien (minus 20 Prozent) und Japan (minus neun Prozent) auf. Alles in allem werden in diesem Jahr knapp 77 Millionen neue Autos (plus ein Prozent) in aller Welt verkauft.

15 Millionen Autos bauen deutsche Konzerne

Ein Großteil davon sind deutsche Marken. Wie global VW und Mercedes, BMW, Audi und Porsche unterwegs sind, zeigt die Produktionsstatistik: Hierzulande bauen die Konzerne in diesem Jahr 5,7 Millionen Autos (plus zwei Prozent), von denen wiederum gut drei Viertel in den Export gehen. Und 9,45 Millionen Fahrzeuge produzieren die deutschen Unternehmen 2015 im Ausland, vor allem in China. „Die Welt-Pkw-Produktion der Konzernmarken überschreitet damit erstmals die 15-Millionen-Marke“, freute sich Wissmann. Trotz Betrugsskandals.

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