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Wirtschaft: Nach der Fusion kommt der Verkauf (Kommentar)

Wen wundert das noch: Zwei Riesen gehen zusammen, um ihre Märkte zu vergrößern und Geschäftsfelder zusammenzulegen. Jetzt fusionieren womöglich Veba und Viag mit ihren Energietöchtern Preussenelektra und Bayernwerk.

Wen wundert das noch: Zwei Riesen gehen zusammen, um ihre Märkte zu vergrößern und Geschäftsfelder zusammenzulegen. Jetzt fusionieren womöglich Veba und Viag mit ihren Energietöchtern Preussenelektra und Bayernwerk. Am selben Tag bestätigt Prada die Übernahme von Jil Sander. Erst tags zuvor geben die französischen Einzelhandelsgiganten Carrefour und Promodes bekannt, dass sie zusammengehen. Strom, Blusen, Supermärkte: Was immer Unternehmer tun, überall ist es gerade angesagt, größer zu werden.

Dabei gerät das olympische Motto ein bisschen in Vergessenheit. Schneller, höher, weiter - so nämlich lautet das Erfolgsrezept nicht nur in der Sportarena, sondern auch in den Topetagen der Unternehmen. Wer agil ist, hat im Wettbewerb - so lehrt die Erfahrung - die Nase vorn. Das beweisen regelmäßig neue Erfolgsgeschichten von kleinen Pionieren. Die kriegen erst dann Probleme, wenn sie zu sehr wachsen und zu groß werden - wie gerade bei Microsoft zu erleben ist. Die Software-Firma von Bill Gates zählt inzwischen zu den größten Unternehmen der Welt. Schon fehlt ihr der Schwung, das Internet zu erobern. Das machen noch jüngere und viel kleinere Konkurrenten wie AOL, Yahoo und Amazon.com.

Warum fusionieren die Großen dann trotzdem - und werden noch größer? Weil die Fusion noch lange nicht der letzte, sondern nur ein Zwischenschritt ist. Nach der Übernahme oder dem Zusammenschluss wird es nämlich viel komplizierter: Dann muss das neue Großunternehmen Rosinen picken. Nur die lukrativen Geschäfte, die dazu noch zusammenpassen, laufen weiter. Der Rest wird verkauft. Übrig bleiben, so der Wunsch der Manager, schlagkräftige Unternehmen, die auf dem Marktplatz überleben. Dass heute die Fusionen die Schlagzeilen beherrschen, das hat zwei Gründe. Zum einen fürchten sich die Führungskräfte davor, ihr bisheriges Unternehmen zu zerschlagen: Ein Abbau von Arbeitsplätzen lässt sich mit einer Fusion schlichtweg bequemer begründen. Zum anderen herrscht in vielen Branchen Panik, man könnte zu spät sein und keinen gleichrangigen Partner finden: Fusionitis als Torschlusspanik.

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