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Deutsche Bank und Commerzbank haben ihre Gespräche über eine Fusion eingestellt.

© dpa

Nach der geplatzten Fusion: Jetzt fängt der Überlebenskampf erst an

Die Fusion abzusagen, war richtig. Ein "Weiter so" darf es aber nicht geben. Deutsche Bank, Commerzbank und die Politik sind jetzt gefragt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Carla Neuhaus

Die Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank ist geplatzt. Die beiden Institute wollen nicht weiter über einen Zusammenschluss sprechen. Das ist erstmal eine gute Nachricht. Sie entlässt die beiden Häuser aber nicht aus der Verantwortung, eine Zukunftsstrategie zu finden. Und die brauchen sie dringend.

Zu recht war der Zusammenschluss der beiden Häuser von Anfang an umstritten. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte sich die Fusion gewünscht, weil er eine starke Großbank in Deutschland vermisste. Ein Institut, das mit der Konkurrenz aus den USA und Großbritannien mithalten kann. Doch kein Unternehmen, auch keine Bank, wird schlicht durch schiere Größe erfolgreich. Weder die Deutsche Bank noch die Commerzbank hätten ihre Probleme durch einen solchen Zusammenschluss gelöst. Deshalb war es nur konsequent, die Gespräche abzubrechen.

Beide Häuser müssen jetzt ihre Probleme angehen

Doch auch wenn eine Fusion nicht die Lösung gewesen wäre - jetzt einfach wieder zur Tagesordnung überzugehen, wäre mindestens ebenso fatal. So erleichtert Aktionäre und Mitarbeiter der beiden Häusern nun erstmal sein dürften: Die Probleme bestehen weiter. Die Chefs der Deutschen Bank und der Commerzbank müssen deshalb jetzt eine Antwort auf die entscheidende Frage geben, wie sie ihre Institute wieder wettbewerbsfähig machen wollen.

Bei der Deutschen Bank ist es vor allem das Investmentbanking, das Schwierigkeiten macht. Auch mit dem klassischen Bankgeschäft lässt sich immer weniger Geld verdienen. Einschnitte und damit wohl auch einen Arbeitsplatzabbau dürfte es also auch ohne die Fusion mit der Commerzbank geben.

Die gelbe Großbank braucht ebenfalls einen Plan B. Im Firmenkundengeschäft sinken bei der Commerzbank die Erträge. Gleichzeitig hat das Institut viele italienische Staatsanleihen im Portfolio, die zum Problem werden könnten.

Die Bundesregierung ist ebenfalls gefragt

Auch für die Politik wird die Lage nicht einfacher. Mit der Unicredit aus Italien und der ING aus den Niederlanden haben bereits zwei europäische Großbanken Interesse am Kauf der Commerzbank gezeigt. Die Bundesregierung muss nun klären, ob sie ihren Wunsch von einem europäischen Champion auch bei den Banken ernst meint und eine solche grenzüberschreitende Fusion zulässt - mit dem Nebeneffekt, dass die Konkurrenz für die Deutsche Bank dadurch allerdings noch härter würde. Ein Wort mitzureden hat der Bund allein schon deshalb, weil er an der Commerzbank noch immer mit 15 Prozent beteiligt. Entsprechend groß ist die Verantwortung der Bundesregierung.

Anders als die Fusion mit der Deutschen Bank könnte ein Zusammengehen mit einer europäischen Großbank dabei durchaus Sinn machen - zumindest wenn man davon ausgeht, dass auch Deutschland sich einen stärkeren europäischen Binnenmarkt wünscht. Zudem stünde mit ING eine Bank bereit, die im Gegensatz zur Deutschen Bank mit sehr viel weniger hausgemachten Problemen kämpft. Während eine deutsch-italienische Fusion auch politisch heikel wäre, gibt es rein rational wenig Argumente gegen einen deutsch-niederländischen Zusammenschluss. Zumal die ING mit ihrer deutschen Direktbank ohnehin schon hierzulande aktiv ist.

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