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Große Ziele. Rossmann will in diesem Jahr zwölf Prozent mehr Umsatz erzielen. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben 1,3 Millionen Kunden pro Tag.

© dpa

Nach der Schlecker-Insolvenz: Freie Fahrt für Rossmann

Die Drogeriemarktkette Rossmann profitiert von der Insolvenz des Konkurrenten Schlecker. Doch dem Jubel sind Grenzen gesetzt, warnen Experten: Der deutsche Markt sei schon fast gesättigt. Das hindert Rossmann aber nicht daran, ehrgeizige Pläne zu schmieden.

Während die Zukunft der insolventen Drogeriekette Schlecker mangels eines Investors noch immer nicht gesichert ist, feiert die Konkurrenz im niedersächsischen Burgwedel erneut Rekorde: Die Drogeriekette Rossmann machte 2011 erstmals einen Umsatz von mehr als fünf Milliarden Euro. Damit ist das von Dirk Roßmann gegründete Unternehmen nun nach dm die Nummer zwei unter den deutschen Drogerieketten. Schlecker war im vergangenen Jahr wegen der Schließung hunderter Filialen von 6,55 Milliarden auf einen Umsatz von fünf Milliarden Euro zurückgefallen. Und während Schlecker einen Verlust von 200 Millionen Euro machte, baute Rossmann seinen Gewinn deutlich aus. „Wir haben den Überschuss um 11,5 Prozent steigern können“, sagte Finanzchef Roland Frobel am Donnerstag bei der Bilanzvorlage. Genaue Zahlen wollte Roßmann nicht nennen, es seien aber mehr als 100 Millionen Euro.

2012 soll sich der Erfolg fortsetzen, denn Rossmann und auch die anderen Wettbewerber profitieren davon, dass der Konkurrent Schlecker geschrumpft ist - auf 3200 von ehemals 5400 Filialen. Im ersten Quartal von Januar bis März hatten bei Rossmann die Umsätze bereits um 14,1 Prozent auf 1,32 Milliarden Euro zugelegt. Zum Teil sei das auf die Schlecker-Pleite zurückzuführen, sagte Dirk Roßmann. „Die Leute gehen ja nicht alle zu uns, sondern auch zu Müller oder dm. Aber ein Stück der frei gewordenen Umsätze werden wir verbuchen.“

Handelsexperten bestätigen das. „Viele ehemalige Schlecker-Kunden werden nun zu den direkten Konkurrenten abwandern", sagt Denise Klug vom Branchendienst Planet Retail. Schon im vergangenen Jahr habe die Schwäche von Schlecker die anderen Ketten gestärkt. „Besonders Rossmann könnte für viele ältere Schlecker-Kunden eine Alternative sein, weil das Image und Sortiment ihnen zusagen könnten“, erklärt Klug. Ein Teil der Umsätze werde auch im Lebensmitteleinzelhandel landen. „Gerade Rewe und Edeka bauen momentan ihre Sortimente aus.“

Das Unternehmen Rossmann, das erst kürzlich 40-jähriges Firmenjubiläum feierte, hat auch im laufenden Jahr große Ziele. Der Umsatz soll um zwölf Prozent zulegen auf 5,7 Milliarden Euro. Trotzdem wird Rossmann womöglich auch 2012 dm nicht überflügeln können. „Ich möchte nicht unbedingt die Nummer eins sein. Aber ich möchte immer so dicht dran sein, dass die Nummer eins meinen Atem spürt“, sagte Roßmann. In Deutschland sollen zu den nun 1612 Märkten in diesem Jahr weitere 110 hinzukommen und 1900 neue Voll- und Teilzeitstellen entstehen, erklärte Roßmann. Dafür will das Unternehmen knapp 100 Millionen Euro in die Hand nehmen. Zwar bekräftigte Dirk Roßmann sein Angebot, auch ehemalige Schlecker-Mitarbeiter einstellen zu wollen, nannte aber keine konkreten Zahlen. Einem Sprecher zufolge hätten sich aber bereits etliche Schlecker-Frauen bei Rossmann beworben. „Besonders im Süden und Westen suchen wir Mitarbeiter.“

Rossmann hatte bereits im Januar Interesse an bis zu 80 Schlecker-Filialen signalisiert - in erster Linie Märkte von Ihr Platz in guten Lagen. Die gesamte Tochter wolle das Unternehmen aber nicht übernehmen. "Ich habe gesagt, dass ich an einzelnen Standorten interessiert bin. Für große Lösungen steht Rossmann nicht zur Verfügung“, stellte der Firmengründer am Donnerstag klar. Dem Konkurrenten Schlecker prophezeit Roßmann einen schwierigen Neuanfang. „Wenn einer nicht richtig investiert hat in den vergangenen Jahren, wird er es schwer haben“, sagte er.

Langfristig sehen Handelsexperten das Wachstumspotenzial im deutschen Drogeriegeschäft ohnehin als begrenzt an. „Durch Schlecker gibt es gerade einen Schub, aber eigentlich ist der Markt in Deutschland ziemlich gesättigt“, sagt Klug. dm und Müller könnten noch in Norddeutschland wachsen, Rossmann könne besonders in mittelgroßen Städten expandieren. „Auf lange Sicht aber müssen die Drogeriemarktketten über das Auslandsgeschäft wachsen“, sagt Klug. Rossmann ist derzeit in Polen, Ungarn, Tschechien, Albanien und der Türkei aktiv, dm ist unter anderem in Ungarn, Kroatien, Österreich, Tschechien und Rumänien vertreten.

Auch das Onlinegeschäft sieht Handelsexpertin Klug als Chance. Rossmann machte 2011 mit seinem Online-Shop einen Umsatz von 34 Millionen Euro, dm verkauft derzeit seine Eigenmarken über den Internethändler Amazon. „Gerade dm und Rossmann, die in kleinen Orten kaum vertreten sind, können über den Onlinehandel ihr Einzugsgebiet deutlich vergrößern“, sagt Klug.

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