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© dpa

Nach ICE-Unfall: Staatsanwaltschaft nimmt Bahn ins Visier

ICE-Unfall in Köln: Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen Ermittlungen aufgenommen. Reisende sollen dem Zugpersonal bereits eine Stunde vor dem Unfall von seltsamen Geräuschen berichtet haben. Kurz danach war der Zug bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof mit einem Achsenbruch aus dem Gleis gesprungen.

Ein Kunde habe das Zugpersonal über ein verdächtiges Geräusch informiert. Der Vorstand Personenverkehr der Deutschen Bahn, Karl-Friedrich Rausch, bestätigte entsprechende Hinweise von Fahrgästen und betonte, wegen dieser Geräusche sei der Zug gestoppt worden. Nach dem Unfall vom Mittwoch hatte die Bahn einen Großteil der ICE 3-Züge zur Überprüfung in die Werkstätten geholt. Dadurch fielen am Freitag mehr als 60 Fernzüge aus, weitere Züge sollten nur eingeschränkt verkehren.

Ein Kunde habe das Zugpersonal über ein verdächtiges Geräusch informiert, berichtete Rausch. Als die Mitarbeiter das Geräusch bei der Ausfahrt aus dem Kölner Bahnhof ebenfalls hörten, hätten sie den Zug gestoppt. Die Bahn wies Vorwürfe zurück, nach denen das Personal nicht auf Hinweise von Fahrgästen über untypische Fahrgeräusche reagiert habe. "Das ist schlichtweg falsch." Das Fahrpersonal sei den Hinweisen nachgegangen und habe die notwendigen Maßnahmen ergriffen.

"Da brauchen sie sich keine Sorgen zu machen"

Nach Angaben der Kölner Staatsanwaltschaft haben die Bahn- Mitarbeiter auf die Kundenhinweise geantwortet: "Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, das hat nichts zu bedeuten." Die Staatsanwaltschaft müsse nun feststellen, ob die Geräusche mit dem späteren Achsenbruch des ICE zusammenhingen, sagte Feld. "Wenn das so ist, ist die Frage, ob das Personal richtig reagiert hat." Die Ermittlungen richteten sich derzeit noch gegen unbekannt.

Zwei Tage nach dem Unfall holte die Bahn den Großteil der ICE-3-Züge in die Werkstätten. Dem Unternehmen zufolge mussten sich 61 der 67 Züge dem Check unterziehen. Sechs Züge blieben den Angaben zufolge ausgespart, weil sie erst vor kurzem überprüft worden waren. Der für den Personenverkehr zuständige Bahn-Vorstand Karl-Friedrich Rausch begründete die Maßnahme damit, dass die Sicherheit der Fahrgäste oberste Priorität habe. Mit den Zusatzuntersuchungen gehe die Bahn auf Nummer sicher.

Die Überprüfungen hatten am Freitag zahlreiche Zugausfälle zur Folge. Betroffen waren laut Bahn vor allem der ICE-Verkehr aus dem Ruhrgebiet über Köln und Frankfurt am Main nach München sowie Stuttgart, aber auch die ICE-Verbindung zwischen Frankfurt und Paris. Im Norden und Osten Deutschlands gebe es dagegen fast keine Auswirkungen. Kunden konnten sich über Ausfälle über die kostenlose Hotline mit der Nummer 08000-996633 oder im Internet unter www.bahn. de/aktuell informieren. Einschränkungen im Zugverkehr wird es laut Bahn noch bis Anfang nächster Woche geben. Die Lage werde sich aber bereits über das Wochenende deutlich verbessern, da überprüfte Fahrzeuge dann wieder eingesetzt werden könnten, erklärte Rausch.

250 Reisende konnten unverletzt den Kölner Bahnsteig erklimmen

Eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums in Berlin sagte, die Bahn habe die Behörde "sehr zeitnah" über die Untersuchung der ICE-Züge informiert. Das Bundesministerium nehme keinerlei Einfluss auf die Ermittlungen zu dem Unfall. Das werde den Experten des Eisenbahn-Bundesamtes überlassen.

Ursache für den Unfall war der Bruch einer Verbindungsachse zwischen zwei Rädern, wie die Bahn mitteilte. Der ICE war am Mittwoch bei der Ausfahrt aus dem Kölner Hauptbahnhof aus den Gleisen gesprungen. Die 250 Reisenden konnten unverletzt auf dem Bahnsteig aussteigen. Bahnvorstand Rausch betonte, es sei "absolut ungewöhnlich, dass so etwas passiert". "Wir sind sehr überrascht und davon überzeugt, dass sich das nicht wiederholen wird." Mit Zug-Unglücken aus der Vergangenheit habe dieser Unfall nichts zu tun.

Mehrere Zwischenfälle in einer Woche

Zu den möglichen Konsequenzen, falls die Achse des Kölner ICE in voller Fahrt gebrochen wäre, wollte sich Rausch nicht äußern. Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke Frankfurt-Köln werden mehr als 300 Kilometern in der Stunde erreicht. Vergleiche mit dem Zugunglück bei Eschede durch einen gebrochenen Radreifen lehnte die Bahn entschieden ab. Bei einem der schwersten Bahnunglücke in der Geschichte des Unternehmens waren am 3. Juni 1998 in Eschede 101 Menschen ums Leben gekommen und 105 verletzt worden.

Auch in diesem Jahr haben Unfälle der Bahn für Aufsehen gesorgt. So raste am Freitag erneut ein Zug in eine Schafherde. Bei dem Unglück einer Regionalbahn zwischen Bensheim und Lorsch (Hessen) wurden 52 Tiere getötet. Der Lokführer und die etwa zehn Passagiere kamen mit dem Schrecken davon. Bereits Ende April war ein ICE am Landrückentunnel bei Fulda mit Tempo 220 in eine Schafherde gerast und entgleist. Dabei waren 19 Menschen verletzt worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Bahn, weil ein Zugführer zuvor der Betriebsleitzentrale in Frankfurt gemeldet hatte, dass er in entgegengesetzter Richtung ein Schaf überfahren hatte. (sba/dpa)

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