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Sein Lächeln lässt die Kurse stürzen. Berlusconi kommt an den Börsen nicht sonderlich gut an.

© Reuters

Nach Italien-Wahl: Berlusconi verschreckt die Märkte

Europaweit sorgt der Teilerfolg von Silvio Berlusconi bei den Wahlen in Italien für Katerstimmung an den Börsen. Die Aktien brechen ein - auch das Papier von Berlusconis Medienkonzern.

Während die Parteifreunde von Silvio Berlusconi noch ihren Teilerfolg bei den Parlamentswahlen in Italien feierten, herrschte an den Finanzmärkten einen Tag nach der Wahl Katerstimmung. Rot färbte sich am Morgen vor allem das Kurstableau an der Mailänder Börse. Der italienische Aktienindex rutschte um mehr als vier Prozent ab. Auch die Aktie von Berlusconis Medienkonzern Mediaset verlor knapp sechs Prozent. Im übrigen Europa flüchteten Anleger ebenfalls aus Risikopapieren – und suchten Sicherheit bei deutschen Staatsanleihen.

Der Deutsche Aktienindex (Dax) lag am Abend immer noch mit 1,7 Prozent im Minus bei 7637 Punkten. Der europäische Euro-Stoxx-50 sank um 2,3 Prozent auf 2590 Zähler. Die größten Verlierer waren Finanztitel. Auf und ab ging es mit dem Euro-Kurs, der um seinen Vortagspreis pendelte und zuletzt 1,3065 Dollar kostete.

„Viel schlimmer hätte es nicht kommen können“, kommentierten die Volkswirte der Dekabank, der Investmentbank der Sparkassen, das Wahlergebnis. „Italien ist politisch gelähmt.“ Die Wahl zur Abgeordnetenkammer habe zwar erwartungsgemäß den Sozialdemokraten Bersani als Sieger hervorgebracht. Doch im Senat, der zweiten Kammer des Parlaments, habe er es nicht geschafft, eine Mehrheit zu erzielen. Das nun wahrscheinlichste Szenario seien Neuwahlen. „Dieser Weg ist riskant und könnte in einer Neuauflage der Regierung Berlusconi enden.“

Zum ersten Mal in der Schuldenkrise hätten sich die Wähler an den Urnen gegen Reformen ausgesprochen. „Der Sieger heißt: Unregierbarkeit“, titelte die römische Tageszeitung „Il Messagero“ am Morgen nach der Wahl.

Unmittelbar abzulesen waren die neuen Sorgen der Finanzwelt am Anleihemarkt. Hier verschlechterten sich die Konditionen für die Schuldenländer Südeuropas deutlich. Im kurzfristigen Laufzeitbereich von zwei Jahren stiegen die Renditen besonders stark in Portugal, gefolgt von Italien und Spanien. Auch im richtungsweisenden Laufzeitbereich von zehn Jahren gerieten Anleihen der drei Länder Südeuropas stark unter Druck. Deutsche Staatsanleihen, die unter Anlegern als „sicherer Hafen“ gelten, erhielten im Gegenzug starken Zulauf.

Das politische Patt nach der Wahl in Italien macht auch den deutschen Exporteuren zu schaffen. Der Präsident des Branchenverbandes BGA, Anton Börner, stellt sich auf einen Dämpfer im Geschäft mit dem Euro-Handelspartner ein. „In diesem Jahr können wir gar nichts erwarten“, sagte Börner am Dienstag. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone werde noch tiefer in die Rezession rutschen als ohnehin befürchtet. „Da geht es für uns darum, die Marktposition zu halten. Von ausweiten keine Spur“, sagte Börner. Auch mittelfristig sei in Italien wenig zu erwarten. “Machen wir uns nichts vor, das wird auch die nächsten fünf Jahre nicht besser.“ (mit rtr)

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