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Wirtschaft: Nach „Katrina“ – Aufträge für gute Freunde Jetzt profitieren Firmen, die Bush nahe stehen

Washington - Die Vorwürfe sind die gleichen, nur die Weltregion hat gewechselt: vom persischen Golf zu Amerikas eigener Golfküste. Denn in den vom Hurrikan „Katrina“ zerstörten Gebieten profitieren wie zuvor im Irak vor allem diejenigen US-Firmen von milliardenschwerer Wiederaufbauhilfe, die für Präsident Bushs Wahlkampf gespendet haben.

Washington - Die Vorwürfe sind die gleichen, nur die Weltregion hat gewechselt: vom persischen Golf zu Amerikas eigener Golfküste. Denn in den vom Hurrikan „Katrina“ zerstörten Gebieten profitieren wie zuvor im Irak vor allem diejenigen US-Firmen von milliardenschwerer Wiederaufbauhilfe, die für Präsident Bushs Wahlkampf gespendet haben.

Der Argwohn konzentriert sich auf die Konzerne Halliburton und Bechtel, die Infrastrukturdienstleistungen im breitesten Sinne anbieten: von der Ausrüstung für die Ölförderung und der Löschung von Ölbränden über Haus- und Containerbau bis hin zur Versorgung des Militärs und der Hurrikanopfer mit Fertigessen, Getränken und Benzin. Vizepräsident Dick Cheney war früher Chef von Halliburton. Im Aufsichtsrat von Bechtel sitzt George Shultz, Außenminister unter Präsident Ronald Reagan und Berater von Präsident George W. Bush.

Ein Großteil der Fakten ist unstrittig. Denn Untersuchungsausschüsse des Kongresses haben zahlreiche Irak-Aufträge durchleuchtet und festgehalten, dass Halliburton mehrfach überhöhte Rechnungen stellte, etwa bei der Lieferung von Treibstoff fürs Militär. Nichtregierungsorganisationen wie das Center for Public Integrity, die sich als „watchdog“ (Wachhund) begreifen, betonen: 70 US-Firmen, die mehrere hundert Millionen Dollar für Bushs Wahlkampf spendeten, bekamen den Großteil der Irakaufträge.

Wiederholt sich das nun bei der Hurrikan-Hilfe? Insbesondere die „New York Times“ geht dieser Frage nach, mit Spürsinn wie mit Verständnis für die Ausnahmesituation. 140000 Menschen sitzen noch in Notunterkünften: Wer anders als die großen Konzerne wäre fähig, alle zwei Wochen 15000 bis 30000 Wohncontainer mit je zwei bis drei Zimmern bezugsfertig hinzustellen? Noch zitieren die Medien dankbare Neubewohner, die der Hölle des „Superdome“ in New Orleans oder dem Chaos des „Astro Dome“ in Houston entronnen sind. Aber längst ist absehbar, dass viel Kritik folgen wird. Es bleibt gar keine Zeit, die mobilen Städtchen mit mehr als 10000 Einwohnern, die in der Pampa entstehen, sinnvoll zu planen. Und wie ineffektiv eine Mammutbehörde wie der Katastrophenschutz Fema ist, haben deren zögerliche erste Reaktionen auf „Katrina“ illustriert.

Einen Vorwurf hat die korrekte „New York Times“ tags darauf korrigiert: Den 1,5 Milliarden-Auftrag zur Räumung von Hurrikan-Trümmern hat die Halliburton-Tochter Kellog, Brown & Root nicht ohne Ausschreibung erhalten. Es war ein vorausschauender älterer Vertrag – mit Ausschreibung. Aber welcher mittelständische Konkurrent könnte sich verpflichten, Maschinen und Arbeitskraft für den Fall der Fälle vorzuhalten?

Von Korruption spricht niemand in Amerika. Die Verfilzung von Regierung und Industrie ist Folge des legalen Systems der Wahlkampffinanzierung. Auch überhöhte Rechnungen sind kein Sonderproblem der Regierung und befreundeter Firmen. Fast jeder Bürger hat so seine Erfahrung mit Telefon, Handy oder Kabelfernsehen. Häufig sind die Kosten nicht korrekt berechnet und müssen in mühsamen Gesprächen korrigiert werden. Auch da wird gefragt: Schlamperei oder Absicht?

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