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SPD-Chefin Andrea Nahles hat einen Rat an Joe Kaeser: Er sollte das nochmal überdenken.

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Update

Nach Khashoggi-Tötung: Andrea Nahles drängt Joe Kaeser zu Absage von Konferenz in Saudi Arabien

Die SPD-Chefin rät dem Siemens-Chef die Teilnahme an der Investoren-Konferenz zu überdenken. Der Konzern teilte mit, die Entscheidung sei noch nicht gefallen.

Die Liste der Absagenden liest sich wie das „Who is Who“ der Weltwirtschaft. Nach der Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi verzichten führende Politiker und Unternehmer darauf, an der am Dienstag in Riad beginnenden internationalen Investorenkonferenz teilzunehmen. Und der Druck auf diejenigen, die weiterhin nach Saudi-Arabien reisen wollen, steigt.

SPD-Chefin Andrea Nahles forderte Siemens-Chef Joe Kaeser auf, die Veranstaltung zu boykottieren. Damit liegt Nahles auf einer Linie mit Norbert Röttgen (CDU). Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses drängte Kaeser in der „Welt am Sonntag“ zur Absage. Der wachsende Druck könnte Wirkung zeigen. In den vergangenen Tagen hatte der Siemens-Chef, der im Beraterausschuss der Konferenz sitzt, noch stets betont, nach Riad reisen zu wollen. Am Sonntag ließ ein Siemens-Sprecher durchblicken, Kaeser habe sich noch nicht entschieden.

Die Rednerliste schrumpft von 150 auf 120

Aus Protest gegen den Mord an dem regimekritischen Journalisten machen immer mehr Prominente einen Bogen um die Konferenz. Als erster hatte Uber-Chef Dara Khosrowshabi abgesagt, dessen Unternehmen mit Milliarden aus dem Ölland aufgebaut worden ist. Auch US-Finanzminister Steven Mnuchin gab den Saudis einen Korb, obwohl sein Chef, US-Präsident Donald Trump, wegen milliardenschwerer Waffenlieferungen an das saudische Königshaus und der gemeinsamen Ablehnung des Iran, keinen Bruch mit den Saudis will.

Der Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, reist ebenfalls nicht nach Riad. Zu den Großaktionären der Bank gehört Katar, das wegen seiner Nähe zum Iran von Saudi-Arabien mit einem Embargo belegt worden ist. Neben Sewing fehlen auch die Chefs der Großbanken HSBC, Standard Chartered, Credit Suisse und JP Morgan sowie die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde. Die einst 150 Redner und Moderatoren umfassende Liste ist auf 120 geschrumpft.

Beziehungen zwischen Deutschland und Saudi-Arabien sind getrübt

Für Saudi-Arabien ist das ein großer Gesichtsverlust. Immerhin soll das im vergangenen Jahr erstmals veranstaltete „Davos in der Wüste“ das Land als modernen, technologieaffinen Wirtschaftsstandort präsentieren. 2017 hatte Kronprinz bin Salman dort den Bau der Vorzeigestadt Neom für 500 Milliarden Dollar verkündet.

Aufträge für deutsche Unternehmen waren damit aber so gut wie nicht verbunden. Das Verhältnis zwischen Saudi-Arabien und Deutschland ist getrübt, nachdem der damalige Außenminister Sigmar Gabriel im vergangenen November vor „außenpolitischem Abenteurertum“ im Nahen Osten gewarnt hatte. In der Wirtschaft hatte man seitdem versucht, wieder Brücken zu bauen. Vor allem in den Bereichen Energie und Gesundheit sind der Investitionsbedarf der Saudis und das Geschäftsinteresse der deutschen Firmen groß. „Man versucht, im Gespräch zu bleiben“, heißt es aus der Wirtschaft. Doch der Mord an Kashoggi stellt diesen Versuch auf eine harte Probe.

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