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Fluggäste mit dem Reiseziel Mallorca stehen in einer Schlange am Flughafen Hannover. Vielleicht sieht es bald wieder so aus.

© Peter Steffen/dpa

Nach Mallorca-Reiseboom: Tui setzt auf innerdeutschen Urlaub zu Ostern

Die Buchungszahlen für die Balearen wecken in der Tourismuswirtschaft Hoffnung – und provozieren neue Appelle der Politik. Die Branche will davon nichts hören.

Nach dem sprunghaften Anstieg der Urlaubsbuchungen für die Ferieninsel Mallorca hat die Bundesregierung wegen der Corona-Pandemie zum generellen Verzicht auf touristische Reisen aufgerufen.

„Der Appell ist, auf jede nicht unbedingt notwendige Reise zu verzichten“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Ähnlich äußerte sich die Sprecherin des Auswärtigen Amts, Maria Adebahr: „Das Fehlen einer Reisewarnung ist keine Einladung zum Reisen.“ Die Entscheidung müsse aber jeder für sich treffen.

Die Bundesregierung hatte am Freitag entschieden, Mallorca und andere Regionen in Spanien, Portugal und Dänemark von der Liste der Corona-Risikogebiete zu streichen und damit auch die Reisewarnung des Auswärtigen Amts aufzuheben. Damit ist seit Sonntag Urlaub auf der Lieblingsinsel der Deutschen wieder ohne Quarantäne und Testpflicht bei der Rückkehr möglich. Lediglich bei der Einreise nach Spanien muss ein negativer Test vorgewiesen werden.

Nach der Entscheidung der Bundesregierung stiegen die Flugbuchungen für Mallorca sprunghaft an. Der größte Anbieter Eurowings legte deswegen für die Osterzeit 300 zusätzliche Flüge auf die Balearen-Insel auf.

Von der Öffnung Mallorcas möchte auch Marktführer Tui profitieren. Für die Ostersaison, die Ende nächster Woche beginnt und bis Mitte April dauert, setzt die Tui bundesweit 80 zusätzliche Flüge auf die Baleareninsel ein. Der Konzern aus Hannover hat weiter die Kanaren im Programm, die durchgängig angeflogen wurden.

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Doch man setzt auch wieder auf Inlandstourismus. „Wir hoffen auf innerdeutschen Urlaub“, sagte ein Tui-Sprecher auf Anfrage. Vor allem an den Küsten sollte es eine Öffnung zu Ostern geben. Der Branchenriese strukturiert sein Angebot nach Flugpauschalreisen, die rund zwei Drittel ausmachen, Kreuzfahrten und so genannten „erdgebundenen Reisen“, womit Urlaube im deutschsprachigen Raum gemeint sind.

Die Tui hat ein neues Hotel auf Sylt gebaut und würde das gern zu Ostern eröffnen. Ob das möglich sein wird, entscheidet sich vermutlich bei der Ministerpräsidentenkonferenz in der nächsten Woche. In zwei Wochen beginnen in den meisten Bundesländern die Osterferien.

Touristische Aufenthalte in Deutschland sind derzeit untersagt. Und auch Auslandsreisen waren in den vergangenen Monaten nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Denn solange ein Land als Risikogebiet ausgewiesen ist, müssen deutsche Reisende bei der Rückkehr in Quarantäne. Als Risikogebiet werden die Länder und Regionen im Ausland eingestuft, in denen es mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen gibt. Das gilt auch nach der Neueinstufung der Balearen noch immer für den größten Teil Europas.

Viele Unterkünfte kurzfristig stornierbar

Da das Infektionsgeschehen noch immer dynamisch ist, kommen Reiseanbieter den Kunden vielfach entgegen. So sind viele AirBnB-Apartments auf Mallorca bis wenige Tage vor dem Aufenthalt kostenfrei stornierbar. Eurowings bietet eine kostenlose Umbuchung an, sollte man wegen neuer Inzidenzzahlen doch nicht ans gewünschte Urlaubsziel reisen können.

Virologen sehen die neue Reiselust skeptisch. Es sei zu erwarten, dass das Infektionsgeschehen auf Mallorca wieder ansteigt, sagte Melanie Brinkmann vom Helmholtz-Zentrum dem Tagesspiegel. Sie verwies auf die NoCovid- Strategie, die die Einrichtung sogenannter „Grüner Zonen“ und „rigoroses Ausbruchsmanagement bei sporadischem Auftreten neuer Fälle“ vorsieht, um neue Lockdowns zu vermeiden. Über deren Auswirkungen zu diskutieren, sei „müßig, solange der Gesamtkurs nicht stimmt“.

Der Tourismussektor lässt sich den Optimismus jedoch nicht nehmen. Der Index für die europäische Reise- und Tourismusbranche stieg am Montag um bis zu 3,2 Prozent auf ein Rekordhoch von 272,90 Punkten. Weltweit sieht es ähnlich aus. Steigende Buchungszahlen bei Urlaubsflügen lassen auch bei US-Airlines die Hoffnung wachsen. Die Fluglinien Delta, Southwest Airlines und JetBlue Airways rechnen mittlerweile mit einem nicht mehr ganz so starken Umsatzrückgang im ersten Quartal.

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