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Jürgen Fitschen.

© dpa

Nach Steuerrazzia: Deutsche-Bank-Chef Fitschen hält Ermittlungen für überzogen

Die Deutsche Bank steht am Pranger. Konzernchef Jürgen Fitschen räumt Fehler ein, sieht sich selbst aber zu Unrecht von den Staatsanwälten verfolgt. Von Rücktritt will der Manager nach der Steuerrazzia nichts wissen - im Gegenteil: Fitschen will für Aufklärung sorgen.

Nach der Steuerrazzia bei der Deutschen Bank geht deren Co-Chef Jürgen Fitschen in die Offensive. In Interviews mit „Handelsblatt“ und „Bild“-Zeitung (Freitag) wies der Manager die gegen ihn erhobenen Vorwürfe als unbegründet zurück. Zugleich gestand Fitschen Fehler der Bank ein. Er wolle daher den angekündigten Kulturwandel bei der Deutschen Bank forcieren.
„Meines Erachtens war das Vorgehen der Staatsanwaltschaft überzogen“, sagte Fitschen dem „Handelsblatt“. Zu den Vorwürfen der schweren Umsatzsteuerhinterziehung gegen sich selbst sagte Fitschen der „Bild“-Zeitung: „Ich bin fest davon überzeugt, dass sie sich als unbegründet erweisen werden.“ Für einen Rücktritt sehe er keinen Grund, betonte der Manager, der Deutschlands größtes Geldhaus seit Juni 2012 gemeinsam mit dem Investmentbanker Anshu Jain führt: „Jetzt werden wir die Ärmel noch weiter hochkrempeln, um unseren Wandel zügig voranzutreiben.“

500 Fahnder hatten am Dienstag unter anderem die Frankfurter Zentrale des Dax-Konzerns durchsucht. Die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft wirft 25 Mitarbeitern der Bank Steuerhinterziehung, Geldwäsche und versuchte Strafvereitelung im Zusammenhang mit dem millionenschweren Handel mit Luftverschmutzungsrechten (CO2-Zertifikate) vor. Fünf Mitarbeiter wurden verhaftet, vier davon sitzen noch in Untersuchungshaft. Ermittelt wird auch gegen Fitschen und Finanzvorstand Stefan Krause, weil sie die fragliche Umsatzsteuererklärung der Bank für das Jahr 2009 unterschrieben hatten. Diese enthielt nach Erkenntnissen der Ermittler zu Unrecht erstattete Umsatzsteuer aus illegalen Handelsgeschäften mit Emissionsrechten. Im Sommer 2011 korrigierte die Bank die Angaben um etwa 150 Millionen Euro.

Er bedauere sehr, dass die interne Aufklärung noch nicht weiter gekommen sei, sagte Fitschen. „Es liegt in unserem Interesse, der Sache ein Ende zu bereiten.“ Im April 2010 hatte es in dem Fall eine erste Durchsuchung in Räumen der Deutschen Bank gegeben.

Vor einigen Monaten suspendierte das Institut mindestens fünf Händler, die an dem illegalen grenzübergreifenden Zertifikatehandel beteiligt gewesen sein sollen. Es sei „ganz offenkundig so, dass an der einen oder anderen Stelle beim Drang, etwas zu leisten, der Kompass, der Common Sense, nicht hinreichend vorhanden war“, räumte Fitschen mit Blick auf das Investmentbanking ein. „Es ist außerordentlich ärgerlich, dass die Deutsche Bank diese Fehler gemacht hat.“ Fitschen betonte: „Wir sind angetreten mit dem festen Willen, Fehlentwicklungen der Vergangenheit zu korrigieren.“ (dpa)

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