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Ob er sich das gut überlegt hat? Donald Trump setzt seine Unterschrift unter das Dekret, mit dem die USA aus den TPP-Verhandlungen aussteigen.

© AFP

Nach Trumps TPP-Absage: Die EU will die Lücke füllen und kündigt eine Handelsoffensive an

Trumps Absage an TPP könnte der EU und China in die Hände spielen. Junckers Sprecher kündigte eine Offensive an, um Freihandel mit den TPP-Ländern zu vereinbaren.

Die Absage von US-Präsident Donald Trump an das transpazifische Freihandelsabkommen TPP könnte den Welthandel umwälzen. Gewinner könnten die EU und China sein. Die EU ging am Dienstag handelspolitisch in die Offensive. Der Sprecher von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte: „Europa ist offen für Business.“ Dies ist als unmittelbare Reaktion auf die Trump-Ankündigung zu verstehen. Die Gemeinschaft sei fest entschlossen, dem Trend zu Protektionismus zu trotzen. Die EU sei dabei ausdrücklich offen für die Zusammenarbeit mit anderen ähnlich gesinnten Regierungen. Brüssel bemüht sich um die Länder, die Trump nun vor den Kopf stößt. „Mit Ausnahme eines einzigen Landes hat die EU bereits mit allen TPP-Staaten Abkommen oder verhandelt intensiv darüber“, so sagte der Sprecher weiter.

Bei dem geplanten Rückzug der USA aus dem Welthandel reibt sich aber nicht nur die EU die Hände. Auch China sitzt in den Startlöchern, um eine entstehende Lücke zu füllen. Australien hat bereits vorgeschlagen, im TPP-Vertrag die USA durch China zu ersetzen. China war bisher bei TPP außen vor und bleibt zunächst zurückhaltend, weil China ein eigenes Projekt vorantreibt.

Brüssel macht Tempo

Junckers Sprecher machte am Dienstag deutlich, dass das Vorantreiben der Freihandelsagenda Kernanliegen der Juncker-Kommission ist. „Die EU zählt weltweit zu den Wirtschaftsräumen, die am offensten sind.“ Die EU ist der wichtigste Handelspartner für 80 Länder weltweit, die USA ist dagegen der wichtigste Handelspartner für lediglich etwas mehr als 20 Länder. Der Export in Länder außerhalb der EU hat seit 1995 um mehr als 70 Prozent zugelegt.

31 Millionen Jobs in der EU sind vom Export in Länder außerhalb der Gemeinschaft abhängig. Jeder siebte Arbeitsplatz hängt am Export, 1995 war es noch jeder elfte. Bei der großen öffentlichen Aufmerksamkeit für TTIP und Ceta wird häufig übersehen, dass die EU bei Freihandelsabkommen seit Jahren in der Offensive ist. Derzeit laufen zwischen der EU-Kommission und Partnern allein die Gespräche für annähernd 20 regionale oder bilaterale Handelsabkommen.

Der CDU-Handelsexperte im Europa-Parlament, Daniel Caspary, macht Tempo. „Jetzt ist es umso wichtiger, mit allen TPP-Staaten über den Freihandel zu reden und die laufenden Verhandlungen zügig zum Abschluss zu bringen“, sagt der Abgeordnete im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Der Chef des Handelsausschusses im Europa-Parlament, Bernd Lange (SPD), sieht es ähnlich: „Gerade in Zeiten, in denen Trump rücksichtslosen Protektionismus und die Dominanz des Stärkeren ausruft, muss sich Europa für faire globale Regeln stark machen.“

Die USA sind der größte Handelspartner der EU

Insgesamt sollte das TPP-Abkommen zwölf Staaten umfassen. Darunter ist Kanada. Das Ceta-Abkommen zwischen der EU und Kanada wurde gestern mit großer Mehrheit im Handelsausschuss des EU-Parlaments beschlossen und nahm damit die entscheidende Hürde vor der endgültigen Abstimmung im Februar im Plenum. Weiterer Kandidat für TPP ist Südkorea: Das Abkommen des Landes mit der EU ist seit Dezember 2015 in Kraft. Auch Japan wollte mitmachen, die Verhandlungen zwischen der EU und Japan laufen. Singapur und Vietnam, zwei weitere Kandidaten für TPP, haben bereits ausverhandelte, aber noch nicht in Kraft getretene Abkommen mit der EU. Die Gespräche mit Indonesien, Thailand, Australien und Neuseeland sind ebenfalls im Gange.

Die USA sind der größte Handelspartner der EU, 2015 gingen 17,6 Prozent aller EU-Exporte in die USA. Da steht viel auf dem Spiel, wenn die USA unter Trump die Zollschranken hochziehen. Die EU nimmt aber schon Alternativen in den Blick: Auf Platz zwei bei den Exporten lag 2015 China mit einem Anteil von 14,8 Prozent. Caspary macht sich dafür stark, „unsere Agenda für freien Handel mit China voran zu treiben“. Seit drei Jahren verhandelt die EU-Kommission mit Peking über ein Investitionsschutzabkommen. Da sei es Zeit, Ergebnisse zu bekommen.

Annäherung EU - China

Die Beziehungen werden immer intensiver. So habe China 2015 bereits mehr Investitionen in der EU getätigt als Unternehmen aus der EU in China. Dazu passt, dass im Streit zwischen der EU und China um den Marktwirtschaftsstatus die Zeichen auf Entspannung stehen. Der Kompromiss-Vorschlag der Kommission, Handelsschutzinstrumente nur noch dann anzuwenden, wo es Verzerrungen gibt, scheint in Peking auf Zustimmung zu stoßen. China- und USA-Experte Reinhard Bütikofer (Grüne) befürchtet: „Die EU-Handelspolitik muss sich darauf einstellen, dass Trump auch gegenüber der EU eine noch härtere Linie einschlagen wird als dies schon die Obama-Administration getan hat.“ Nachdem jetzt das Motto „Amerika zuerst“ ausgerufen wurde, werde es bei den TTIP-Verhandlungen noch weniger Zugeständnisse geben.

Derweil bereitet sich die Trump-Administration darauf vor, mit Kanada und Mexiko das Nafta-Abkommen neu zu verhandeln. Aber ganz so schnell wird es nicht gehen. Trumps Schwiegersohn und Berater Jared Kushner sagte „aus logistischen Gründen“ kurzfristig einen für Dienstag anberaumten Besuch in Kanada ab, wie es in kanadischen Regierungskreisen hieß.

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