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Nach Zugausfällen: Die Bahn ist nach Chaos auf Bewährung

Die Bahn steht nach dem jüngsten Reisechaos unter verschärfter Beobachtung. Die Politik droht mit strengeren Gesetzen.

Berlin - Die Bahn steht nach dem jüngsten Reisechaos unter verschärfter Beobachtung. „Wir überprüfen, wie die Bahn die Entschädigung der Kunden handhabt“, sagte Peter Bleser, Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion, dem Tagesspiegel. Danach soll entschieden werden, ob die bestehenden Fahrgastrechte zugunsten der Verbraucher verschärft werden oder nicht. „Wenn’s funktioniert, brauchen wir keine Veränderungen“, betonte der CDU-Politiker. Sonst schon. Nach geltendem Recht können Kunden 25 Prozent ihres Fahrpreises zurückverlangen, wenn der Zug eine Verspätung von mindestens einer Stunde hat. Bei höherer Gewalt ist eine Haftung der Bahn jedoch ausgeschlossen.

Verbraucherschützer befürchten, dass sich die Bahn bei den jüngsten Zugausfällen und -verspätungen auf das Winterwetter und damit auf höhere Gewalt herausreden könnte. Vor Weihnachten hatte es massive Zugausfälle auf der Strecke Berlin-München gegeben, an Silvester und Neujahr hatten Eisregen und vereiste Oberleitungen die Verbindungen im Norden und Westen beeinträchtigt, zwischen Berlin und Amsterdam ging vorübergehend nichts mehr. Am Sonntag hatten sich außerdem mehrere Züge von Berlin nach Köln, Hamburg und Frankfurt am Main verspätet. Als Grund wurde eine technische Störung in einem Stellwerk am Ostbahnhof angegeben.

Heidi Tischmann, stellvertretende Geschäftsführerin des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), hält die Begründungen der Bahn jedoch für vorgeschoben. „Das Wetter war eine Ausrede“, sagte Tischmann dem Tagesspiegel. Im vergangenen Jahr habe es ständig Zugausfälle und -verspätungen gegeben, „statt der ICEs sind Intercitys gefahren, oft sind sogar nur alte Interregio-Wagen eingesetzt worden“. Sie sei gespannt, wie die Bahn jetzt auf die Reklamationen der Kunden reagiere. Hartmut Buyken vom Fahrgastverband Pro Bahn rät Fahrgästen dazu, Entschädigungen zu verlangen. Zumindest bei den Zugausfällen auf der Strecke zwischen Berlin und München und bei der Stellwerkpanne in Berlin müsse die Bahn zahlen, meint Buyken.

Viele Kunden sind bereits aktiv geworden. Obwohl die Reisezeit noch einige Tage andauern werde, gebe es bereits jetzt eine „höhere Nachfrage bei den Servicestellen“, sagte eine Bahn-Sprecherin auf Anfrage. Wer Opfer des Eisregens, der vereisten Oberleitungen oder der Stellwerkpanne geworden ist, kann mit Ersatz rechnen, betonte die Sprecherin. Bei den Zugausfällen auf der Strecke Berlin-München werde dagegen jeder Einzelfall geprüft. Heike Jahberg

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