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Wirtschaft: Nachfolger einer Legende

Chrysler-Chef Eaton folgte auf Lee Iacocca DÜSSELDORF (brs/HB).Er übernahm den vielleicht schwierigsten Job, den die amerikanische Industrie Anfang der 90er Jahre zu vergeben hatte.

Chrysler-Chef Eaton folgte auf Lee Iacocca DÜSSELDORF (brs/HB).Er übernahm den vielleicht schwierigsten Job, den die amerikanische Industrie Anfang der 90er Jahre zu vergeben hatte.Als Robert J.Eaton im Januar 1993 zum Chrysler-Chef berufen wurde, kämpfte der Autohersteller um sein Überleben: Eine verfehlte Modellpolitik hatte dazu geführt, daß Chryslers Marktanteil in den USA auf karge 8,5 Prozent gesunken war, womit das Traditionsunternehmen sogar hinter die japanischen Newcomer Honda und Toyota auf den fünften Platz zurückfiel.Die Beförderung zum Boß einer der renommiertesten US-Firmen hatte noch einen weiteren Haken: Der heute 57jährige Eaton sollte bei Chrysler einen Mann mit einem sagenhaften Namen beerben: Lee Iacocca.Der hatte Chrysler in den 80er Jahren mit einem radikalen Kostensenkungsprogramm vor dem Ruin gerettet und war so in den Rang einer lebenden Managerlegende erhoben worden.Daß das Vorbild aller amerikanischen Unternehmer in den letzten Jahren seiner Amtszeit bei Chrysler auch gravierende Fehlentscheidungen traf, die Eaton schnellstmöglich zu korrigieren hatte, weil neue hohe Schulden das Unternehmen in seiner Existenz gefährdeten, machte seinen Amtsantritt im Chrysler Hauptquartier nicht eben leichter.Gleichwohl wähnte sich Eaton als Chrysler-Chef endlich auf dem Gipfel seiner beruflichen Karriere, die in einer Kleinstadt namens Buena Vista im amerikanischen Bundesstaat Colorado begonnen hat.Schon im Alter von zehn Jahren lernt Eaton wie man Luftfilter einbaut, Wasserpumpen austauscht und Vergaser einstellt.Mit elf macht er sein erstes Auto betriebsbereit und mit 22 erfüllt er sich nach einem Ingenieurs-Studium an der Universität von Kansas seinen Kindheitstraum: Er heuert als Trainee in der Forschungsabteilung von Chevrolet an.In den nächsten Jahren steigt Eaton zu einem der ganz Großen innerhalb der Autobranche auf, zu einem "car guy", wie die Amerikaner hochachtungsvoll ihre Manager nennen, denen sie Benzin statt Blut in den Adern nachsagen.Seine Stationen: Von Chevrolet wechselt er zu einer weiteren GM-Tochter, Oldsmobile, und wird 1982 schließlich zum Vize-Präsidenten der GM Corporation ernannt.Sechs Jahre später verantwortet er das gesamte Europa-Geschäft des weltgrößten Autoherstellers.Als er bei GM keine Chance mehr sieht, in absehbarer Zeit auf den Chefsessel in den USA zu wechseln, kommt ihm das Angebot der Konkurrenz gerade recht.Kurzentschlossen unterschreibt er im Sommer 1992 den Vertrag bei der Chrysler-Gruppe, die er in den vergangenen Jahren wieder in die Erfolgsspur steuert.Blendende Geschäftsaussichten sagen sämtliche Experten dem neuen Autoriesen DaimlerChrysler AG voraus.Die Geschicke der Firma wird Eaton in den nächsten Jahren zusammen mit Daimler-Chef Schrempp maßgeblich bestimmen.Ob der Job an Schrempps Seite einfacher wird als die Iacocca Nachfolge, ist zu bezweifeln.

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