zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Nachtschicht für alle

Gut zwei Dutzend Berliner Industriefirmen öffnen sich für Besucher.

Berlin - In die Industrie kommt nicht jeder mit. 2884 Anmeldungen gab es für die „1. Lange Nacht der Industrie in Berlin“, doch nur für 1100 Personen ist Platz. Für diesen Mittwochabend haben Wirtschaftssenat und Verbände, Berlin Partner und gut zwei Dutzend Firmen eingeladen, „um sich über Industriebetriebe als Arbeitgeber zu informieren“, wie Wirtschaftssenatorin Sybille von Obernitz (parteilos) formuliert. Tatsächlich sind rund zwei Drittel der Teilnehmer Schüler und Studenten, die sich bei Dickschiffen der deutschen Industrie wie Siemens, Conti und BMW, bei den Berliner Brauereien oder beim Bühnenservice der Stiftung Oper in Berlin (Kieback & Partner) informieren wollen über Ausbildungs- und Arbeitsplätze.

Erstmals in Hamburg veranstaltete die dort ansässige Agentur prima-events eine Lange Nacht der Industrie. Das war 2008. Inzwischen haben die cleveren Eventmanager ihre Idee auf die ganze Republik übertragen, in diesem Jahr gibt es insgesamt zehn Industrienächte in verschiedenen Städten und Regionen. Eine lukrative Sache, denn jede Firma zahlt mindestens 3000 Euro für die Teilnahme. Dafür können die Firmen auch Wünsche über die Besucher anmelden – wer zum Beispiel nur Studenten will, der bekommt die auch. In Berlin sind noch die Wirtschaftsverwaltung, die Wirtschaftsförderer von Berlin Partner und verschiedene Wirtschaftsverbände mit Geld dabei.

Dass Berlin zum ersten Mal mitmacht, hängt vielleicht mit dem Zustand der Betriebe zusammen. „Die Industriestadt Berlin hat wieder Tritt gefasst“, glaubt jedenfalls die Wirtschaftssenatorin. Es gebe hier einen guten Mix aus Zukunftstechnologien und Traditionsbranchen. Allerdings gibt es noch immer viel zu wenig Industrie. Nach Angaben der Senatsverwaltung waren es Ende 2011 rund 105 000 Arbeitnehmer, die in Industriefirmen tätig waren. Das sind gerade mal neun Prozent aller Erwerbstätigen und deutlich weniger als in Hamburg.

Relativ stark vertreten ist in Berlin die Elektroindustrie mit knapp einem Drittel der Industriebeschäftigten. „Zu den Kernbranchen zählen das Metallverarbeitende Gewerbe, der Maschinen- und Fahrzeugbau, die Chemische und Pharmazeutische Industrie, die Ernährungswirtschaft sowie die Branchen Druck und Papier“, schreibt die Wirtschaftsverwaltung anlässlich der Industrienacht.

Start zu den Touren ist an der TU, wo Senatorin Obernitz noch mal in einer kleinen Rede die Bedeutung der Industrie betonen wird. Wenn alles gut läuft, soll die Nacht künftig einmal im Jahr stattfinden. Die Industriefreunde und Jobsuchenden, die jetzt nicht mitdurften, können also auf 2013 hoffen. Alfons Frese

Zur Startseite