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Wirtschaft: Nagelprobe für Euroland

Zuerst war es Asien.Dann kam das Rußlanddesaster dazu.

Zuerst war es Asien.Dann kam das Rußlanddesaster dazu.Dann geriet Präsident Bill Clinton unter Druck.Die Börsen brechen ein.Unternehmen geraten in Not.Kredite werden nicht mehr zurückgezahlt.Und jetzt wird auch noch der Dollar weich.Kein Zweifel: Für die Weltwirtschaft sind schwierige Zeiten angebrochen.Was aber heißt das für Deutschland und Europa, für den Euro?

Auch in Deutschland nehmen die Sorgen zu.Alle Konjunkturvorhersagen für dieses Jahr haben einen Dollarkurs von über 1,70 DM zugrundegelegt.Gestern rutschte der Greenback erstmals in diesem Jahr unter die magische Marke.Gibt der Dollar weiter deutlich nach, geraten nicht nur die deutschen Exporteure in Schwierigkeiten.Schon erinnern sich die ersten mit Grauen an das Jahr 1994, als der Dollarkurs unter 1,40 DM fiel und die gerade anlaufende Konjunktur im Keim erstickte.Die erhoffte Erholung auf dem Arbeitsmarkt blieb aus, im Gegenteil: Die Arbeitslosigkeit erreichte in den Folgejahren Nachkriegsrekorde von bis zu fünf Millionen Arbeitslosen.

Diesmal allerdings träfe es Deutschland zu einem späteren Zeitpunkt.Die Kapazitäten der Industrie sind gut ausgelastet, die Investitionen in neue Fabriken und Ausrüstungen tragen bereits seit dem Frühjahr einen guten Teil des Aufschwungs.Wenn die Binnennachfrage robust genug ist, wird ein schwacher Dollar das Wachstum zwar dämpfen, aber nicht ersticken.

Diesmal liegt die Gefahr auf der anderen Seite.Seit wenigen Monaten sind die Währungen der Euro-Teilnehmerländer fest aneinandergekoppelt.In den nächsten Wochen und Monaten wird sich zeigen, wie weit sich die Wirtschaftsentwicklung im Euroland tatsächlich angeglichen hat.Denn im Teilnehmerkreis der europäischen Einheitswährung darf nun niemand mehr ausscheren und seine Währung zugunsten von Wirtschaftswachstum und Beschäftigung abwerten.So wird sich in den kommenden Wochen und Monaten nicht nur zeigen, wie groß die Gefahren einer weltweiten Abkühlung des Wirtschaftsklimas sind.Es wird sich auch erweisen, wie ernst es Europa mit dem Zusammenwachsen ist - und wie stabil eine gemeinsame Währung in schwierigen Zeiten ist.

URSULA WEIDENFELD (tsp)

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