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1907 wurde Mifa gegründet - jetzt muss es wohl verkauft werden.

© dpa

Nathusius übernimmt Fahrradwerke Mifa: Neue Eigentümer mit sozialer Ader

Die Unternehmerfamilie Nathusius hat das Traditionsunternehmen Mitteldeutschen Fahrradwerke Mifa übernommen. Jetzt will sich Familie Nathusius um den Ausbildungs-Nachwuchs kümmern.

Der Unternehmer und ehemalige Krupp-Manager Heinrich von Nathusius hat nach dem Autozulieferer Ifa jetzt auch das Traditionsunternehmen Mitteldeutsche Fahrradwerke (Mifa) in Sachsen-Anhalt gekauft. Von Nathusius sei „eine gute Wahl“, sagte der Bürgermeister der Stadt Sangerhausen, Ralf Poschmann, dem MDR. Mifa hatte Ende September Insolvenz angemeldet, weil der vorgesehene Einstieg des indischen Fahrradherstellers Hero gescheitert war. Die Auftragsbücher waren nach Unternehmensangaben aber gut gefüllt. Der Kaufvertrag zwischen dem Insolvenzverwalter und der Familie Nathusius sei in der Nacht zum Freitag unterzeichnet worden, teilte die Mifa mit. Ein Kaufbetrag wurde nicht genannt. Die Kartellbehörden müssen die Übernahme noch prüfen, sie soll rückwirkend zum 1. Dezember gelten.

„Wir haben großes Vertrauen in die neuen Investoren, die über herausragende unternehmerische Kompetenz verfügen und viel Kapital in die Hand genommen haben“, sagte Landes-Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU). Die Landesregierung hatte am Mittwoch eine Bürgschaft übernommen, damit die landeseigene Investitionsbank einen Kredit von mehr als zehn Millionen Euro für die Sanierung der Mifa geben kann. Der Unternehmer sei „genau das, was in Sangerhausen jetzt gebraucht wird“, sagte Bürgermeister Poschmann dem MDR. Die Probleme der Mifa hätten nicht in der Produktion gelegen, sondern in der Buchhaltung. Die Fahrräder seien anscheinend zu billig verkauft worden. Bei Mifa arbeiten rund 600 Menschen. Der traditionsreiche Betrieb ist nach eigenen Angaben der gemessen am Absatz größte deutsche Fahrradhersteller. Schwerpunktmäßig baut Mifa Fahrräder im Auftrag von Großabnehmern – darunter für Einzelhandelsketten, die Deutsche Post, Verleihsysteme oder Autohersteller.

Mifa-Betriebsratsvorsitzende Enke: "Erleichtert und dankbar"

Die Mifa-Betriebsratsvorsitzende Dagmar Enke äußerte sich am Freitag „erleichtert und dankbar“, dass es in „dieser kurzen Zeit“ gelungen sei, eine Perspektive für die Arbeitnehmer zu finden. An erster Stelle stehe die Beschäftigungssicherung, erklärte sie. Die Beschäftigten erwarteten, in einen Veränderungsprozess einbezogen zu werden, damit Fehler der Vergangenheit nicht erneut gemacht würden.

Heinrich von Nathusius hatte 1992 das Ifa-Gelenkwellenwerk Haldensleben von der Treuhand gekauft und war mit seiner Familie von Düsseldorf nach Haldensleben gezogen. In den Folgejahren gelang es dem Unternehmer unter anderem, Langzeitverträge mit Volkswagen zu schließen und neue Kunden zu akquirieren und Ifa zum erfolgreichen Autozulieferer mit 1400 Beschäftigten zu machen. Heute gehören neben VW auch Daimler und BWM zu den Großkunden des Unternehmens. Die Ifa-Gruppe mit Standorten in Deutschland, China und den USA hat heute insgesamt 2200 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz lag 2013 bei 407 Millionen Euro. Von Nathusius und seine drei Kinder sind Gesellschafter der Unternehmens-Gruppe.

Nathusius kümmert sich um den Ausbildungs-Nachwuchs

Neben den Geschäften ist der Familie auch soziales Engagement sehr wichtig. So sind zehn Prozent der Ifa-Belegschaft nach Angaben des Unternehmens Auszubildende oder absolvieren ein duales Studium. Die Familie Nathusius will durch diesen Schritt die hohe Jugendarbeitslosigkeit in der Region abfedern. Zudem erhalten sämtliche Mitarbeiterkinder die Möglichkeit, im Betrieb eine Ausbildung zu machen. Wenn sich der Nachwuchs dafür entscheidet, garantiert die Ifa die Übernahme nach bestandenem Abschluss. In der Stadt Haldensleben hat die Familie Nathusius im Sommer die Patenschaft für die städtische Kindertagesstätte „Max und Moritz“ übernommen und greift ihr finanziell unter die Arme. So konnte die Einrichtung ihre zum Teil aus sozial schwachen Familien stammenden 230 Kita-Kinder gerade mit einer Weihnachtsfeier und Geschenken beglücken. Neben dem Kindergarten fördert die Unternehmerfamilie auch diverse Jugendprojekte in der Region.

Bei der Ifa freut man sich über die soziale Ader von Unternehmer Nathusius – auch mit Blick auf die Mifa. „Wir sind stolz, dass die Familie so schnell und beherzt gehandelt hat“, sagte eine Unternehmenssprecherin.

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