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Fußball und Bier, hier in der Berliner "Destille". Kneipenwirte zahlen seit Herbst mehr für ihre Sky-Abos.

© Kai-Uwe Heinrich

Neue Abonnenten, größere Pakete: Bezahlsender Sky verdient erstmals Geld

Die Konzentration auf Fußball lockt mehr Abonnenten und zahlt sich aus: Der Sender Sky meldet erstmals operativen Gewinn. Das Modell Pay-TV funktioniert vielleicht doch. Jetzt drängen weitere Anbieter auf den Markt.

Von Maris Hubschmid

Berlin - Totgesagte leben länger – und manchmal sogar richtig auf: Das Modell Bezahlfernsehen funktioniert in Deutschland womöglich doch. Immer mehr Menschen, meldete das Unternehmen Sky am Donnerstag, entscheiden sich für ein Fernsehabonnement. 304 000 neue Kunden konnte der Sender 2013 gewinnen, die Gesamtzahl stieg damit auf rund 3,7 Millionen. Für das Unternehmen, das inzwischen zum Imperium des US-Milliardärs Rupert Murdoch gehört, bedeutet das den ersten operativen Gewinn überhaupt. 35 Millionen Euro verdiente Sky im vergangenen Jahr vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, wie das Unternehmen bei München bekannt gab.

Sky-Deutschlandchef Brian Sullivan, der vor fast vier Jahren die Leitung des Senders übernommen hat, kann damit einen wichtigen Erfolg verbuchen. Auch, wenn das Unternehmen unterm Strich noch tief in den Miesen hängt – da steht ein Verlust von 133 Millionen Euro. Deutlich weniger immerhin als im Vorjahr, wo er sich auf 195 Millionen summierte. In einer Telefonkonferenz versprach Sullivan: „2013 war ein gutes Jahr – 2014 wird noch besser“. Entwickeln sich die Geschäfte weiter wie aktuell, könnte 2015 die echte Gewinnschwelle erreicht werden.

Premiere war ein Flop

Dabei sah es jahrelang gar nicht danach aus: Unter dem Namen Premiere als Leo Kirchs Baby auf den Weg gebracht, war Pay-TV in Deutschland ein wahrer Problemfall. Geschönte Abo-Zahlen, horrende Defizite – gute Nachrichten waren rar. 2008 begann Rupert Murdoch sich bei Premiere zu engagieren und taufte den Sender um. Seitdem hat er bewiesen, dass er nicht nur Geld, sondern auch Geduld hat. Seit Anfang vergangenen Jahres hält der Investor die Mehrheit an Sky. Seine Überzeugung: In Deutschland leben viele Konsumenten, die kaufkräftig und anspruchsvoll genug sind für Pay-TV. Und: So wenig, wie der Markt ausgeschöpft ist, könne er nur wachsen.

Der Fernsehmarkt ist in Deutschland gleichwohl hart umkämpft. Neben den öffentlich-rechtlichen Angeboten gibt es mehr werbefinanzierte Privatsender als in den meisten anderen Ländern, und schon die Rundfunkgebühren zahlen die meisten Bürger wenn überhaupt nur unwillig. Was also können Bezahlsender bieten, was es auf anderen Kanälen nicht gibt, müssen sich die Anbieter fragen. Die Antwort ist: Fußball.

Unsummen für Exklusivrechte

Für das Recht auf Live-Exklusivübertragung in der Bundesliga-Saison 2013/2014 zahlte Sky sagenhafte 486 Millionen Euro. Wenig erstaunlich, dass der Sender im Sommer entschied, die Wirte von Fußballkneipen stärker zur Kasse zu bitten – der Preis für das Abo richtet sich nunmehr auch nach Betriebsgröße und Standort, also danach, wie bevölkerungsreich, wohlhabend und sportaffin das Viertel ist. Die Proteste waren groß, die Kündigungsraten letztlich überschaubar. Zu wichtig sind die Übertragungen für die Lokale.

Erst im Dezember sicherte sich Sky auch die Rechte für die Champions-League bis einschließlich 2018, Kosten auch hier pro Saison: geschätzte 50 Millionen Euro. Sky-Sportchef Carsten Schmidt kündigte dazu technische Innovationen wie eine Superzoom-Kamera an. Der technische Fortschritt eröffnet dem Pay-TV neue Vertriebswege und Möglichkeiten, das eigene Angebot abzugrenzen. Hochauflösende Bilder, 3D-Angebote, schnelles Internet – dafür geben Kunden auch mehr Geld aus. Die Tendenz geht zu umfangreicheren und teureren Paketen. Der Umsatz pro Kunde legte 2013 um fünf Prozent auf 33,51 Euro zu.

Privatsender rüsten auf

Dieser Erfolg lockt auch Mitbewerber. Privatsender wie RTL und ProSiebenSat.1 drängen in den Pay-TV-Markt, mit Spartenkanälen wie RTL Living und Sat1 Gold. Bislang werden erst zwei Prozent der Erträge dort aus Bezahlmodellen erwirtschaftet. Aber die Richtung ist klar.

Mehr und mehr wird zudem das Modell Video-on-demand zum Massenphänomen. Portale wie Watchever, die ProSiebenSat1-Plattform Maxdome und Lovefilm.de, das zu Amazon gehört, ziehen vor allem ein junges Publikum an.

Ein größerer Rivale für Sky lässt gleichwohl auf sich warten. „Wir planen, uns später im Jahr merklich in Europa auszubreiten“, teilte der US-Anbieter Netflix Ende Januar mit, der in seinem Heimatmarkt bereits mit Eigenproduktionen wie der Serie „House of Cards“ auf sich aufmerksam macht.

Sky-Aktionäre sehen die nunmehr 1,5 Milliarden Euro Umsatz dennoch nicht bedroht. Die Aktie stieg um knapp neun Prozent.

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